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Kommentar Mediale AttentatsanalyseTerrorexperten? Errorexperten!

Ein Experte sollte, so die Definition seiner Aufgabe, Fakten abwägen und dann seine Einschätzung geben. Die Terrorexperten haben damit per Definition versagt.

N orwegen war eindeutig der Super-GAU der Terrorexperten. Was da schon wenige Minuten nach dem Bekanntwerden des Anschlages über dessen Hintergründe vermeintlich analysiert wurde, lässt sich als größtmöglich anzunehmender Unsinn beschreiben. Seien es die öffentlich-rechtlichen Sender wie ARD oder ZDF oder private wie NTV oder N24 - auf allen Kanälen schwadronierten die vom Fernsehen ernannten Fachleute über politische Militanz und erzählten aus dem islamistischen Nähkästchen. Binnen kurzer Zeit hatten sie die Öffentlichkeit zu Fachleuten über die skandinavische al-Qaida-Szene gemacht und Wasser auf die Mühlen der allumfassenden Islamophobie gegossen.

Die angebotenen Beweisführungen für den islamistischen Hintergrund kamen eigentlich einer permanenten Beleidigung des Intellekts der Zuschauer gleich. "Autobombe + viel Sprengstoff = kommt von da unten, von den dänischen Karikaturen-Hassern", lautete im Groben und Ganzen das unseriöse Angebot der sogenannten Fachleute des Terrors.

Nun muss man einräumen, dass unsere Terrorexperten wirklich nicht zu beneiden sind. Kaum hat es geknallt, schon müssen sie auf Sendung, und los geht es mit dem Kaffeesatz-Lesen - und das in einer Zeit, in der noch keinerlei Fakten auf dem Tisch liegen. Was soll der arme ARD-Terror-Becker auch antworten, wenn er von der Tagesthemen-extra-Moderatorin gefragt wird: "Die Behörden vermuten einen islamistischen Anschlag, welche Hinweise gibt es darauf?" Man fragt sich natürlich, von welchen Vermutungen die Moderatorin eigentlich spricht, da sich die norwegischen Behörden klugerweise zu diesem Zeitpunkt noch nicht über einen Täterhintergrund geäußert haben. Aber eine solche Antwort wäre viel zu unspektakulär und ziemt sich nicht für den renommierten Terrorexperten.

Bild: privat
KARIM AL-GAWHARY

ist taz-Korrespondent für die arabische Welt. Er lebt und arbeitet in Kairo, Ägypten.

Ein Experte sollte, so die Definition seiner Aufgabe, Fakten abwägen und dann seine Einschätzung geben. Manchmal würde so mancher Journalist oder Experte mit der Aussage "Wir wissen es noch nicht" mehr Glaubwürdigkeit beweisen. Das aber wiederum entspricht nicht dem Medien-Echtzeit-Terror, in dem der Anschlag bereits geklärt sein will, wenn sich noch nicht einmal der Staub gelegt hat. Aber das ist ein anderes Thema.

Man sucht sich zu erinnern, wann so ein Terrorexperte der Öffentlichkeit schon einmal zu einem echten Erkenntnisgewinn verholfen hat. Wenn überhaupt, dann waren die Aussagen der Terrorexperten weit weniger erhellend als die des Polizeireporters oder der ersten Pressekonferenz. In diesem Sinne sind die Terrorexperten nur Lückenfüller, sie nehmen die Funktion einer Vorgesangstruppe ein. Bevor die Musikband des Abends mit den ersten Hinweisen oder gar Beweisen aufwarten darf, dürfen sie ein wenig schlechte Stimmung machen und Angst verbreiten.

Vielleicht sollten die Medien einfach in Fällen wie Oslo für ein paar Stunden den Mut zur Lücke versuchen. Wenn sie zu dieser Größe gefunden hätten, dann ließe er sich ersatzlos streichen: der Berufsstand des Errorexperten.

