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Kommentar Hochtief und MexikoNiemand hat die Absicht …

Heiko Werning
Kommentar von Heiko Werning

Deutsche Kernkompetenz? Echte Nachhaltigkeit? Hochtief pfeift drauf und verkündet, Trumps Mauer zu Mexiko doch nicht bauen zu wollen.

Da geht noch mehr: Grenzzaun zwischen USA und Mexiko Foto: dpa

D as kann doch wohl nicht wahr sein! Endlich bietet sich der deutschen Wirtschaft mal wieder die Gelegenheit zu zeigen, was in ihr steckt – nach all den peinlichen Schlappen vom Berliner Geisterflughafen BER über diesen einfach nicht unter die Erde zu kriegenden Stuttgarter Bahnhof bis hin zu den von erfolglosen Kleinkriminellen manipulierten Volkswagen. Ein einziges Debakel! Was für ein Glück, dass sich da wenigstens Donald Trump seiner deutschen Wurzeln und unserer wahren Stärke entsann: des Mauerbaus!

Prompt hatte der deutsche Konzern Hochtief am Dienstag auf Nachfrage verkündet, dass er der Beauftragung für ein solches Bauwerk offen gegenüberstehe. Und jetzt das: Plötzlich macht er einen Rückzieher. Von „Spekulationen“ in den Medien war die Rede, und seine amerikanischen Tochterunternehmen Turner und ­Flatiron hätten anderes zu tun, so das Unternehmen sinngemäß am Donnerstagabend.

Dabei sind Mauern doch deutsche Kernkompetenz! Nirgendwo kommen die deutsche Kreativität und diese weltweit einzigartige Verbindung aus Gewissenhaftigkeit und Gewissen besser zum Zug als beim Bau einer schönen, soliden, Menschen abwehrenden Mauer. Der Prototyp in Berlin würde heute noch glänzen, wenn nicht das Establishment und die Lügenpresse 1989 für alternative Tatsachen gesorgt hätten.

Die Neuauflage an der US-Südgrenze würde zudem fest in der ­Tradition deutscher Wirtschaftsethik ­stehen: Erst haben Heckler & Koch und Co Rekordgewinne erzielt, indem sie massenhaft Waffen nach Mexiko exportierten, und kaum haben die dort ihre Wirkung entfaltet und dafür gesorgt, dass Mexikaner in Scharen ihr Land verlassen, könnten wir jetzt ordentlich an dem Schutzwall verdienen, der sie daran hindern soll. Das ist echte Nachhaltigkeit, so bleiben wir Exportweltmeister auch in Zeiten des Protektionismus.

Aber statt freudig die Gelegenheit zu ergreifen, verkündet der Konzern nun: „Ausdrücklich weisen wir darauf hin, dass Hochtief und seine amerikanischen Tochterunternehmen keine Pläne verfolgen, sich für den Bau der Mauer zu bewerben.“ Niemand bei Hochtief hat also die Absicht, eine Mauer zu errichten.

Zum Glück weiß man ja, was von derlei Verlautbarungen zu halten ist.

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Heiko Werning
Autor
Heiko Werning ist Reptilienforscher aus Berufung, Froschbeschützer aus Notwendigkeit, Schriftsteller aus Gründen und Liedermacher aus Leidenschaft. Er studierte Technischen Umweltschutz und Geographie an der TU Berlin. Er tritt sonntags bei der Berliner „Reformbühne Heim & Welt“ und donnerstags bei den Weddinger „Brauseboys“ auf und schreibt regelmäßig für Taz und Titanic. Letzte Buchveröffentlichung: „Vom Wedding verweht“ (Edition Tiamat).
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12 Kommentare

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  • Man kann Trump für vieles verantwortlich machen. Die Urheberschaft für die Grenzbefestigungen nach Mexico liegt aber bei einigen seiner Vorgänger:

    https://www.youtube.com/watch?v=j5l31SHTlW4

    • @Nikolai Nikitin:

      Das ist nicht der Punkt.

      • @cursed with a brain:

        Richtig, das war nicht der Punkt. Ich habe mir aber aus aktuellem Anlass trotzdem erlaubt, darauf hinzuweisen, dass es schon vor Trump umfangreiche Grenzsicherungsmaßnahmen gegen Mexico gab. Am Grenzübergang San Ysidro, Ca. nach Tijuana, Mex. konnte ich dies 1989 zum ersten Mal noch unter Bush sen., 2014 dann zum zweiten Mal unter Obama in weit verschärfter Form selbst erleben.

    • @Nikolai Nikitin:

      ... und ob eine mexikanische, amerikanische oder auch deutsche Firma an diesen Grenzanlagen weiter baut, ist völlig unerheblich.

      • @Nikolai Nikitin:

        Richtig.

         

        Diese Anlagen zu haben weder zielführend noch vertretbar. Sie auszubauen noch weit weniger.

         

        Und genau darum gehts ja auch in dem Artikel. Wenigstens in der "Meta-Information".

        • @cursed with a brain:

          Womit wir bei der Grundsatzfrage wären, mit welchen Mitteln es einem ein Staat erlaubt ist, sich gegen unerlaubten Grenzübertritt von außen zu wehren.

  • Vielen Dank für den herrlichen Artikel. Made my day!

    Und werte MitkommentatorInnen: Wo ist denn eure Medienkompetenz geblieben?

  • 3G
    32795 (Profil gelöscht)

    Oha, Presse und Establishment haben '89 die Mauer zu Fall gebracht? Na das sind jetzt mal wirklich alternative Fakten...

  • Die Frage nach "Deutscher Kernkompetenz?" ist dringend angebracht.

    In unserer Markt konformen "Demokratie" geht es um Industrie und Banken, die Märkte eben. Es ist eine menschliche Ur-Erfahrung, Gier macht dumm. Es geht um Profit.

    Das Volk der Dichter und Denker gibt es seit 1930 nicht mehr. Das Ergebnis wurde uns 1945 ins Zeugnis geschrieben.

    Hochtief baut alles was Gewinn bringt!

    Uns fehlt offensichtlich die emotionale Intelligenz und der Mut, hin zu schauen und zu erkennen. Zuschauen ist ungenügend!

  • Wo ist das Problem? Wenn Herr Trump die Mauer bauen will, wird sie gebaut! Dann soll doch lieber ein deutscher Konzern profitieren. Das hilft deutschen Arbeitnehmern. Vielleicht helfen sie dann in vier Jahren beim Abriß:)

  • Den letzten Satz verstehe ich nicht. Warum wäre es ein Glück?

    • @Winter Johanna:

      Wahrscheinlich ist damit gemeint, dass man nicht enttäuscht ist, wenn sie sich doch am Mauerbau beteiligen, weil man ja ahnen konnte, dass der Verlautbarung nicht zu trauen ist.