Kommentar Halbfinale im DFB-Pokal: Bayern ohne Feiern
Das DFB-Pokal-Halbfinale bot Gehumpel in München und Gemurkse in Mönchengladbach. Wer zwei Augen hat, guckt lieber Champions League.
![Männer in kurzen Hosen mit einem Ball Männer in kurzen Hosen mit einem Ball](https://taz.de/picture/1952255/14/991189c42a1208968fc8d53bedd72471_edited_69195328_048defc27d.jpeg)
W enn man den Profifußball als das begreift, was er ist: ein kommerzielles Unternehmen, dann ist am vergangenen Mittwochabend in München alles prima gelaufen. Die BVB-Aktie schoss nach dem Sieg im Pokalhalbfinale gegen Bayern München in die Höhe.
Das Unterhaltungskonsortium deutscher Profiklubs hat gezeigt, dass es doch noch Spannung und Abwechslung generieren kann. Von außen betrachtet sowie nach außen kommuniziert hat die Dortmunder Mannschaft das nach den Niederlagen in der Champions League gegen AS Monaco beschworene Trauma des Bombenanschlags vor gut zwei Wochen in Dortmund überwunden.
Und doch ist der Spaß an der Sache schal geworden. Das Gehumpel der für Profisportverhältnisse eben schon recht betagten, überspielten und demotivierten Bayernspieler erregte mehr Mitleid als Freude; und das erste Pokalhalbfinale, aus dem Eintracht Frankfurt am Dienstag als Sieger im Elfmeterschießen gegen Borussia Mönchengladbach hervorgegangen war, hatte – mit Franz Beckenbauer gesprochen – den Unterhaltungswert der Partie Obergiesing gegen Untergiesing: Nur glühende Anhänger beider Vereine konnten das Gemurkse bis zum Schluss ertragen.
Mario Gomez, derzeit bei einer Unterabteilung des die Bundesliga beherrschenden VW-Konzerns engagiert, hatte schon recht, als er Anfang April anmerkte, die Spiele in Deutschland seien geprägt von „Druck, Angst, Nervosität und Einfach-nur-den-Arsch-retten-Wollen“.
Für Bayern-Trainer Ancelotti werde nun die Zeit der Polemiken beginnen, sagt das Fachblatt La Gazetta dello Sport voraus. Ob die FC Bayern AG ihn den fälligen Generationswechsel ruhig managen lässt oder auf mediales und fußballerisches Spektakel setzt, für das die möglichen Kandidaten Nagelsmann und Klopp stehen, ist egal: In der Liga der Blinden ist der Einäugige König. Und wer zwei Augen hat, guckt eh Champions League.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Trump und Putin
Bei Anruf Frieden