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Karim El-Gawhary
Auslandskorrespondent Ägypten
Karim El-Gawhary arbeitet seit über drei Jahrzehnten als Nahost-Korrespondent der taz mit Sitz in Kairo und bereist von dort regelmäßig die gesamte Arabische Welt. Daneben leitet er seit 2004 das ORF-Fernseh- und Radiostudio in Kairo. 2011 erhielt er den Concordia-Journalistenpreis für seine Berichterstattung über die Revolutionen in Tunesien und Ägypten, 2013 wurde er von den österreichischen Chefredakteuren zum Journalisten des Jahres gewählt. 2018 erhielt er den österreichischen Axel-Corti-Preis für Erwachensenenbildung: Er hat fünf Bücher beim Verlag Kremayr&Scheriau veröffentlicht. Alltag auf Arabisch (Wien 2008) Tagebuch der Arabischen Revolution (Wien 2011) Frauenpower auf Arabisch (Wien 2013) Auf der Flucht (Wien 2015) Repression und Rebellion (Wien 2020)
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38 Kommentare

 / 
  • A
    Amira

    KTO,

     

    Ihr Einwand tut hier nichts zur Sache. Es war kein islamistischer Anschlag. Punkt. Jedes weitere Wort können Sie sich also sparen und sich doch bitte auf das Wesentliche konzentrieren.

     

    Oder muss man bei allem Unglück, das in der Welt geschieht von nun an den bösen Moslem aus der Kiste holen: "Ja, es war nur ein Tsunami, aber die Islamisten haben auch....".

     

    Das alles erinnert mich tatsächlich an eine gut geölte Propagandamaschine.

  • D
    Donatus

    Unsere bekannten "Sicherheitspolitiker", da fallen mir gleich bekannte Namen aus dem schönen Bayern ein, sollten nun lernen, dass es nach dem Verbrechen in Norwegen nicht vornehmlich darum geht, erneut Überwachungsmechanismen zu aktivieren, vielmehr stellt sich die Frage, auf welchem Boden ein derartiges Verbrechen wachsen konnte. Sind nicht in der Bundesrepublik bekannte Islamophobe geradezu in den Medien herumgereicht worden? Wo waren die verantwortungsbewussten Redakteure bei Zeitungen, Fernseh- und Rundfunkanstalten, wenn Henryk M. Broder sein Gift gegen den Islam ungehindert verbreiten durfte? Spannende Sendungen,hohe Einschaltquoten, das war ihnen wohl das Wichtigste. Wo waren die Verfassungsschützer die rechtzeitig, noch bevor vergiftetes Saatgut auf fruchtbaren Boden fallen konnte, das Umfeld des Hasses beobachteten? Sind es nicht gerade die heute so blamierten "Experten", die ihre "Informationen" bei jenen "Diensten" abholten, die ihre Aufgabe so sträflich vernachlässigten und auf einem Auge blind nur immer in eine Richtung schielten - wohl, weil "die Politik" es so wollte ? Nun ist der Schaden groß, der Hass auf die Fremden, er ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und aus der Mitte dieser Gesellschaft erwachsen jene Täter, die uns alle nun so sehr beunruhigen. Norwegen, das kann morgen jedes Land sein, in dem Schreibtischtäter so lange und unbehelligt ihr übles Spiel treiben konnten, zu Bestsellerautoren mutieren durften.

  • J
    Joe

    Seltsam, dass die taz zu Fukushima nicht solch einen Kommentar spendieren konnte, der in etwa so hätte lauten können: Fukushima war eindeutig der Super-GAU der Atomexperten. Was da schon wenige Minuten nach dem Bekanntwerden des Unglücks über dessen Hintergründe vermeintlich analysiert wurde, lässt sich als größtmöglich anzunehmender Unsinn beschreiben. Seien es die öffentlich-rechtlichen Sender wie ARD oder ZDF oder private wie NTV oder N24 - auf allen Kanälen schwadronierten die vom Fernsehen ernannten Fachleute über Kernschmelze und Strahlentote. Binnen kurzer Zeit hatten sie die Öffentlichkeit zu Fachleuten über die Kernenergie und Strahlenphysik gemacht und Wasser auf die Mühlen der allumfassenden Strahlenphobie gegossen.

