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Kommentar Islands EntschädigungszahlungenNatürlich zahlt Island nicht

Felix Lee
Kommentar von Felix Lee

Warum soll der Staat für kühne Anleger aufkommen, die in Erwartung orbitanter Renditen ihr Kapital bereitwillig aufs Spiel setzen?

D as Votum ist eindeutig: 93 Prozent der Isländer haben sich beim Referendum gegen die Entschädigungszahlungen in Höhe von insgesamt 3,9 Milliarden Euro an Großbritannien und die Niederlande ausgesprochen. Eine weise Entscheidung. Denn alles andere hätte Island ruiniert.

Schlimm genug, dass London und Den Haag nach dem Bankenkollaps vor zwei Jahren britischen und niederländischen Kunden der Pleitebank Icesave ihre Einlagen ersetzten. Denn warum soll der Staat für kühne Anleger aufkommen, die in Erwartung orbitanter Renditen ihr Kapital bereitwillig aufs Spiel setzen? Wer dubiosen Spekulanten sein Geld in den Rachen wirft, trägt selbst das Risiko. Das verzockte Geld nun von jedem einzelnen Isländer zurückzuverlangen entbehrt jeder finanzkapitalistischen Logik.

Natürlich tragen auch die Isländer Schuld an der Zahlungsunfähigkeit ihrer Banken. In der Verheißung, so zur reichsten Insel der Welt zu werden, haben sie über ein Jahrzehnt lang die Politik ihrer finanzmarktfreundlichen Regierung mitgetragen, die im Gegenzug ihren Sozialstaat skandinavischer Prägung eliminierte. Daran haben sie genug zu knabbern.

Bild: taz

Felix Lee ist Inlands- und Wirtschafts-Redakteur bei der taz.

Gerade London wird nun alles daransetzen, zur Strafe den EU-Beitritt Islands zu verhindern. Es gibt Schlimmeres, wie der aktuelle Streit um die bisher verweigerte EU-Hilfe für das bankrotte Griechenland zeigt. Und dass auch der Internationale Währungsfonds damit droht, Hilfskredite auszuschlagen, dürfte immer noch besser sein, als jeden Isländer acht Jahre lang jeden Monat 100 Euro an britische und niederländische Anleger abführen zu lassen. Gerade London sollte sich mit Reparationsforderungen zurückhalten. Denn spitzt sich die Bankenkrise weiter zu, könnte es auch für Großbritannien teuer werden.

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Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
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8 Kommentare

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  • S
    schnurzel

    @von schlegel

     

    Naja die Umweltbank ist jetzt ein blödes Beispiel, weil sie nicht dem Einlagensicherungsfond der Banken angehört und man bei deren Pleite auch nicht mehr als der Investor in Island bekäme. Wer in Island angelegt hat, hat nicht nur 2 bis 3% Rendite bekommen (bekommen, weil er sein Geld eben schon wieder in der Tasche hat), es war mehr, soviel mehr, dass man hätte wissen müssen, dass das ein Schneeballsystem ist.

    Aber jetzt weiß ich, das ich zu vorsichtig war, ich hätte meine Geld da reinstecken sollen, ich wäre entschädigt worden und das Risiko haben jetzt die Steuerzahler. Deshalb bin ich jetzt auch in griechische Staatsanleihen eingestiegen. 6% bei nahe Null Risiko. Der Steuerzahler zahlt die Zeche.

  • S
    schlegel

    „Denn warum soll der Staat für kühne Anleger aufkommen, die in Erwartung orbitanter Renditen ihr Kapital bereitwillig aufs Spiel setzen? Wer dubiosen Spekulanten sein Geld in den Rachen wirft, trägt selbst das Risiko.“

     

    Es wäre wünschenswert, dass Herr Lee zumindest in Grundzügen die Thematik verstanden über die er schreibt. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall.

     

    Es ging hier um Einlagen, für die der isländische Staat bis zu einer bestimmten Summe garantiert hatte. Das gibt es auch in Deutschland und allen anderen Ländern der EU. Wenn Sie ihr Geld beispielsweise bei der Umweltbank oder Sparkasse in Festgeld anlegen. Sind Sie dann ein „kühner Anleger“? Sind die in Aussicht gestellten 2 bis 3% „orbitante Renditen“? Und die genannten Institute „dubiosen Spekulanten“? Wohl kaum. Eine Unvorsicht kann man allenfalls den Anlegern vorwerfen, die über den garantierten Betrag angelegt haben. Ob man dies allerdings schon als „kühn“ bezeichnen kann, wage ich zu bezweifeln.

     

    Ich wünsche Herrn Lee, dass er das nächste Mal ein Thema findet, das ihm mehr liegt.

  • A
    anke

    Natürlich zahlt Island nicht. Früher, schließlich, war es üblich, einen Staat zuerst militärisch zu besiegen, bevor man seine Bewohner finanziell schröpfte. Briten und Holländer haben den Isländern, so weit ich weiß, bisher nicht einmal den Krieg erklärt.

  • S
    Schnurzel

    Natürlich werden die Isländer zahlen. Genauso wie der Italiener um die Ecke Schutzgeld zahlt.

    Reichtum muss ja irgendwo herkommen.

  • LP
    Lorenz Peters

    Ich weiss nicht welche "exorbitanten" Renditen

    angeblich versprochen wurden - ich weiss nur wir

    deutschen Sparer wurden ähnlich dargestellt.

    Es entsprach keineswegs der Realität.

    Der Zinsatz lag konkret 0,5% höher wie bei Deutschen

    Banken.

  • TS
    Thomas Sch.

    Ich muß tatasächlic sagen, daß ich eine klammheimliche Freude daran habe, daß auch mal die eine oder andere Bank einen auf die Gusche kriegt.

  • T
    Tomate

    Ich hoffe, dass die Eisländer auch weiterhin bei ihrem Nein bleiben. Dieses kleine Volk hat sich unseren Respekt verdient!

     

    Und ich hoffe, dass sie alle verkrachten Zocker, ob heimisch oder aus England und Europa - all die, die sie um ihr Geld erpressen wollen, um sich an ihnen gesund zu sanieren - überdies auch noch so bald wie möglich zurück ins Meer jagen.

     

    Daran sollten wir Deutschen uns ruhig ein Beispiel nehmen - wir mit unseren Bankrettern und Steuersenkern!

  • MM
    Markus Meckl

    Die Abstimmung ging doch gar nicht darum, ob Island nun bezahlt oder nicht. Die Abstimmung ging nur darum in welcher Form dies geschieht. Da es bereits einen besseren Vertrag gibt, war die ganze Abstimmung eine einziger Witz und wurde letztlich nur veranstaltet, damit die uninformierten Journalisten ihre David gegen Goliath Geschichte schreiben können. Griechenland mag mehr Sonne haben, aber wir im Norden haben die bessere Presse.