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Kommentar EU-GipfelEuropa kann es nicht

Eric Bonse
Kommentar von Eric Bonse

Griechenland bekommt die dringend benötigte Finanzhilfe – tröpfchenweise. Eine Rettungsstrategie für den Euro sieht anders aus.

I m dritten Jahr der Griechenlandkrise sollte man von Europa eine klare, schlüssige und nachhaltige Rettungsstrategie erwarten. Doch was die Eurogruppe am Dienstag vorgelegt hat, ist weder klar noch schlüssig – von nachhaltig ganz zu schweigen.

Griechenland bekommt die dringend benötigte Finanzhilfe nur tröpfchenweise. Die Lösung des Schuldenproblems wird bis nach 2020 verschoben. Wahrscheinlich dauert es sogar bis 2040. Die sogenannte Rettung wird zur unendlichen Geschichte. Und die Details der Einigung kann noch nicht einmal Finanzminister Wolfgang Schäuble verständlich erklären.

Europa kann es nicht, dieser Eindruck drängt sich nach dem x-ten Krisentreffen in Brüssel auf. Während Griechenland weiter leiden muss, stehen andere Pleitestaaten wie Island längst wieder auf eigenen Beinen. Dabei war die Schuldenkrise dort viel härter, und die Regierung in Reykjavík musste sie ganz allein lösen.

Bild: privat
Eric Bonse

ist Brüssel-Korrespondent der taz.

Griechenland steckt aber immer noch in der tiefsten Depression seit Menschengedenken. Schlimmer noch: Wegen der verfehlten Rettungsstrategie ist die gesamte Eurozone in die Rezession gerutscht, selbst die deutsche Wirtschaft schwächelt.

Lehren aus diesem Debakel hat Europa auch im Jahre drei der Krise nicht gezogen. Dabei ist längst klar, was zu tun wäre. Ein Schuldenschnitt muss her, und zwar nicht nur in Griechenland. Der Sparkurs muss ausgesetzt werden, solange die Konjunktur lahmt. Außerdem braucht der Süden ein Wachstumsprogramm, das diesen Namen auch verdient.

Doch Europa kann es nicht nur nicht, es will auch nicht. Der Wachstumspakt, der im Juni beschlossen wurde, ist schon wieder Makulatur, weil kein Geld da ist. Der Sparkurs wird mit dem Fiskalpakt zum Gesetz, im nächsten Jahr tritt er in Kraft. Und den Schuldenschnitt hat Schäuble nun auch noch ausgeschlossen, jedenfalls vorerst.

Mag sein, dass sich das nach der Bundestagswahl ändert und Berlin die Blockade doch noch aufgibt. Vielleicht denkt auch Brüssel irgendwann um und korrigiert den fatalen Eurokurs. Doch womöglich ist es dann schon zu spät. Europa wird zum Risiko für die Weltwirtschaft – das hat die OECD gestern noch einmal bestätigt. Die Meldung kam übrigens kurz nach der „Rettung“ Griechenlands.

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Eric Bonse
EU-Korrespondent
Europäer aus dem Rheinland, EU-Experte wider Willen (es ist kompliziert...). Hat in Hamburg Politikwissenschaft studiert, ging danach als freier Journalist nach Paris und Brüssel. Eric Bonse betreibt den Blog „Lost in EUrope“ (lostineu.eu). Die besten Beiträge erscheinen auch auf seinem taz-Blog
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3 Kommentare

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  • S
    super

    Was nicht zu retten ist kann auch nicht gerettet werden.

    Was hier passiert ist staatliche Insolvenzverschlepperei auf Kosten des Steuerzahlers im Namen eines masslosen Europawahns.

  • P
    plumpe

    Ja, die Lösung der Probleme ist so einfach! Es müßten nur alle Regierungen links sein - und schon würde die EU blühen! Toll!

  • I
    ion

    "Dabei ist längst klar, was zu tun wäre.";

    Wow! Herr Oberschlau Bonse!

    "Längst klar" war, dass man sich nie auf Griechenlands organisierten Betrug an Europa hätte einlassen dürfen! Und vielleicht fehlt nicht nur mir die juristische Aufarbeitung des Vorgehens jenes ‘stolzen’ Landes – stattdessen hofiert, protegiert, finanziert man fortgesetzt kriminelles Vorgehen. Debil!