  • K
    kto

    Natürlich war das peinlich, was die Terrorexperten da abgeliefert haben. Aber so ist das eben, wenn eine Serie mal unterbrochen wird: man hat sich inzwischen reflexartig an die üblichen Verdächtigen und ihre Motive gewöhnt, die der islamistische Terror regelmäßig produziert. Schande über all die hoch bezahlten Experten - sie hätten guter journalistischer Praxis gehorchen sollen, erst einmal abzuwarten, bis es belastbare Informationen gibt.

     

    Vorlautes Reden kommt überall vor, genau so wie routinierte Reflexe. Hier waren mal die Politiker weiser als ihre berufsmäßigen Kritiker und haben geschwiegen. Vielleicht kam ihnen aber auch nur die Ferienzeit entgegen - noch. Übrigens, so furchtbar und schandbar die Morde von Oslo sind - sie stehen in keinem Verhältnis zu den Opfern, die islamischer Terror meist unter Muslimen in der islamischen Welt fordert. Hier hat niemand jetzt Grund, mit dem Finger auf andere zu zeigen.

  • C
    Conrado

    Der Kommentar gefaellt mir sehr gut. Man kann die Kritik noch ausweiten auf Experten fuer Laender oder Regionen, die sich mit Statements auf aktuelle Ereignisse aus dem Fenster lehnen, bevor die Fakten bekannt sind. Warum? - Vielleicht aus Eitelkeit. Vielleicht weil der Experte fuerchtet, ein "ich weiss nicht" koennte ihn als Experten disqualifizieren und das naechste mal fragt keiner mehr. Aber auch des Geldes wegen: Viele Sender zahlen fuer solche Interviews, wenn auch erbaermlich wenig. Der subjektiv unterbezahlte BAT IIa Experte streicht die Extra-Euro aber dennoch gerne ein.

  • R
    Robert

    Danke für diesen Artikel.

     

    Die Islamophobie steckt tief in den Knochen der Medienmacher:

    während am Freitag die Al-Qaida Karte gespielt wurde, so wurde am Samstag der "fundamentalische" Hintergrund des Attentäters hervorgehoben, während zur Entkräftung des nazistischen/rassistischen Hintergrunds ein Sprecher der norwegischen Rechten interviewt wurde ("...wir hatten nur kurzen Kontakt mit ihm..."). Danach wurde nur noch pauschschal von Terrorismus gesprochen und das Berlin keine Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen erwäge.

     

    "so etwas lässt sich nicht verhindern" sagte eine Norwegerin vor der Fernsehkamera - richtig. Wir sollten über die Hintergründe reden, anstatt in allgemeine Terror-Panik zu verfallen.

  • I
    ireneluise

    Super Beitrag, vielen vielen Dank. Ich habe mich in Grund und Boden fremdgeschämt, als das erste Mal das Wort "Islamist" in der Presse fiel. So ungefähr 30 Sekunden nach Bekanntwerden der Bombenexpolosion war das. Hoffentlich nimmt sich das hier die Expertenschar mal endlich zu Herzen!

  • E
    Enrico

    Meine volle Zustimmung.

    Wie man auf die Idee kommen kann, da MÜSSTEN Islamisten hinter den Anschlägen stecken, ist mir ein Rätsel. Wäre da nur die Bombe gewesen, ok. Aber das Blutbad auf Utöya, welches offensichtlich damit in Zusammenhang stand, hatte so rein gar nichts gemein mit dem "üblichen" islamistischen Terror. Die Durchführung ist untypisch und das Ziel erst recht. Ein echter Experte hätte da stutzig werden müssen.

  • K
    KFR

    Korrekte Analyse ! Werden die Verantwortlichen Konsequenzen ziehen ? Nein ! dazu müssten Sie eigenes Versagen und die strukturellen Defizite der überbezahlten Seilschaften und unfähigen Propagandisten, Topp-positionen zugeben. Ein Murdoch kann das ,ein(e) Intendant(in) nicht.

  • P
    peterpan

    Richtig!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

  • T
    T.A.

