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Kommentar Gesetz gegen ProdukttodAnreiz für ein langes Leben schaffen!

Kommentar von Svenja Bergt

Der französische Gesetzentwurf gegen den verfrühten Verschleiß von Elektrogeräten reicht nicht. Besser wäre eine längere Gewährleistungszeit.

Telefone haben früher länger gehalten – und trugen Namen wie „Tischapparat OB-05“. Bild: dpa

W enn ein Elektrogerät nach nicht einmal zwei Jahren den Dienst quittiert, ist das mehr als ärgerlich. Es ist auch teuer. Zumindest für den Verbraucher. Denn die Rechtslage sieht vor: Gibt es keine freiwillige Garantie des Herstellers, muss ab einem halben Jahr nach Kauf der Nutzer des Geräts beweisen, dass der Mangel von Anfang an im Produkt angelegt war, will er in den Genuss der Gewährleistung kommen. Praktisch unmöglich. Daran krankt auch das in Frankreich geplante Gesetz: Den Herstellern muss nachgewiesen werden, dass sie die Lebenszeit des Geräts vorsätzlich verkürzt haben.

Dabei ist das manchmal verdächtig schnelle Ableben von Elektronik kein Naturgesetz. Genauso wenig wie exorbitante Reparaturkosten, die es für Kunden oft wirtschaftlicher machen, ein Neugerät zu kaufen. Es braucht daher einen Anreiz für Produzenten, auf Langlebigkeit zu setzen. Und was wäre da geeigneter als die Verpflichtung, über Jahre hinweg für eventuelle Reparaturen aufzukommen?

Rechtlich wäre das mit einer deutlichen Verlängerung der Gewährleistung machbar. In Kombination damit, dass über den vollen Zeitraum der Hersteller ein Verschulden des Kunden beweisen muss, wenn es doch einen Defekt gibt. Die Industrie hätte auf einmal ein Interesse daran, Geräte möglichst unkaputtbar zu machen, um nicht ständig reparieren, nachbessern oder irreparable Geräte austauschen zu müssen.

Wichtig ist: Die Gewährleistung darf sich nicht nur auf Hardware wie Elektronik beziehen, sondern auch auf Software. Betriebssysteme von Smartphones etwa, deren Sicherheitslücken Hersteller so gerne ungestopft lassen, müssen auch nachgebessert werden.

Im Ergebnis werden die Geräte dadurch teurer, klar. Aber auch hochwertiger, langlebiger und die Herstellung ressourcenschonender.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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8 Kommentare

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  • Es sollte eine Pflicht zur Produktnachsorge geben.

     

    Wenn bei meinen Tabet ein Chip durchbrennt dann muss ich noch nach 8 Jahren einen Ersatz verlötet bekommen und die Kosten der Reparatur dürfen die Kosten des Ersatzteils nur bis zu einem gewissen Faktor überschreiten.

     

    Das würder der Wirtschaft absolut nicht schaden. Wenn Menschen Geld haben dann geben sie es aus, dafür ist es da.

  • besonders langlebing sind die eisernen Tretnähmaschinen, die z.B. von einzelnen Genossenschaftsprojekten in Tansania verwendet werden.

    nzuli sana! (kisuaheli für "sehr schön")

  • @sikassu, arunto

    drei jahre ist für eine Waschmaschine, oder Kühlschrank noch zu wenig.

    Das nach knapp 10 Jahren wesentliche Ersatzteile nicht mehr zu beziehen sind noch weniger bei sauteuren Hightec Produkten.

    Keine Updates bei Soundkarten über 1400 DM von Teratec nach einem Jahr hinter Verkaufsende.

    Genauso Denver, die eine Wildkamera auf den Markt bringen, die keine der beworbenen Eigenschaften einhält und eine Woche nach Kauf weder repariert wird, noch eine Kamera mit den beworbenen Eigenschaften liefert.

    Immerhin wurde der Kaufpreis erstattet.

    Da hätte man etwas aus der DDR übernehmen können, dort durften nur Produkte auf den Markt, die 15 Jahre halten.

    Dort der Rohstoffknappheit geschuldet, als wenn es nicht auf die ganze Welt zuträfe, wird hier mit Ressourcen herumgeworfen!

  • das wäre eine feine Sache!

    Das System mit den eigenen Waffen schlagen. Dann käme wohl auch die unkaputtbare Glühbirne endlich aus der Schublade und tausende anderer toller Erfindungen die von dem "krankhaften" Streben nach noch mehr Wachstum und deren Lobbyisten seit Jahren zurückgehalten werden.

     

    I would really like it- so eine Zukunft wünsch ich mir!

  • Aber, aber , aber die Arbeitsplätze! :( Scheiß auf die Umwelt und Nachhaltigkeit. Denk doch mal einer ans Wirtschaftswachstum! :(

  • Da ist nur ein systemischer Haken dran: Unser Wirtschaftssystem lebt von sinnlosem Konsum, von Verschwendung, vom Reiz des Neuen.

     

    Ich finde die Überlegung der Kommentatorin sehr gut, aber wir dürfen uns nichts vormachen: Ein solches Gesetz würde, ganz still und leise, die Systemfrage stellen. Und wird deshalb nicht kommen.

    • @arunto:

      Die Systemfrage? Die müsste schon lange gestellt werden. Garantie 3 Jahre ohne wenn und aber. Das kann ein "Feinkostdiscounter mit grossen Umsätzen ohne zu verarmen. Schaltungen zu jedem Gerät? War Jahrzehnte lang üblich. Softwareupdates, Reperaturferundlichkeit, Akkutausch.... als gesetzliche Vorgabe. Gehen ging schon wenn der "Michel" mal etwas denken würde. Die Systemfrage stellt gerade die GDL. Wenn ich mit das gegeifere so durchlese auch ganz richtig!

      • @Sikasuu:

        Sinnlos konsumieren kann auch auch noch wenn mein Fernseher 10 Jahre hält. Ich kaufe mir dann einfach etwas anderes.