Kommentar Kein Waffenstillstand: Nahost-Krieg ohne Sieger
Die Hamas verweigert einen Waffenstillstand und fühlt sich als Gewinner im Nahost-Konflikt. Zu Unrecht. Und der größte Heuchler sitzt in Ramallah.
D éjà-vu im Nahen Osten. Eine Woche fliegen Raketen aus dem Gazastreifen, die israelische Armee fliegt Luftangriffe, dann gibt es einen Waffenstillstand, den die Hamas abgelehnt hat, jetzt geht alles wieder von vorne los.
Die Hamas fühlt sich als Sieger, hat sie es doch geschafft, fünf Millionen Israelis in die Bunker zu scheuchen – und nicht klein beizugeben. Militärisch betrachtet, waren die Hamas-Raketen aber alles andere als effektiv. Nicht einen Toten auf israelischer Seite gab es bislang zu beklagen. Der einzige wirkliche Erfolg geht auf das Konto des israelischen Raketenabwehrsystems: Die Verteidigungswaffe „Eisenkuppel“ ist genial.
Warum, so könnte man fragen, lässt man die Hamas nicht einfach schießen und wartet ab, bis die Raketenwelle wieder abflaut? So läuft das eben nicht mit der Abschreckung. Stillhalten wird als Schwäche ausgelegt, und die provoziert neue Gewalt. Israel muss die Hamas angreifen, auch wenn abzusehen ist, dass zivile Opfer, hinter deren Rücken sich die feigen Hamaskämpfer verstecken, nicht zu verhindern sind.
Regierungschef Netanjahu lobt die Piloten, die tapfer die Infrastruktur des Feindes zerstören. Nur: welche Infrastruktur? Noch ein paar Wohnhäuser mehr werden zu Schutt und Asche gebombt. Der strategische Effekt geht gegen null.
Der größte Heuchler sitzt indes weder in Jerusalem noch in Gaza, sondern in Ramallah. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas protestierte gegen den „Völkermord in Gaza“ und lacht sich derweil ins Fäustchen, weil die Zionisten dem Erzfeind von der Hamas mal wieder ordentlich auf die Mütze geben.
Wenn es einen Völkermord gibt, ist Abbas mit schuld daran. Seine Autonomiebehörde ist für die Lieferung von Medikamenten in den Gazastreifen zuständig. Es sind Menschen gestorben, weil es zu wenige von diesen Medikamenten gibt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Gerichtsentscheidung zu Birkenstock
Streit um die Sandale