    Es war nicht bloß eine schlechte unprofessionelle Berichterstattung in den letzten Tagen. Es war auch starke Gewichtung zu beobachten. Erstens wurde der Aspekt des christlichen Fanatismus nahezu vollständig zugunsten der Überbetonung des Nazionalismus verdrängt, man könnte lächerliche Aussagen wie "bezeichnet sich selbst als Christ" hören.

     

    Dann kam das leidige, wie immer unrecherchierte Propaganda-Thema "Die Killerspiele". Tagelang wurde von World of Warcraft geschwaffelt, bis einem journalistischen Genie die glaubwürdigere Alternative aufgefallen war. Die Leichtigkeit, mit der unser studierter Pöbel Schlussfolgerungen zieht, bestärkt mich in der selbstgefälligen Vermutung, dass ich, da ich ja jahrelang Flugsimulatorspiele gezockt habe, nun problemlos echte Verkehrsflugzeuge landen könnte.

  • J
    J.D.

    Ein sehr lesenswerter Artikel, der eine gute Darstellung der medialen Rolle der vielen "Terrorexperten" anhand der jüngsten Ereignisse liefert.

    Allerdings verlässt der Autor für den vermeintlichen rhetorischen Höhepunkt (die "Errorexperten") den Boden der Seriosität.

    Der Bogen von der berechtigten Kritik an dem unpassenden Auftreten vieler "Experten" in den Medien und an dem insgesamt zweifelhaften Umgang der Gesellschaft mit (islamistischem) Terror, hin zu der Behauptung diese "Experten" seien insgesamt (außerhalb der Tätigkeit in den Medien) völlig überflüssig, entbehrt jeder Grundlage und verkennt den Wert von Terror- und Extremismusforschung (selbst wenn es auch in diesem Bereich zweifelhafte Ansätze gibt)!

     

    Am Ende also deutlich zu platt, wenn auch anregend provokativ.

  • S
    Sabutai

    Sehr guter Artikel. Dem geäußerten Inhalt kann ich nur zustimmen.

  • AH
    Alfred H.

    Da nur 95% der schweren Massenmorde an Zivilisten von Islamisten begangen werden, war es natürlich völlig abwegig, auch hier einen islamistischen Hintergrund zu sehen. Da war wohl die islamophobe Journaille wieder zu schnell und hat den gläubigen Muslimen mal wieder fälschlicherweise etwas völlig Undenkbares unterstellt.

     

    Beruhigend ist aber, dass die linken Verschwörungstheoretiker in ihrer Eigenschaft als emsige Amerika- und Israelhasser dieses Verbrechen nicht aufgreifen werden, um es ihren Erzfeinden in die Schuhe zu schieben.

  • EN
    Emanuel Ninger

    Super, dieser Kommentar. Kompliment!!! Eine kleine Einschränkung vielleicht: Elmar Thevessen als Vorgruppe ist zu viel des Lobes - wenn man bedenkt, dass einst Little Feat oder Jon Hisemann im Vorprogramm eines Stones Konzertes auftraten! ;)

     

    Und noch ein kleiner Hinweis für die taz-Redaktion: Vielleicht studiert einmal jemand bei der taz den ganzen "Sud" an Leserkommentaren zu den Norwegenartikeln in der FAZ und der "Welt" (stärker moderiert). Was da zu Tage tritt ist schier unglaublich.

  • R
    reblek

    "Autobombe + viel Sprengstoff = kommt von da unten, von den dänischen Karikaturen-Hassern". - Tja, da wurde wohl etwas vertauscht, denn, so nehme ich an, gemeint sind die "Hasser dänischer Karikaturen". Hätte ruhig jemand in der taz-Redaktion merken dürfen.

  • HA
    Herr ABC

    Ein Experte sollte Fakten abwägen, ein Journalist sollte Fakten berichten. Was aber, wenn es (noch) keine Fakten gibt?

     

    Ich erinnere mich gut an die Berichte aus New York vor zehn Jahren, als auf CNN eine halbe Ewigkeit darüber gemutmaßt wurde, ob vielleicht mit dem automatischen Landesystem des Flughafens etwas nicht in Ordnung sei, weil anscheinend eben ein Flugzeug ins WTC raste.

