Kommentar Handelskonflikt mit den USA: Überschaubares Risiko

Der Handelskrieg findet nicht statt – vorerst. Die EU bangt weiter, Trump macht Schlagzeilen. Eine Eskalation wäre aber auch kein Weltuntergang.

Stahlstangen liegen auf einem Haufen, die unteren glühen hellrot

Stahl- und Aluminiumexporte machen nur einen kleinen Teil der gesamten EU-Wirtschaftsleistung aus Foto: dpa

US-Präsident Trump muss nur mit einem Handelskrieg drohen, und schon hat er sein Ziel erreicht: Er ist der Akteur, die EU muss reagieren. Alles dreht sich nur um ihn, um Donald Trump. Gefügig erschienen der französische Präsident Macron und Kanzlerin Merkel vergangene Woche im Weißen Haus, um ihn zu besänftigen.

Doch Trump weiß, wie man ein Thema in die Länge zieht. Schließlich hat er einst eine Reality-Show als Serie gedreht. Also kam nur ein Aufschub von 30 Tagen heraus, damit sich die EU noch einen weiteren Monat mit der Frage beschäftigen muss, wie man den USA bei den Zöllen entgegenkommen könnte. Derweil macht Trump Schlagzeilen. Wie schön.

Trump ist bekanntlich sprunghaft, sodass nicht absehbar ist, wie der „Deal“ (sein Lieblingswort) am Ende aussehen wird. Es ist durchaus denkbar, dass schon wenige symbolische Zugeständnisse der EU ausreichen, um zu einer Einigung zu kommen, denn Trumps Milliardärskabinett ist sowieso gegen einen Handelskrieg.

Es ist aber genauso gut möglich, dass Trump den Konflikt genau deswegen eskalieren wird – um seine Minister und die republikanischen Abgeordneten zu ärgern. Aus­ein­andersetzungen sind für Trump der Beweis, dass er noch wichtig ist.

Die Europäer können also nichts richtig machen – aber auch nicht viel falsch. Selbst wenn es zu einem Handelskrieg kommen sollte, sind die Folgen überschaubar. Die USA würden Zölle auf Aluminium und Stahl erheben, während die EU amerikanische Motorräder und Jeans verteuert. Diese Exporte bewegen sich jeweils im Promillebereich, wenn man sie mit der gesamten Wirtschaftsleistung der USA oder der EU vergleicht.

Trotzdem sollte sich gerade Deutschland nicht entspannt zurücklehnen. Trump ist zwar erratisch und längst nicht so „geistig stabil“, wie er selbst glaubt, doch mit sicherem Instinkt hat er sich ein empfindliches Thema ausgesucht: Die deutschen Exportüberschüsse sind ein Skandal. Denn ein Plus kann es nur geben, wenn andere Minus machen. Und das ist weder nachhaltig noch gerecht.

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Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

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