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Kommentar EnergieeffizienzgesetzAlternative zum Effizienzgefasel

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Aus dem Umweltministerium kommt eine gute Idee zum Energiesparen. Elektroheizungen und Durchlauferhitzer könnten so bald zum Alteisen wandern.

M an muss es so deutlich sagen: Die Politik der Energieeffizienz ist gescheitert. Deutschland dürfte selbst im Jahr 2008 noch mehr Strom verbrauchen als im Vorjahr. Noch nicht einmal in Zeiten einer dramatischen Wirtschaftskrise gelingt es also, den Stromverbrauch im Land spürbar zu senken. Es ist der Offenbarungseid für alle, die Energieeffizienz propagieren.

Bild: privat

BERNWARD JANZING ist studierter Geowissenschaftler und arbeitet als freier Journalist in Freiburg. Die Energiemärkte sowie die effiziente - und kostensparende - Nutzung von Energie zählen seit Jahren zu den Schwerpunkten seiner Arbeit.

Damit wird deutlicher denn je: Es müssen neue Ideen her. Mit den ewig gleichen, gähnend langweiligen Spartipps, mit denen unter anderem die Deutsche Energieagentur hausieren geht, wird Energieeffizienz nicht zu schaffen sein. Wir brauchen vielmehr wirkungsvolle politische Vorgaben.

Die Instrumente sind vielfältig. So gehören Produkte, die offenkundig verschwenderisch sind, vom Gesetzgeber aus dem Verkehr gezogen - Stromheizungen zum Beispiel. Wirkungsvoll wäre ergänzend eine sukzessiv steigende Energiesteuer, doch sie war politisch bisher nicht durchsetzbar. Daher ist es nur konsequent, neu nachzudenken. Ein Vorstoß ist nun gemacht: mit dem Vorschlag einer Effizienzvorschrift für die Energieversorger.

Überraschend an dem Entwurf eines Effizienzgesetzes ist vor allem eines: Die Idee kommt nicht von den Umweltverbänden und auch nicht von der grünen Opposition. Es sind vielmehr Vordenker im Umweltministerium, die dieses wegweisende Konzept entwickelt haben. Das legt nahe, dass ein solches Konstrukt rechtlich zulässig wäre.

Die Wirkung eines entsprechenden Gesetzes darf als gesichert gelten. Denn wenn die Versorger per Gesetz stetig ihren Absatz kappen müssen, wird eine nie gekannte Bewegung in den Markt kommen. Die Unternehmen werden ihren Kunden sehr kreativ das Energiesparen schmackhaft machen - etwa durch Prämien für den Rauswurf von Elektroheizungen und Durchlauferhitzern oder durch Tarife, die Energiesparen fördern. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Obwohl der aktuelle Gesetzentwurf schon auf den Fluren des Umweltministeriums wieder kassiert wurde, geht von ihm ein erfreuliches Signal aus: Es gibt abseits des grassierenden Effizienzgefasels endlich eine erfolgversprechende Idee.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.

3 Kommentare

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  • X
    xekinai

    Lieber "Bürger G.",

     

    zu 1) CO2-Ausstß lässt sich vom Energieverbrauch leider nur vorübergehend abkoppeln - steigender Energieverbrauch frisst irgendwann die verbesserten Wirkungsgrade auf,

    2) Stromheizungen dienen mitnichten dazu, überschüssigen Windstrom aufzunehmen, sondern wurden in den 60er Jahren in den Markt gedrückt, um die so genannte (und in der Nacht in dem Umfang nicht gebrauchte) "Grundlast" von AKWs und Großkohlekraftwerken loszuwerden. Diese Kraftwerke produzieren nämlich genau wie die gescholtenen Windkraftwerke immerzu Strom, egal ob er gebraucht wird oder nicht, und sie lassen sich wesentlich schlechter regulieren als diese: man kann sie nämlich nicht einfach abschalten, schon gar nicht in kleinen Schritten von wenigen Megawatt.

    Ein intelligentes STromsystem nestünde daher neben regenerativen Energien aus kleinen Biomasse-, Gas- und KWK-Anlagen, die sich ab- und zuschalten lassen, sowie Speichern und Verbrauchssteuerung (z.B. lastvariable Tarife)

    3) Die allermeisten Investitionen in effiziente Geräte rechnen sich nach kurzer Zeit. Nur wissen das viele Bürger nicht, oder die Hürde des Kaufpreises ist zu hoch. Hier müssen zusätzliche Anreize greifen, wie Finanzierungsmodelle, nach denen die Geräte aus den Einsparungen abbezahlt werden, oder Zuschüsse, die den Markt anreizen, bis die Geräte billiger werden und man die Zuschüsse wieder zurück nehmen kann.

    Über eine Energiesteuer generierte Einnahmen kann man auch umverteilen, z.B. über Steuer- oder Abgabensenkungen.

  • EM
    Eric Manneschmidt

    Das Problem ist doch nicht, dass es sonst keine Ideen gäbe: Eine sukzessive Strom-/Energiesteuer ist nur solange nicht politisch durchsetzbar wie es keine soziale Abfederung dafür gibt. Die aber wäre ganz einfach zu haben, z.B. in Form des "Energiegeldes" des Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. oder gleich durch ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle Einwohner.

    Und diese Lösungen sind bisher politisch nicht gewünscht, denn sie würden den Menschen zuviel Macht über ihr eigenes Leben geben. Durchsetzbar wären sie sicherlich schon. Es ist also die Prioritätensetzung der politischen Klasse, bei der die Erhaltung der Existenz- und Abstiegsängste der Menschen höher rangieren als eine zukunftsfeste Energie- und Ressourcenpolitik...

  • BG
    Bürger G.

    man merkt wie bei jedem "Beitrag" von Janzing, dass ein "studierter" Geowissenschaftler keine Ahnung von Energieversorgung haben muss:

    1.) ist der CO2-Ausstoß trotz des höheren Energieverbrauchs gesunken, das hätte man als Erfolg werten können...

    2.) Schlägt er vor, Elektroheizungen zu verbieten: klasse Vorschlag: Doch der Zufallsstrom aus Windenergie kann eben dazu verwendet werden Elektroheizungen in der Nacht aufzuheizen (CO2-frei und kostengünstig)

    3.) "Wirkungsvoll wäre ergänzend eine sukzessiv steigende Energiesteuer" Die grüne Energiepolitik schröpft den Bürger in Mrd-Höhe und dann erwartet sie auch noch, dass man Geld übrig hat für teure enrgiesparende Elektrogeräte? Wir sind eine reiche Nation, aber der Otto-Normal-Bürger kann nicht alles leisten was grüne Agitatoren von ihm gerne hätten. Da sieht man, dass grüne Politik immer das Gegenteil von dem erreicht, was sie propagiert....