     

    De facto verfolgen wir Ereignisse in Echtzeit, und genau wie die Menschen vor Ort erst langsam verstehen, was genau passiert ist, sickert es erst nach und nach zu den Medien (zu denen ich auch die sog. Experten zähle) durch. Aber da berufsmäßige Besserwisser (wozu ich auch Journalisten zähle) nicht zugeben können, etwas nicht (oder noch nicht) zu wissen, werden eben Theorien gesponnen und Szenarien entworfen, die irgendwie mit dem Zusammenhängen, was man auf dem Bildschirm sieht.

     

    Es ist naheliegend, an einen islamistischen Anschlag zu denken, weil nach London und Madrid diese Gruppe eben auf Platz Eins der Terrorverdächtigen in Europa steht. Es ist naheliegend, an einen islamistischen Anschlag zu denken, wenn man die Ereignisse von Stockholm im Hinterkopf hat.

     

    Und genau da liegt das Problem: Während sich alle auf die islamistische Bedrohung konzentrieren, schleicht sich die tatsächliche Gefahr durch die Hintertür herein. Die Behörden konzentrieren sich auf "Islamisten", "Anarchisten", "Linksextreme" und sonstige Übeltäter und verlieren dabei andere Gruppen aus den Augen, die eine mindestens genauso große Gefahr darstellen. Man war - mal wieder - auf dem rechten Auge blind, auch weil deren Ansichten offenbar auf eine gewisse Zustimmung in breiten Teilen der Gesellschaft - und vor allem des Apparats - stoßen. Wohlgemerkt, nicht in vollem Umfang, nicht bis in letzte Konsequenz, aber so ein bisschen.

     

    Im Hinblick auf die jüngsten Ereignisse in Deutschland, ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch hierzulande erste "Erfolge" dieses Terrors von Rechts erzielt werden. Fatal ist, dass zunehmend Unbeteiligte in Mitleidenschaft gezogen werden. Inzwischen sind anscheinend schon Grüne und SPD für die Rechten bereits "linksextrem" und "legitimes Ziel" ihrer Angriffe.

     

    Hier geht es nicht mehr um eine Auseinandersetzung zwischen Extremisten jenseits des demokratischen Spektrums. Hier ist die Demokratie selbst in Gefahr. Es sollte nun auch der Letzten klar sein, dass "Populismus" keine harmlose Erscheinung ist, die mangels Inhalt bald vorübergeht - oder gar eine willkommene Moblisierungsmethode für den nächsten Wahlkampf. Hier ist Wachsamkeit geboten, auch im konkreten Wortsinn. Denn: Der Schoß ist fruchtbar noch ...

  • V
    vic

    Manchmal switche ich zufällig beim ZDF rein, wenn mal wieder Elmar Thewesen seine Expertise abgibt. Sehr amüsant.

  • K
    keetenheuve

    Es muß doch irgendeinen Grund dafür geben, dass sämtliche Experten umgehend auf Islamismus tippten? Warum nur? Sind sie etwa alle "islamophob" (was immer das heißt)? Und wieso sind Fakten über die tatsächlich existierende Islamistenszene in Skandinavien (oder gibt es da nichts?) "Wasser auf die Mühlen" einer angeblichen "Islamophobie"? Das ist ja völlig widersprüchlich. Entweder es gibt seriöse Kenntnisse über skandinavische Islamisten und damit Grund für Besorgnis (eine Phobie?) oder es gibt nichts: dann hätten die Terrorexperten tatsächlich Märchen erzählt. Nur eine Möglichkeit trifft zu. Welche das ist, kann man z. B. den deutschen Verfassungsschutzberichten jährlich entnehmen (die "grünen Seiten")....

  • S
    Simon

    Was für ein undifferenzierter und langatmiger, wortschwallender Vortrag.

     

    Die beinahe 17.000 Toten islamistischer Terroranschläge seit dem 11. September 2011 sprechen da eine klarere Sprache und dazu kommt noch, daß sich tatsächlich eine islamistische Terrororganisation -viel schneller noch als kaffeesatzlesende Terrorexperten schreiben konnten- zu dem Massaker in Norwegen stolz bekannt haben.

