Kommentar Halbfinale im DFB-Pokal: Bayern ohne Feiern
Das DFB-Pokal-Halbfinale bot Gehumpel in München und Gemurkse in Mönchengladbach. Wer zwei Augen hat, guckt lieber Champions League.
W enn man den Profifußball als das begreift, was er ist: ein kommerzielles Unternehmen, dann ist am vergangenen Mittwochabend in München alles prima gelaufen. Die BVB-Aktie schoss nach dem Sieg im Pokalhalbfinale gegen Bayern München in die Höhe.
Das Unterhaltungskonsortium deutscher Profiklubs hat gezeigt, dass es doch noch Spannung und Abwechslung generieren kann. Von außen betrachtet sowie nach außen kommuniziert hat die Dortmunder Mannschaft das nach den Niederlagen in der Champions League gegen AS Monaco beschworene Trauma des Bombenanschlags vor gut zwei Wochen in Dortmund überwunden.
Und doch ist der Spaß an der Sache schal geworden. Das Gehumpel der für Profisportverhältnisse eben schon recht betagten, überspielten und demotivierten Bayernspieler erregte mehr Mitleid als Freude; und das erste Pokalhalbfinale, aus dem Eintracht Frankfurt am Dienstag als Sieger im Elfmeterschießen gegen Borussia Mönchengladbach hervorgegangen war, hatte – mit Franz Beckenbauer gesprochen – den Unterhaltungswert der Partie Obergiesing gegen Untergiesing: Nur glühende Anhänger beider Vereine konnten das Gemurkse bis zum Schluss ertragen.
Mario Gomez, derzeit bei einer Unterabteilung des die Bundesliga beherrschenden VW-Konzerns engagiert, hatte schon recht, als er Anfang April anmerkte, die Spiele in Deutschland seien geprägt von „Druck, Angst, Nervosität und Einfach-nur-den-Arsch-retten-Wollen“.
Für Bayern-Trainer Ancelotti werde nun die Zeit der Polemiken beginnen, sagt das Fachblatt La Gazetta dello Sport voraus. Ob die FC Bayern AG ihn den fälligen Generationswechsel ruhig managen lässt oder auf mediales und fußballerisches Spektakel setzt, für das die möglichen Kandidaten Nagelsmann und Klopp stehen, ist egal: In der Liga der Blinden ist der Einäugige König. Und wer zwei Augen hat, guckt eh Champions League.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten