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die einzige Frage ist doch, ob die Insolvenz innerhalb des Euro-Raums vollzogen wird oder ob Griechenland zur Drachme zurück muss (oder darf?)
Der Artikel spinnt Probleme weiter auf eine Art zu denken, die sich selbst schon überholt hat - und das wiederum verweist auf das Hauptproblem unseres kulturellen Verständnisses und unsere Weltsicht. Schon Einstein sagte, dass ein Problem nicht durch dieselbe Denkweise gelöst werden kann, wie die, durch die es entstanden ist.
Was man sehen kann: Die Probleme in Griechenland oder sonstwo hören doch nicht auf - im Gegenteil: Sie werden stetig mehr.
Das Beispiel Griechenland zeigt nur, wie sehr wir, der Westen, der Realität hinterher hinkt und das nur, weil er auf Teufel komm raus an einem Denk- und Glaubenssystem festhält, das lange schon nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun hat und allein im Materialismus kulminiert - ob virtuell oder greifbar.
Ein Grexit wäre und ist meiner Meinung nach der erste und längst überfällige Schritt wenigstens eines EU-Landes in Richtung einer neuen Form von EU - einer auf Diplomatie und freundschaftlich gepflegter Nachbarschaftlichkeit fußenden Längergemeinschaft, die nebenbei auch wirtschaftliche Verbindungen pflegen könnten.
Aber diese ewige Herrscher-Beherrschten Logik eines angeblich "freien, demokratischen, fortschrittlichen und zivilisierten Denkens", das sogar "zivilisierte" und "entwickelte" Länder wie Griechenland zu Schuldensklaven macht - wer will dass denn bitte noch haben?
Schäuble, der Mann der die EU zum Zerspringen bringt. Die Jünger des Neoliberalismus treffen sich wieder und wieder, und irgendwann wird es das letzte Abendmahl sein...
Der Wähler soll eine Inszenierung bestellt haben? Hier und in Griechenland?
Der Wähler in der BRD, dem man ständig über Ursachen und Verantwortung der Bankenkrise, zu der auch die Einlassung der Geldinstitute in Kreditgeschäfte mit den früheren griechischen Regierungen gehört, dem Wähler also, dem ständig ein X für ein U vorgemacht wird, der soll letztlich dafür verantwortlich sein, dass die ärmere Bevölkerung Griechenlands ausbaden soll, was verantwortungslose Banken und Politiker zustande gebracht haben?
Ich sehe nicht, wie die Bundesregierung durch einen Wunsch der Wähler getrieben wird, „das Beste“ aus den Verhandlungen und dann auch noch für diese Wähler herauszuholen.
Es ist die Bundesregierung, die dem Wähler hierzulande und der jetzigen griechischen Regierung erzählt, was notwendig sei und herausgeholt werden müsse – und dabei möchte sie sich auch noch im guten Licht dargestellt wissen.
Der Wähler hat das nicht bestellt, aber
"sollen die Bürger das Gefühl haben"
die Regierung will diese Botschaft vermitteln, damit sie nur ja nicht selbst dran Schuld ist.
Zur Erinnerung: Populus: lateinisch, das Volk; Artikel 20 Grundgesetz: Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Journalisten sorgen sich um Journale, Populisten um das Volk – nicht zu verwechseln mit VolksvertreterInnen, bei denen ist nicht klar, worum sie sich sorgen.
An sich ist die Prämie eine gute Idee. Doch das eigentliche Problem ist der geringe Lohnabstand – ein höherer Mindestlohn könnte kurzfristig helfen.
Kommentar Griechenland-Verhandlungen: Katastrophale Inszenierung
Die Verhandlungen um die Schulden Griechenlands sind eine brutale Show. An ihren Folgen wird das Land, aber auch die Euro-Zone lange leiden.
Das Ringen in Brüssel ist zur Inszenierung geworden – ganz wie bei griechischen Göttern. Bild: ap
Was ist Show? Was bitterer Ernst? Dies ist bei den Verhandlungen zwischen Griechenland und den Euro-Finanzministern kaum noch auseinander zu halten. Auch an diesem Montag vertagte man sich ergebnislos.
Das Ringen ist zum Selbstzweck und zur Inszenierung geworden. Denn der eigentliche Adressat sitzt nicht am Verhandlungstisch in Brüssel: Es sind die Wähler zuhause. Ob in Deutschland oder in Griechenland - wenn es endlich eine Übereinkunft gibt, sollen die Bürger das Gefühl haben, dass ihre Regierung „das Beste" herausgeholt hat und ein anderes Ergebnis gar nicht denkbar gewesen wäre. Scheinbare Alternativlosigkeit ist viel wert in der Politik und billig zu haben - man benötigt nur genug Sitzfleisch.
Zu dieser Inszenierung gehört auch, dass die griechische Regierung inzwischen Maßnahmen ergreift, die beispiellos in der Geschichte der Eurozone sind. Um die Kreditraten an den IWF zu bedienen, wird ganz Griechenland in Zwangshaftung genommen: Ob Gemeinden oder Provinzen, Staatsbetriebe oder Sozialkassen - sie alle müssen ihre Geldreserven an die griechische Zentralregierung abführen, um das Land vor der Pleite zu retten. Das ist Wahnsinn, aber symbolisch geschickt von der Syriza-Regierung: So kommt im letzten Dorf an, dass Premier Tsipras verzweifelt gekämpft hat.
Man könnte diese Inszenierungen für harmlos halten. Aber tatsächlich wird der Euro von innen gesprengt. Das Ringen lässt die Wähler glauben, dass der Euro zu kompliziert sei und besser wieder abgeschafft wird. Diese Prophezeiung erfüllt sich dann irgendwann von selbst.
Den Griechen kann man nachsehen, dass sie auf Inszenierung setzen, denn sie sind die Schwächeren und erpressbar. Aber für Finanzminister Schäuble gibt es keine Entschuldigung, dass er so gnadenlos den Populismus bedient.
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Kommentar von
Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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