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Kommentar Ex-Staatschefs im freien FallDer Lula-Moment

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Lula und Zuma starteten als Lichtgestalten. Sie drohen als tragische Figuren zu enden, an die man sich vor allem für das erinnert, woran sie scheiterten.

Geschrumpfte Sterne des Südens Foto: reuters

V or rund zehn Jahren ging ein Gespenst um in der Welt: das Gespenst des globalen Südens, der dem weißen Norden die ökonomische Vorherrschaft und die politische Deutungshoheit abnehmen werde. Neue selbstbewusste Regionalmächte drängten nach oben, hochgespült durch den Rohstoffhunger Chinas, das Wachstum der Schwellenländer und die Finanzkrise in Europa und den USA. Führend dabei waren Brasilien und Südafrika, die Schwergewichte ihrer jeweiligen Kontinente, von zwei selbstbewussten Parteien in der Tradition von Befreiungsbewegungen geführt.

Brasiliens Arbeiterpartei (PT) und Südafrikas Afrikanischer Nationalkongress (ANC) sahen sich beide als Vertreter der Entrechteten ihrer Länder und Träger eines historischen Projekts der Übertragung althergebrachter Privilegien von einer kleinen Kaste der Reichen an die breite Masse der Armen. Vom Südatlantik mehr vereint als getrennt, träumten die Regierungen Lula und Zuma von einer neuen Südallianz und einem neuen Entwicklungsmodell.

Lulas Südafrika-Besuch 2013, als er schon nicht mehr im Amt war, aber noch nicht im Zwielicht stand, war ein Triumphzug. „Von Brasilien lernen“ wurde zum Motto in Südafrika, und viele ANC-Politiker hofften auf einen „Lula-Moment“, denn schon damals war offensichtlich, dass Zuma für Südafrika längst nicht so viel leistete, wie es Lula für Brasilien getan hatte.

Den Lula-Moment erlebt Südafrika jetzt, aber nicht so, wie erhofft. Jacob Zuma steht unter Korruptionsanklage vor Gericht, während Lula da Silva seine Prozesse bereits verloren hat und mit dem Antrag auf Haftverschonung gescheitert ist. Beide sind auf ähnliche Weise in Ungnade gefallen: in komplexe Korruptionsaffären verstrickt, aus denen die einst von ihnen geführten Parteien nicht mehr herausfinden.

Im Lichte dieser Skandale entpuppt sich der Aufstieg des globalen Südens als Siegeszug nicht einer progressiven Alternative, sondern mächtiger Privatinteressen, die den Geltungsdrang der progressiven Herrscher für sich zu nutzen wussten. Die beiden Unternehmerdynastien Gupta in Südafrika und Odebrecht in Brasilien stehen für ein Wirtschaftsmodell der Vetternwirtschaft, das zwar Bankkonten füllt, aber mit Demokratie und Inklusion der Armen wenig zu tun hat.

Die ökonomische Vorherrschaft und die politische Deutungshoheit des weißen Nordens schwinden trotzdem. Aber für die Menschen im Süden sind die Alternativen nicht besser. Lula und Zuma starteten als Lichtgestalten. Sie drohen als tragische Figuren zu enden, an die man sich vor allem für das erinnert, woran sie scheiterten.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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1 Kommentar

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  • Sagt mal Leute, das ist ja wohl ein schlechter Witz oder werdet ihr mittlerweile auch von der brasilianischen Oligarchie gesponsort*. Wenn man schon so sinnlose Vergleiche bemüht, wäre Mandela wesentlich näher an Lula dran als Zuma. Er hat sein Leben lang gegen die Diktatur und die postkoloniale Oligarchie gekämpft. Er war nach vielen Rückschlägen inkl. Knastaufhalten, schließlich der erste Präsident, der aus der Unterschicht stammte und nicht aus der europiden "Elite". Was man ihm vorwirft und trotz Riesenaufwand nicht beweisen kann, sind Lapalien gegen das was die rechten, derzeitigen Regierungsmitglieder nachweislich verbrochen haben. Ihr solltet das wirklich besser recherchieren und nicht so einen Schwafel-Kommentar veröffentlichen, während eine der größten Denokratien der Welt ausblutet,

    (*ich glaube natürlich nicht, dass ihr von den brasilianischen Rechtsradikalen gesponsert werdet, aber auch euer Korrespondent übernimmt viel zu oft, die Meinungsmache der dortigen Mainstream-Medien als Basisinformation?)