Kommentar Drohnen: Bruchlandung für de Maizière
300 bis 600 Millionen Euro für keine Drohne. Interessant, dass sich die Opposition im Bundestag keine Mühe gab, mögliche Konsequenzen zu benennen.
K leinlaut soll das Verteidigungsministerium zugegeben haben, dass es von der US-amerikanischen Rüstungsindustrie, nun ja, schlecht behandelt worden ist. Der Vertrag war unterzeichnet, das Geld für die Aufklärungsdrohne „Euro Hawk“ floss bereits, und deutsche Bürokraten wollten dann aber noch ganz viele Unterlagen haben, wie genau die Riesendrohne konstruiert ist.
Diese aber wollte – oder konnte – der amerikanische Drohnenbauer nicht mehr liefern. Ergebnis: 300 bis 600 Millionen Euro für keine Drohne. Selbstverständlich hat auch die jetzt so aufgeregte Opposition dieses Desaster längst kommen sehen. Umso interessanter ist, dass sie sich bei der Bundestagsdebatte am Donnerstag keinerlei Mühe gab, mögliche Konsequenzen zu benennen.
Denn bis der deutsch/europäische Drohnenbauer EADS – dort liegt man sich vermutlich juchzend in den Armen – mit seinem Modell fertig ist, werden die Luftwaffen-Generäle, die das Gerät so dringend haben möchten, sehr alt und sehr grau geworden sein.
ist Co-Leiterin des Inland-Ressorts der taz.
Es gibt bislang wenig Hinweise, dass deutsche Rüstungshersteller plangemäßer liefern als amerikanische. Sind SPD und auch Grüne nun aber froh oder bloß schadenfroh, dass das mit der Aufklärungsdrohne so bald nichts wird? Finden sie, die Bundeswehr braucht sowieso keine – oder eine andere? Möchten sie die bürokratischen Hürden zur Drohnenzulassung einreißen?
Auf jeden Fall ist es widersprüchlich, erst den Zuständigkeitswirrwarr zu beklagen, der zu dem teuren Ende der „Euro Hawk“ führte – und dann die Bundeswehrreform als Zumutung für die Truppe zu geißeln. Natürlich gibt der Verteidigungsminister ein schlechtes Bild ab. Nur dieses Bild zu kritisieren, ohne zu sagen, wie man der Bundeswehr welchen Wunsch erfüllen möchte, das gilt nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Filmförderungsgesetz beschlossen
Der Film ist gesichert, die Vielfalt nicht