  • M
    MacGyver

    Sehr treffend, danke für den gute Artikel!

  • B
    Branko

    Haargenau! Danke für diesen Beitrag!

     

    [begin-Zynismus]

    Denn wenn's islamistische Terroristen gewesen wären, hätte man das Problem ja schnell mal eben lösen können:

    - Grenzen dicht machen

    - Kameraüberwachung allerorts

    - biometrische Personalausweise

    - Handy-Gespräche abhören

    - SMS mitprotokollieren

    - E-Mail-Verkehr mitloggen

    Denn Datenspeicherung verhindert!

    Und unüberlegt irgendein armes Land im Namen der Freiheit angreifen. Und wenn das Chaos und der Terror da Überhand nehmen, im Namen des Friedens wieder zurückziehen.

     

    Aber nun stellt sich -'leider'- heraus, daß es ein Amok-Läufer aus rechtem Umfeld, Mitglied im Schützenverein, eingetragener Waffenbesitzer mit SVP-Minarett-Initiativ-Plakat an der Wand war.

    Also eigentlich ein Vorzeigebürger im Sinne konservativer Vorstellungen - der halt nur die konservativen Werte ein klein wenig zu ernst genommen hat und nun eben etwas übers Ziel hinaus geschossen ist....

     

    Tja, bitter, da kann man dann wohl nix machen. Sowas wird man nicht verhindern können. *seufz*

     

    Waffen verbieten? - Sicher nicht! *vogelzeig*

    Schützenvereine überwachen? - DIE doch nicht! *vogelzeig*

    Rechtsradikale Organisationen/Parteien/Netzwerke besser überwachen bzw. verbieten? - Um Gottes Willen! Unser Sicherheitsbudget reicht ja nicht mal aus, den Staat vor der akut und permanent drohenden linken Gefahr zu schützen! *riesenvogelzeig*

     

    Also, geht nicht - ach ja, doch!

    Computer-Spiele hat er gespielt.

    Böse!

    Zum Teufel auch mit diesen bösen, bösen Killerspielen!

    Wenn die nicht wären...

    - TV hat er doch sicher geglotzt - bei all der Gewalt, die im Fernsehen läuft.

    Ja, ne sorry. Mein Fehler. Fernsehen ist heilig.

    Also daran hat's garantiert 100%ig nicht gelegen.

    Die Killerspiele sind's. Ganz klar.

    (by-the-way: Ich wusste gar nicht, daß WOW als 'Killerspiel' gilt... - egal Computerspiele eben!

    Ende der Debatte.)

    [Ende-Zynismus]

     

    Bin mal gespannt, wieviele Amokläufe, Anschläge und Tote es noch braucht, bis man wirklich beginnt einen sinnvollen, gesellschaftlichen Diskurs zu führen.

     

    Dummerweise ist der eben nicht griffig auf einen Nenner zu bringen, den man in 14 Tagen in den Medien verwurstet kriegt.

    Denn ich persönlich fürchte ja fast, daß es eine aktive Gesellschaftsveränderung bedarf.

     

    Also wird's noch einige Blutbäder dauern, bis,

    wenn überhaupt,

    angefangen wird, ernsthaft, ausgiebig und breit zu dikutieren.

    *BOAH* Anstregend. *BORING*

    Dann doch lieber Killerspiele verteufeln - und weiter sterben.

  • UB
    Ulrike Bechmann

    Sehr richtig, sehr gut, Errorexperte werde ich sofort in meinen aktiven Wortschatz aufnehmen. Ein wirklicher Fachmann meinte mal bei einer großen Veranstaltung, ich könne ihn vorstellen wie ich wolle, nur Experte dürfe ich auf keinen Fall verwenden. Der wusste, warum.

  • W
    willy

    Ich lese aus ihrem Artikel die tiefe Freude und große Überraschung heraus, dass es ausnahmsweise mal kein Islamist war!

  • HP
    Heinz Paul

    Ich finde die in diesem Artikel geübte Kritik gut und richtig.

