Kommentar Bundeswehr: Somalia macht Schule
Bei der neuen deutschen Außenpolitik mischen Journalisten kräftig mit. Das merkt man auch den Leitartikeln an. Wen wundert's?
D eutschlands neue Rolle in der Welt ist vorerst eine neue Rolle in Afrika: Ein ganzer Kontinent muss dafür herhalten, dass die Bundesregierung die deutsche Außenpolitik neu definieren möchte. Ein Ausbildungseinsatz in Somalia passt da zunächst ins Bild – seit Mitte Januar wird wöchentlich ein weiterer Einsatzort genannt.
Doch bittet die Bundeswehr schon seit Monaten darum, die in Uganda begonnene Ausbildungsmission in Mogadischu fortsetzen zu dürfen. Diese sei ein sinnvoller Beitrag zum – in der Tat quälend langsamen – Staatsaufbau in Somalia. Etwa über Afghanistan sagen dies nicht mehr so viele. Somalia, soll das heißen, verdient ebensolche Extra-Abwägung wie jedes andere Land. Auch Verteidigungsministerin Ursula „Die Lage in Afrika ist ernst“ von der Leyen wird hier demnächst unterscheiden wollen.
Wie aber die in Leitartikeln herbei beschworene „notwendige öffentliche Debatte“ über die neue Einsatzfreude funktioniert, darüber gaben die Akteure jetzt selbst Auskunft.
So berichtet die Zeit, dass die Strategie zur neuen Rolle in einer Arbeitsgruppe mit Leuten aus dem Kanzleramt und dem Auswärtigem Amt sowie „führenden Außenpolitikern“ seit Ende 2012 gemeinsam mit Journalisten entworfen wurde. Niemand muss raten, wieso die Zeit den Kurswechsel so wortreich begrüßt.
Es fügt sich, dass ein ehemaliger Zeit-Redakteur dem Bundespräsidenten die Rede für die Münchner Sicherheitskonferenz schrieb, mit der Joachim Gauck der Verteidigungsministerin wie dem Außenminister beisprang. So stellt man sich in manchen Redaktionen offenbar eine gelungene demokratische Debatte vor.
Was all dies mit einem gelingenden Staatsaufbau etwa in Somalia zu tun hat? Genau: nichts.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links