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Kommentar Flüchtlinge in AntalyaDas Ende der Solidarität

Jürgen Gottschlich
Kommentar von Jürgen Gottschlich

Die Türkei hat über 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen. Doch die Unterstützung schwindet. Das Land steht vor enormen Problemen.

Hunde erlaubt, Flüchtlinge nicht. Bild: ap

S yrische Flüchtlinge ohne gültige Papiere müssen die türkische Urlaubsmetropole Antalya verlassen. Sie haben zwei Wochen Zeit zu verschwinden, sagte der örtliche Polizeichef, oder wir stecken sie in Lager. Antalya ist die wichtigste Touristenmetropole der Türkei am Mittelmeer. Bettelnde syrische Flüchtlinge passen da nur schlecht ins Bild. Um keine Besucher abzuschrecken, sollen sie nun verschwinden.

Das hört sich sehr unmenschlich an, doch die Meldung ist ein Indiz, mehr noch, sie ist ein Alarmzeichen dafür, welche enormen Probleme sich gerade in der Türkei im Umgang mit den Flüchtlingen aus dem Nachbarland entwickeln.

Die Türkei hat in den vergangenen drei Jahren mindestens 1,5 Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen, wahrscheinlich sind es sogar weit mehr. Als die gewaltsame Niederschlagung der syrischen Demokratiebewegung begann, wurden die Flüchtlinge noch mit offenen Armen aufgenommen.

Die schrecklichen Bilder aus dem Nachbarland und die Erwartung, dass der Diktator schnell gestürzt werden würde, führten zu einer großen Solidarität. Mittlerweile wurde aus den Kämpfen in Syrien ein Bürgerkrieg, über dessen Akteure oft Unklarheit herrscht und von dem einzig klar ist, dass er wohl noch lange dauern wird.

Die Masse der Flüchtlinge, die wohl über Jahre bleiben werden, schafft nun Probleme, auf die das Land nicht vorbereitet ist. Arbeit, Ausbildung und Unterbringung für eineinhalb Millionen Menschen sind auf die Schnelle nicht zu beschaffen.

Schon lange bevor Antalya beschlossen hat, ungebetene Gäste abzuschieben, gab es Auseinandersetzung in Antakya, Gaziantap und Kahramanmarasch, den Städten im Südosten des Landes, wo Hunderttausende Syrer Unterschlupf suchen. Die Türkei braucht, wie die anderen Nachbarländer Syriens, dringend Unterstützung aus dem vergleichsweise reichen Europa.

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Jürgen Gottschlich
Auslandskorrespondent Türkei
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8 Kommentare

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  • "Die Masse der Flüchtlinge, die wohl über Jahre bleiben werden, schafft nun Probleme, auf die das Land nicht vorbereitet ist. Arbeit, Ausbildung und Unterbringung für eineinhalb Millionen Menschen sind auf die Schnelle nicht zu beschaffen."

     

    Die Türkei hat zu einem großen Teil diese Flüchtlingsbewegung selber geschaffen, durch ihre gescheiterte und riskante Politik in Syrien. Aleppo und Nord-Syrien haben nicht nur auf Aufständische vs. Regierung so hinbekommen, sondern türkische Politik hat das massiv befeuert. Jetzt sind die Probleme nicht gelöst, sondern es sieht danach aus, als wenn genau diese Probleme noch lange bleiben werden. Da werden die Leute dann aggressiv, aber nicht gegen ihre AKP-Regoierung, sondern gegen die armen Syrer.

     

    Die Europäer sind vielleicht reich, aber sie sind nicht mehr solidarisch mit solchen Flüchtlingen. Auch in Katar, Saudi-Arabien, den VAE oder Kuwait wird man kein Flüchtlingslager mit Syrern finden, obwohl einiges an Geld in Waffen in Syrien gewandert ist. Europa könnte ohne große Probleme 100,000 Syrer aufnehmen,aber es wird nicht passieren. Deutschland nimmt in einem extrem aufwendingen Verfahren 20,000 - das ist dann der Topwert aus Europa. Schweden erlaubt immerhin, wenn Familien sich untereinander hilft, Deutschland tut das nicht.

     

    Wenn das Wort Zynismus irgendwo richtig ist, dann beim Thema syrische Flüchtlinge, Türkei, Nord-Syrien, Golfstaaten und die EU. Die miese Diktatur von Assad wäre besser gewesen als diese Zustände und für die Zukunft stehen auch nur durchgebrannte ex-Offiziere der Armee und Islamisten zur Verfügung. Der einzige vernünftige Teil in Syrien wird von multiethnischen Kräften in Kurdistan/Rojava gebildet.

     

    Der ganze Rest ist ein Horror - eine Land am Ende.

    • @Andreas_2020:

      Tja, "Die miese Diktatur von Assad wäre besser gewesen als diese Zustände", aber leider ist Assad der Diktatot der anderen Seite .....

  • "Die Türkei braucht, wie die anderen Nachbarländer Syriens, dringend Unterstützung aus dem vergleichsweise reichen Europa."

     

    Das wäre doch mal eine schöne Aufgabe für die Briten. Die sparen ja grade auf EU-Kosten eine Menge Geld.

  • Da die türkische Regierung den Bürgerkrieg in Syrien massiv befeuert hat (mit Geld und Waffen, offene Grenzen für ausländische Kämpfer gegen Assad) anstatt zusammen mit den Nachbarstaaten, die Konfliktparteien in Syrien zu bremsen und an den Verhandlungstisch zu zwingen hält sich mein Mitleid für die Türkei in Grenzen. Schade nur für die jetzigen und zukünftigen Flüchtlinge aus Syrien.

    • @mrf:

      Vollste Zustimmung.

      Ich hoffe das die türkische Gesellschaft eines Tages umschwenkt, und Herrn Erdogan aus dem Amt befördert. Vor nicht allzu langer Zeit gab es die kontroverse Diskussion ob die Türkei in die EU aufgenommen werden sollte. Angela Merkel hatte für Ihre ablehnende Haltung damals viel Prügel einstecken müssen. Aus heutiger Sicht muss man leider sagen, dies war sehr richtig. All die Befürworter können sich aus heutiger Sachlage in Grund und Boden schämen.

       

      Es bleibt nur zu hoffen, dass die Türkei nicht in einen Islam-fundamentalistischen Staat abdrifftet. Berichte über die heimliche Entwicklung an der Atombombe sind in dem Kontext extrem beunruighend.

  • Die Türkei braucht keine (finanzielle) Unterstützung aus Europa, die eh nur in bestimmten Taschen verschwinden würde. Sie soll die Flüchtlinge hierher nach Deutschland schicken. Da haben wir alles unter Kontrolle. Platz ist ja da.

    • @MussManNichtWissen:

      Was für Drogen nimmst Du eigentlich ?

      • @Maharishi:

        Würde mich auch mal interessieren?

         

        Die müssen ja einen echt in eine andere Welt katapultieren.