  • M
    Momo

    Bei manchen unserer "Leitmedien" (nicht nur der Bildzeitung) kann man den Eindruck gewinnen, sie würden geradezu auf einen terroristischen Anschlag durch Radikalislamisten oder Linke warten. Dann kann man mal wieder so richtig gegen die liebgewonnenen Feindbilder zu Felde ziehen.

    In der Medienberichterstattung zahlreicher "Leitmedien" zu den terroristischen Anschlägen aus der rechten bzw. christlich-fundamentalistischen Ecke kann man geradezu den Eindruck gewinnen, daß diese auf dem falschen Bein erwischt wurden. Die rechte Täterschaft scheint zahlreichen unserer "Leitmedien" so richtig gegen den Strich zu gehen. Ähnliches gilt für unsere Politiker. Würde es sich um einen Anschlag von links oder von Radikalislamisten handeln, dann würden beispielsweise vom rechten Hardliner Friedrich (seines Zeichens Bundesinnenminister) im Minutentakt propagandistische Sprücke abgesondert werden. Da die Terroranschläge jedoch einen rechten bzw. christlich-fundamentalistischen Hintergrund haben, gibt sich auch Friedrich sehr schmallippig.

    Zu dem im taz-Kommentar genannten "Terror-Becker" (ARD-Terror-"Experte") siehe auch den Beitrag "Rainald Becker: “ARD-Terrorexperte”".

    http://www.thueringerblogzentrale.de/2011/07/23/rainald-becker-ard-terrorexperte/

  • MP
    Marco Polo

    Welche ein zutreffender Kommentar!

     

    Genau aus diesem Grunde bin ich seit 2005 auch kein TV-Zuschauer mehr, sondern nur noch Radiohörer.

     

    … so bleiben einem wenigstens die "Terrorexperten" der den Verstand zerstörenden TV-Sender aller Provenienzen erspart.

  • G
    Geisterhoernchen

    Genau dieser Punkt hat mir auch keine Ruhe gelassen.

     

    Ich war fassungslos, wie auf allen Sendern, 1-3h nach der Explosion in Oslo die bösen Mulsime, die Al Quaida, die unbedingten Voraussetzungen für einen Anschlag, ja, auch in Norwegen, aufgrund der Einsätze norwegischen Militärs im nahen Osten, und so weiter und so fort, aus der Kiste geholt wurden, dass es nur so scheppert.

     

    Nachdem der sogenannte Terrorexperte fertig war, hat der unbedarfte Zuseher unbedingt die Auffassung des Experten teilen müssen, wenn man nicht gerade über einen ausgesprochen kritischen und objektiven Intellekt verfügte.

     

    Der Experte hat gesprochen, es war der böse Muslim. Und alles kam ganz anders und ich konnte mein Schmunzeln nicht unterdrücken, als dann die realen Hintergründe über den Ticker gingen.

     

    Vorurteile sind schlimm und kommen dem Rufmord nahe

    In einem Artikel habe ich gelesen, dass von 100 Anschlägen 3 auf das Konto islamistischer Gruppen gehen. Gefühlt sind es aber alle. Und daran ist die massive Überpräsenz dieses Themas in den Medien und die unglaubliche Angstschürerei schuld.

  • OK
    Oliver Kröger

    "Vielleicht sollten die Medien einfach in Fällen wie Oslo für ein paar Stunden den Mut zur Lücke versuchen. Wenn sie zu dieser Größe gefunden hätten, dann ließe er sich ersatzlos streichen: der Berufsstand des Errorexperten."

     

    Dem ersten Satz kann ich zustimmen. Das nach den Anschlägen sofort - quasi wie die Fussball-Experten nach dem Abfiff - mit der 'Analyse' begonnen wurde ist ein Armutszeugnis für die Medien. Das daraus folglich massive Spekulationen erwuchsen, lässt sich im Nachhinein sehr gut erkennen.

     

    Klar ist aber auch: Nach wenigen Stunden hatte sich die Nachrichtenlage über die Hintergründe der Taten deutlich erhellt, der Täter wurde ermittelt und die Berichterstattung ist m.E. überwiegend (auch unter Einsatz der Experten) angemessen und kritisch.

