Kommentar Castor-Transport: Volksverdummung klappt nicht
Der geplante Castor-Transport ist ein Beleg, dass von einem Neubeginn bei der Endlagersuche keine Rede sein kann. So wird die Regierung das Thema nicht befriedet kriegen.
E ine Weile sah es so aus, als ob den Anti-Atom-Protesten die Luft ausgeht. Mit dem Abschalten der acht ältesten Reaktoren und der Rücknahme der Laufzeitverlängerung hatte die Bundesregierung in einem zentralen Konflikt nachgegeben.
Und auch bei der ungeklärten Frage der Endlagerung signalisierte der Umweltminister die Bereitschaft zu einem Neubeginn. Doch dieser Versuch, dem bevorstehenden Castor-Transport seine Brisanz zu nehmen, ist gescheitert.
Mehr als zwei Drittel der Deutschen lehnen den Transport ins Zwischenlager Gorleben ab. Und die Mobilisierung der Atomkraftgegner läuft auf Hochtouren. Dafür gibt es gute Gründe. Denn von einem echten Neubeginn bei der Endlagersuche kann keine Rede sein, solange der Salzstock Gorleben trotz erwiesener geologischer Mängel und politischer Mauschelei weiter erkundet wird.
ist Redakteur im Parlamentsbüro der taz.
Zudem leuchtet offenbar vielen Menschen ein, dass mit jedem weiteren Castor-Transport ins oberirdische Zwischenlager Gorleben der Druck steigt, den unterirdischen Salzstock Gorleben zum Endlager zu machen. Der nun geplante Transport ist darum ein Beleg, dass von einem Neubeginn bei der Endlagersuche keine Rede sein kann.
Wie entschlossen die Regierung ist, an Gorleben festzuhalten, zeigt sich zudem daran, dass der nächste Castor genehmigt wurde, obwohl nicht endgültig geklärt ist, ob damit nicht die Strahlengrenzwerte am Zwischenlager überschritten werden.
So wird die Regierung das Thema nicht befriedet kriegen. Auch wenn die Castor-Proteste sicher nicht so groß werden wie im vergangenen Jahr, als der Beschluss über die Laufzeitverlängerung gerade gefasst worden war: Viele Menschen werden für ihre Überzeugung auf die Straße gehen. Sie wissen, dass Gorleben als Endlager ungeeignet ist und der "Neubeginn" bisher nur eine leere Phrase.
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