Kommentar Ende des Airbus A380: Totalschaden im Mühlenberger Loch
Der A380 wird nicht mehr gebaut, aber Klagen gegen die Flächenerweiterung laufen noch. Nun muss die Zerstörung kompensiert werden.

Als das Zuschütten noch nicht vollendet war: Die Baustelle Mühlenberger Loch im März 2002 Foto: dpa
Vollmundig waren die Versprechungen von Airbus-Konzern und Hamburger Senat vor rund zwei Jahrzehnten gewesen. Arbeitsplätze werde der Bau des Riesenfliegers A380 in allen norddeutschen Werken schaffen, Standortvorteile, Wirtschaftswachstum und Steuergeld-Fontänen noch dazu.
Für diesen Traum vernichtete die Stadt Hamburg auf eigene Kosten in Höhe von 700 Millionen Euro 165 Hektar des weltweit bedeutsamen Süßwasserwatts Mühlberger Loch an der Elbe und planierte große Teile des jahrhundertealten Obstbauerndorfs Neuenfelde. Und jetzt kommt das böse Erwachen.
Noch immer sind nicht alle Klageverfahren gegen die Erweiterung des Airbus-Werks Finkenwerder und gegen die Verlängerung der Start- und Landebahn rechtskräftig abgeschlossen, noch immer sind nicht alle ökologischen Ausgleichsflächen geschaffen worden, da endet schon der Traum vom Superflieger, mit dem Airbus den großen Konkurrenten Boeing aus dem Markt drängen wollte. Die Bruchlandung ist kaum noch zu vermeiden.
Die Höchststrafe wäre, wenn die um die Jahrtausendwende vernichteten, ökologisch wertvollen Flächen wiederhergestellt werden müssten. Die Renaturierung des Mühlenberger Lochs wird zwar, so blauäugig darf niemand sein, von keinem Gericht der Europäischen Union angeordnet werden. Umfangreiche und teure Kompensationsmaßnahmen indes wären durchaus möglich, sollte die Rechtsgrundlage für den Bau entfallen.
Die Erweiterung des Werks und die Verlängerung der Piste waren mit der Fertigung des A380 und auch seiner noch größeren Frachtversion, die nie gebaut wurde, begründet worden. Kein Riesenjet – kein Riesenwerk? Eine Frage, die zum Festschmaus für gewiefte Verwaltungsjuristen werden dürfte.
Mit Airbus bröckelt ein Grundpfeiler norddeutscher Standortpolitik gewaltig, die hochfliegenden strategischen Pläne von wirtschaftshörigen Politikern enden in Trümmern. Der A380 stürzt ab – Bruchlandung.
Kommentar Ende des Airbus A380: Totalschaden im Mühlenberger Loch
Der A380 wird nicht mehr gebaut, aber Klagen gegen die Flächenerweiterung laufen noch. Nun muss die Zerstörung kompensiert werden.
Als das Zuschütten noch nicht vollendet war: Die Baustelle Mühlenberger Loch im März 2002 Foto: dpa
Vollmundig waren die Versprechungen von Airbus-Konzern und Hamburger Senat vor rund zwei Jahrzehnten gewesen. Arbeitsplätze werde der Bau des Riesenfliegers A380 in allen norddeutschen Werken schaffen, Standortvorteile, Wirtschaftswachstum und Steuergeld-Fontänen noch dazu.
Für diesen Traum vernichtete die Stadt Hamburg auf eigene Kosten in Höhe von 700 Millionen Euro 165 Hektar des weltweit bedeutsamen Süßwasserwatts Mühlberger Loch an der Elbe und planierte große Teile des jahrhundertealten Obstbauerndorfs Neuenfelde. Und jetzt kommt das böse Erwachen.
Noch immer sind nicht alle Klageverfahren gegen die Erweiterung des Airbus-Werks Finkenwerder und gegen die Verlängerung der Start- und Landebahn rechtskräftig abgeschlossen, noch immer sind nicht alle ökologischen Ausgleichsflächen geschaffen worden, da endet schon der Traum vom Superflieger, mit dem Airbus den großen Konkurrenten Boeing aus dem Markt drängen wollte. Die Bruchlandung ist kaum noch zu vermeiden.
Die Höchststrafe wäre, wenn die um die Jahrtausendwende vernichteten, ökologisch wertvollen Flächen wiederhergestellt werden müssten. Die Renaturierung des Mühlenberger Lochs wird zwar, so blauäugig darf niemand sein, von keinem Gericht der Europäischen Union angeordnet werden. Umfangreiche und teure Kompensationsmaßnahmen indes wären durchaus möglich, sollte die Rechtsgrundlage für den Bau entfallen.
Die Erweiterung des Werks und die Verlängerung der Piste waren mit der Fertigung des A380 und auch seiner noch größeren Frachtversion, die nie gebaut wurde, begründet worden. Kein Riesenjet – kein Riesenwerk? Eine Frage, die zum Festschmaus für gewiefte Verwaltungsjuristen werden dürfte.
Mit Airbus bröckelt ein Grundpfeiler norddeutscher Standortpolitik gewaltig, die hochfliegenden strategischen Pläne von wirtschaftshörigen Politikern enden in Trümmern. Der A380 stürzt ab – Bruchlandung.
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Kommentar von
Sven-Michael Veit
Hamburg-Redakteur
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