     

    Die Spekulationen über einen islamistischen Hintergrund waren da schon längst beendet.

     

    Diese kurzfristigen Fehleinschätzungen zur Grundlage einer dermassen ausführlichen Rezeption zu machen wirft die Frage auf, ob hier neben den katastrophalen Ereignissen noch ein Aufreger ("Islamophobie in den Medien!") platziert werden soll...

  • M
    Menschmeier

    sehr schön und treffend, genau das habe ich auch gedacht als ich die ganzen idioten die idioten-zuschauer mit idiotie gefüttert haben

  • B
    böhserOnkel

    Erweiterung:

     

    Am 22.07 bei "Vor Ort" auf phoenix ca. halb 7 (Die Sendezeit wurde aus aktuellen Anlass überzogen) wurde sehr wohl die Möglichkeit eingeräumt, dass es sich um ein linksextremen sowie rechtsextremen Anschlag handeln könnte.

  • B
    böhserOnkel

    Der werte Herr Al-Gawhary hat wohl vergessen, dass die Medien (ja auch die werte taz) ein Sommerloch zu stopfen haben und dies war sich auch dem Attentäter sehr wohl bewusst.

     

    Sämtliche Medien bzw. die Personen, die die Artikel schreiben sind auch gezwungen sich in wilde Spekulationen zu verlieren. Was bleibt ihnen denn übrig?

     

    Man weis es nicht und schafft dann einfach Nachrichtenwert, auch sie Herr Al-Gawhary. Das bei der Spekulation zuerst die dran sind, die den Islam für ihre Zwecke missbrauchen ist aber auch nicht völlig abwegig oder?

     

    Also ein bischen weniger Heuchelei das nächste mal bitte.

  • T
    Terror-Experten-Gezeter

    Bravo!

     

    Danke für den Kommentar!

  • JL
    julius lieske

    Den Experten-Vogel schiesst wie üblich Tophoven ab, der via Fernanalyse sofort erkennt: viel Sprengstoff + Autobombe = Islam. Derselbe Experte, dem vor ein paar Tagen in der "Basler Zeitung" zur Initiative von schweizer Politikern, die von den USA neue Untersuchungen zum 11.9.2001 verlangen, nur einfiel, dass sowas Unsinn sei, weil doch durch die (durch Folter erzwungenen) "Geständnisse" von Scheich Mohammed der genaue Hintergrund der Anschläge endgültig geklärt sei.

    Für sogenannte Experten und die Propaganda-Medien kann nicht sein, was nicht sein darf: Faschisten begehen organisierte Massaker - und wenn die nicht Linken oder Islamisten in die Schuhe geschoben werden können, sind es "Einzeltäter", "Amokläufer", Religiöse Spinner", "Waffennarren" oder "psychisch gestörte" - eben einfach alles, nur keine organisierten Faschisten.

  • N
    Nergiz

    Ich hoffe, dass die selbe Experten, rechtliche Gewalt nicht relativiieren!

  • P
    pennapops

    Medienterror

     

    Ich hatte schon befürchtet der österr. Standard (Der Moslem war's!) wäre die einzige Zeitung gewesen, die sich in dieser Hinsicht durch Qualitätsjournalismus auszeichnet. Vielen Dank für diesen Artikel.

  • MM
    Michael Meudt

    Vielleicht sollten Sie erstmal in Ihrem überraschungsarmen Text "Terrorexperte" durch Terrorismusexperte ersetzen. Und natürlich kann man über die Qualität Ihrer Kollegen streiten. Aber was würden Sie schreiben, wenn es eine Schalte nach Oslo gäbe und der Reporter dauernd sagen würde: "Das wissen wir noch nicht"? Auch Spekulationen sind direkt nach einem Ereigniss durchaus etwas, was man darstellen kann.

    Seien Sie etwas gnädiger mit den Kollegen - Sie kennen ja das Geschäft.

  • V
    Volker

    Aus genau diesem Grund mache ich in solchen Fällen eines: Glotze aus und 24 Stunden ignorieren.

    Das entspannt ungemein und man spart sich dieses ganzen Bilderge*****