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Kommentar Humboldt ForumKonfuse Planung, konfuse Politik

Brigitte Werneburg
Kommentar von Brigitte Werneburg

Mit dem Humboldt Forum blamiert sich Berlin. Mal wieder. Nichts wird fertig, alles teurer. Kann man das beim nächsten Projekt noch abwenden?

Der Vorhang auf und alle Fragen offen Foto: imago-images/Xander Heim/phototek

D ass die Pressekonferenz, auf der die Eröffnung des Humboldt Forums im Herbst dieses Jahres nun endgültig abgesagt wurde, ungefähr zeitgleich mit der Pressekonferenz zur Neubesetzung der Volksbühne abgehalten wurde, stimmt nachdenklich. Hoffte man, dass hinter der Tatsache, dass in Berlin endlich auch mal was geregelt wird, die mit der Forum-Verschiebung verbundene Blamage wundersam verschwindet? Oder handelt es sich nur die übliche Unfähigkeit, Termine so zu setzen, dass sie sich nicht überschneiden und entsprechend wahr­­genommen werden können?

Wahrscheinlicher ist dann doch Letzteres, was aber genug über die Zustände in der deutschen Hauptstadt sagt, wo es niemanden wundert, dass Bauten nicht fertig, dafür aber dreimal so teuer wie ursprünglich geplant werden. Deshalb erleben wir denselben Zirkus, wie wir ihn am Hauptstadtflughafen be­obachten, ein weiteres Mal. Offenbar ist noch nicht einmal sicher, dass das Humboldt Forum dann wenigstens im kommenden Jahr fertig wird. Grund sind wieder einmal technischen ­Defekte, etwa an Heizung und Klimaanlage.

Dass diese Defekte durch eine konfuse Planung mitverursacht sind, durch Funktionszuweisungen und Raumdefinitionen, die, kaum durchgeplant, ­wieder über den Haufen geworfen werden mussten, wird nicht gesagt. Ist aber so.

Und wird nicht in Berlin am Kulturforum schon das nächste undurchdachte dicke Ding in den Sand gesetzt? Das Museum des 20. Jahrhunderts muss unbedingt an der Potsdamer Straße stehen, weil der Sammler, dessen Schatz in Berlin zu zeigen den ­Neubau erzwang, diesen nicht im Hintergrund der Gemäldegalerie sehen will.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die diesen Wunsch unbekümmert exekutierte, sollte sich wappnen. Längst ist bekannt, dass der Serienentwurf – in Hongkong ist ein Museum mit ana­logen offenen Boulevards schon fast fertig – der Architekten Jacques Herzog & Pierre de Meuron wenigstens doppelt so teuer wird wie geplant. Man könnte die Sache noch rechtzeitig absagen.

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Brigitte Werneburg
war Filmredakteurin, Ressortleiterin der Kultur und zuletzt lange Jahre Kunstredakteurin der taz. Seit 2022 als freie Journalistin und Autorin tätig. Themen Kunst, Film, Design, Architektur, Mode, Kulturpolitik.
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2 Kommentare

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  • Ach, jetzt bin ich aber froh. Dachte schon es läuft alles zu glatt bei dem Betonschloß. Vor 6 Jahren gab es die Aktion der Schloßgegner "Schloß mit Lustig", nun wird es Wirklichkeit.

  • Sorry für nachfolgenden Spott: Sehr schön, Kultur meets (Bau-)Wirtschaft!



    A: Machen Sie einen Handwerksbetrieb auf und nehmen Sie an einer öffentlichen Ausschreibung teil. Wenn Sie dann ordentlich kalkuliert haben und ggf. sogar den Auftraggeber auf ein paar Lücken hingewiesen haben die es dann teurer machen , werden Sie sehen wo Sie landen....die letzten PLätze sinds!



    Oder B: Stellen Sie ein Projekt vor als Projektinitiator bei der Politik/Verwaltung und schauen was passiert wenn Sie einen korrekten KOstenplan vorstellen. "Das muss doch billiger gehen" werden Sie hören.-...und Sie werden das dann tun, da Sie ja wollen dass das Projekt was wird, weil es ja grundsätlzich gut ist...



    Oder C: Wenn Sie als Bürger grundsätzliche Bedenken haben gegenüber einem Projekt wird an namenlose Fachmänner und Gutachter verweisen.....deligierte Verantwortungslosigkeit.



    usw.usf.



    Und Sie schreiben von Projekten stoppen! Mit Verlaub, was ist denn das für eine Lösung, wenn man auch mal über den Tellerrand rausdenkt? Also Sozialpolitik, Forschung, Infratsruktur...wobei charmant: Alles was die öffetnliche Hand betrifft mal stoppen und strukturell neu nachdenken?



    Gefällt mir gar nicht mal so schlecht. Danke für die Anregung!