Kommentar Hilferufe der Helfer: Kann man so machen, ist aber dumm
Spätestens jetzt ist eingetreten, was passieren musste: Die Freiwilligen, die machen, was eigentlich der Senat machen müsste, können nicht mehr.
D er Hilferuf ist deutlich. Spätestens jetzt ist eingetreten, was früher oder später passieren musste: Die Freiwilligen, die seit Monaten machen, was eigentlich der Senat machen müsste, können nicht mehr. Die HelferInnen arbeiten von Beginn an am Rande ihrer Kapazitäten – und über diese hinaus. Im Notfall kann man das ja auch mal machen. Aber nicht über Monate.
Es ist gut, dass Menschen Verantwortung übernehmen und sich um ihre Mitmenschen kümmern. Und es ist die Aufgabe aller BewohnerInnen einer Stadt, Neuankömmlinge willkommen zu heißen. Aber es ist nicht ihre Aufgabe, sie mit Trinkwasser zu versorgen und aufzupassen, dass sie nicht auf der Straße erfrieren. Dafür ist die Regierung zuständig, dafür gibt es den Sozialstaat. Wenn der aber auch noch, statt seinen Aufgaben nachzukommen, denjenigen, die es an seiner statt tun, Steine in den Weg legt, wird es absurd.
„Es wäre gar nicht so wünschenswert, personelle Unterstützung der Behörden zu bekommen“, sagte ein Helfer am Hauptbahnhof. „Denn das hieße wohl auch: Polizei, Innenbehörde, Zwangsregistrierungen.“ Aber dass die Stadt den HelferInnen beispielsweise keine Räume stellt, damit sie unter zumutbaren Umständen arbeiten können, ist dumm. Dass die HelferInnen irgendwann nicht mehr können, ist klar.
Die Freiwilligen sind in der unsäglichen Situation, dass sie den Geflüchteten helfen wollen, gleichzeitig dem Senat damit einen großen Gefallen tun. Viele wollen das gar nicht: Dazu beitragen, dass alles weitergeht wie bisher, denn es läuft ja dank ihnen. Aber sie haben keine Wahl: Wenn sie es nicht tun, verbringen Menschen Nächte auf der Straße, ohne Decken, bei bald null Grad, inmitten eines der reichsten Staaten der Welt.
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