Kommentar Ivorische Militärrevolte: Stabilisierung nicht vollbracht
Präsident Outtara wäre nicht im Amt, hätten ihn nicht ehemalige Rebellen in der Elfenbeinküste unterstützt. Das lassen sie ihn jetzt spüren.
W estafrika steht in europäischen Augen im Zeichen des islamistischen Terrors. Aber wer nach Problemen sucht, findet schnell noch ganz andere Dinge: Zehntausende kampfgestählte Bürgerkriegsveteranen, unzufriedene Partisanen gestürzter Autokraten, andauernde bewaffnete Konflikte – wer Gewalt schüren will, hat eine reiche Auswahl. Die Elfenbeinküste zeigt jetzt, wie das geht.
In normalen Ländern ist der Präsident der Oberbefehlshaber der Streitkräfte. In der Elfenbeinküste, so scheint es, sind die Streitkräfte Oberbefehlshaber des Präsidenten.
Es ist offenbar in einem der wichtigsten Länder Westafrikas möglich, dass Tausende Soldaten auf einmal in den Aufstand treten, astronomische Geldsummen verlangen und damit den Staatschef zu Konzessionen zwingen, die alle Bemühungen belasten, endlich eine normale Demokratie aufzubauen.
Das hat seinen Grund. Der gewählte ivorische Präsident Alassane Ouattara wäre nicht im Amt, wenn ehemalige Rebellen nicht 2011 mit Waffengewalt dafür gesorgt hätten, dass sein Amtsvorgänger Laurent Gbagbo nach einer verlorenen Wahl die Macht abgibt und nach Den Haag geschickt wird.
Zwar wurden beide Kriegsparteien danach in einer neuen Armee zusammengeführt und 60.000 von 74.000 registrierten irregulären Kämpfern demobilisiert – aber es gibt noch zahlreiche Privatarmeen, und nach UN-Erkenntnissen verfügen einstige Rebellenkommandeure noch über gigantische Waffenarsenale und lukrative Wirtschaftsimperien.
Ouattara ist Präsident von Gnaden der ehemaligen Rebellen, und das lassen sie ihn gerne spüren – zum Beispiel jetzt, wo eine neue Verfassung in Kraft tritt und eine neue Regierung entsteht. Die Elfenbeinküste galt zuletzt als so stabil, dass die UNO ihre Blauhelmmission dort bis Juni 2017 abziehen will. Es scheint jetzt, als sei die Arbeit der Stabilisierung noch nicht vollbracht.
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