piwik no script img

Kommentar Initiative 8. Mai im EmslandKein Respekt vor den Opfern

Die Initiative 8. Mai gedenkt auch dieses Jahr im Emsland den "Moorsoldaten". Es ist es ein Zeichen von Respektlosigkeit, dass der Landrat wieder fernbleibt.

D ie drei ältesten Emslandlager Neusustrum, Börgermoor und Esterwegen wurden bereits 1933 speziell für politische „Schutzhäftlinge“ errichtet. Und auch in den restlichen zwölf Lagern saßen politische Gefangene sowie Deserteure und Widerstandskämpfer aus Belgien, den Niederlanden und Frankreich.

Sie mussten unter menschenunwürdigen Bedingungen im Moor arbeiten, viele von ihnen wurden umgebracht oder starben an den Folgen der Zwangsarbeit. Der prominenteste „Moorsoldat“ war Carl von Ossietzky, der sich von seiner Internierung in Esterwegen nicht mehr erholte und 1938 starb.

All diese Menschen hatten eine politische Haltung, die dem Emsland noch nie gefallen hat. Da ist es nur folgerichtig, dass die aus der linken Friedensbewegung stammende Initiative 8. Mai ebenfalls wie ein Fremdkörper im Emsland wahrgenommen wird.

Dennoch ist es ein Zeichen großer Respektlosigkeit, dass der Landrat alljährlich der Gedenkveranstaltung fernbleibt mit dem Argument, dies sei doch eine „eindeutig linksgerichtete Veranstaltung“. Er scheint vergessen zu haben, dass auch die Moorsoldaten „eindeutig linksgerichtet“ waren und dafür mit ihrem Leben bezahlt haben.

Kein Wunder, dass die Initiative 8. Mai zur neuen, vom Landkreis gebauten Gedenkstätte keinen Bezug hat. Die nützt nämlich ohne eine angemessene Würdigung der Opfer wenig.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Simone Schnase
Jahrgang 1971, war von 2012 bis 2021 Redakteurin und CvD für taz bremen und taz nord. Hat davor erst in Osnabrück und dann im Emsland fürs Radio gesprochen und gebloggt sowie für die Magazine „Stadtblatt“ und „Emskopp“ geschrieben. Erhielt 2012 den zweiten Alternativen Medienpreis für den Emskopp-Beitrag „Die Emslandlager und ihre Folgen – eine Geschichte von 1933 bis in die Gegenwart“
Simone Schnase
Jahrgang 1971, war von 2012 bis 2021 Redakteurin und CvD für taz bremen und taz nord. Hat davor erst in Osnabrück und dann im Emsland fürs Radio gesprochen und gebloggt sowie für die Magazine „Stadtblatt“ und „Emskopp“ geschrieben. Erhielt 2012 den zweiten Alternativen Medienpreis für den Emskopp-Beitrag „Die Emslandlager und ihre Folgen – eine Geschichte von 1933 bis in die Gegenwart“
Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!