Kommentar Humboldt Forum: Konfuse Planung, konfuse Politik
Mit dem Humboldt Forum blamiert sich Berlin. Mal wieder. Nichts wird fertig, alles teurer. Kann man das beim nächsten Projekt noch abwenden?
D ass die Pressekonferenz, auf der die Eröffnung des Humboldt Forums im Herbst dieses Jahres nun endgültig abgesagt wurde, ungefähr zeitgleich mit der Pressekonferenz zur Neubesetzung der Volksbühne abgehalten wurde, stimmt nachdenklich. Hoffte man, dass hinter der Tatsache, dass in Berlin endlich auch mal was geregelt wird, die mit der Forum-Verschiebung verbundene Blamage wundersam verschwindet? Oder handelt es sich nur die übliche Unfähigkeit, Termine so zu setzen, dass sie sich nicht überschneiden und entsprechend wahrgenommen werden können?
Wahrscheinlicher ist dann doch Letzteres, was aber genug über die Zustände in der deutschen Hauptstadt sagt, wo es niemanden wundert, dass Bauten nicht fertig, dafür aber dreimal so teuer wie ursprünglich geplant werden. Deshalb erleben wir denselben Zirkus, wie wir ihn am Hauptstadtflughafen beobachten, ein weiteres Mal. Offenbar ist noch nicht einmal sicher, dass das Humboldt Forum dann wenigstens im kommenden Jahr fertig wird. Grund sind wieder einmal technischen Defekte, etwa an Heizung und Klimaanlage.
Dass diese Defekte durch eine konfuse Planung mitverursacht sind, durch Funktionszuweisungen und Raumdefinitionen, die, kaum durchgeplant, wieder über den Haufen geworfen werden mussten, wird nicht gesagt. Ist aber so.
Und wird nicht in Berlin am Kulturforum schon das nächste undurchdachte dicke Ding in den Sand gesetzt? Das Museum des 20. Jahrhunderts muss unbedingt an der Potsdamer Straße stehen, weil der Sammler, dessen Schatz in Berlin zu zeigen den Neubau erzwang, diesen nicht im Hintergrund der Gemäldegalerie sehen will.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die diesen Wunsch unbekümmert exekutierte, sollte sich wappnen. Längst ist bekannt, dass der Serienentwurf – in Hongkong ist ein Museum mit analogen offenen Boulevards schon fast fertig – der Architekten Jacques Herzog & Pierre de Meuron wenigstens doppelt so teuer wird wie geplant. Man könnte die Sache noch rechtzeitig absagen.
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