Kommentar Energiewende in Spanien: Die Atomkraft, sie lebe hoch!
Still und leise verabschieden sich die europäischen Krisenländer von der Energiewende. Sie werden zum Modell eines grandiosen Rückwärtstrends.
M an glaubt es kaum, aber ja: Spanien war beim Ausbau erneuerbarer Energien einst Vorreiterland. Jetzt allerdings hat das Land die Energiewende erfolgreich beerdigt.
2008 wurde die Photovoltaik mit einer Installationsobergrenze versehen, Einspeisevergütungen langsam abgebaut. 2012 nach dem Wechsel von der sozialistischen zur jetzigen konservativen Regierung setzte man die Einspeisevergütung für Neuanlagen für Wind und Sonne ganz aus und verlängerte dafür die Laufzeiten für AKWs. All dies sei gut für die Wirtschaft und gut für das Stromsystem.
Alternative Energien seien etwas für Boomzeiten, aber nichts für eine krisengeschüttelte Ökonomie. Das Mantra der Konservativen ist überall das gleiche. Dass es nicht stimmt, zeigen die Versteigerungen an der täglichen Strombörse. Die Gestehungskosten für Erneuerbaren Energien liegen bei Null, denn Wind und Sonne sind und bleiben kostenlos, hingegen die Preise von Öl und Gas ständig steigen.
Daher werden nun die noch laufenden AKWs als billige Alternative angepriesen. Sie sind abgeschrieben, das stimmt. Nur, ohne milliardenschwere staatliche Unterstützung wären sie nie gebaut worden und für die Entsorgung des Atommülls muss der Steuerzahler tief in die Tasche greifen. Von der Sicherheitsfrage ganz zu schweigen.
Doch beim Thema Erneuerbare Energie geht es um Ideologie und vor allem um viel, viel Geld. In Brüssel drängen die acht großen europäischen Energieerzeuger erfolgreich darauf, die Energiewende zu stoppen. Klimaziele werden überarbeitet, nationale Sonderwege zugelassen.
Still und leise verabschieden sich die Krisenländer von der Energiewende. Besonders tragisch ist dies bei Spanien und Portugal, beides Beispiele für eine gelungene Förderung der Erneuerbaren.
Der Sozialdemokrat und Minister für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel liegt also ganz europäischen im Trend, wenn er jetzt die Windenergie auch in Deutschland ausbremsen will. Spanien dient ihm dabei offensichtlich als Modell. Die iberische Halbinsel ist das Versuchsfeld für die neue, oder besser gesagt für die Wiedereinführung der alten Energiepolitik.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links