piwik no script img

Kommentar BrustimplantateHer mit dem Register

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Silikonimplantate und Prothesen mit schlechter Qualität – das schadet nicht nur der Gesundheit, sondern auch der Glaubwürdigkeit einer ganzen Branche.

J ede fünfte Patientin mit einer Silikonbrust muss laut einer aktuellen Studie innerhalb von zehn Jahren wieder unter das Messer – um sich das defekte Kissen wieder entfernen zu lassen. Warum? Weil es geplatzt oder auf andere Weise hinüber ist.

Als der Skandal um die miserablen Silikonimplantate bekannt wurde, blieb so manche Häme nicht aus: Wer sich so ein Ding einpflanzen lässt, um obenrum perfekt zu sein, der muss auch die Folgen dafür tragen. Unabhängig davon, dass eine solche Haltung zynisch ist – ganz so einfach ist das leider nicht.

Betroffen sind nämlich nicht nur Frauen, die sie sich das Implantat aus ästhetischen Gründen einpflanzen ließen, sondern zahlreiche Frauen nach einer Krebs-OP. Und: Auch viele andere Medizinprodukte, zum Beispiel künstliche Hüftgelenke, Knieprothesen, Wirbelkörper, weisen vielfach eine schlechte Qualität auf.

Bild: privat
SIMONE SCHMOLLACK

ist taz-Redakteurin für Geschlechterpolitik.

Das Problem ist, dass niemand so genau weiß, wie viele medizinische Implantate welchen Schaden anrichten können. Denn es gibt bisher kaum Statistiken zu Reklamationen und Reimplantationen.

Das geht nicht. Denn hier wird nicht nur mit der Gesundheit von Menschen gespielt, sondern darüber hinaus die Glaubwürdigkeit einer ganzen Branche verspielt. Trotzdem wird felsenfest behauptet, die Prothesen, Gelenke und Kissen seien eingehend geprüft worden.

Wie kann man das ändern? Dazu bedarf es belastbarer Zahlen, also einer Art Register, das Fälle sammelt und auswertet. Ist bekannt, unter welchen Umständen ein Silikonkissen platzt und wie häufig ein Hüftgelenk bricht, können gezielt Maßnahmen ergriffen werden, die helfen, Skandale wie den mit den Brustimplantaten zu vermeiden beziehungsweise zügig medizinische Abhilfe schaffen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • H
    Helga

    Was ist denn das für ein lächerlicher Artikel? Sollen jetzt Frauen mit Silikon-Titten, die Silikon-Titten Industrie, die Porno-Branche, die EMMA oder gleich alle auf einmal in Schutz genommen werden? Den "Skandal" um die Silikon-Titten finde ich jetzt auch nicht so toll, aber schon lustig, wie die ehemals auch so emanzipierte taz sich jetzt auf die Seite von Silikon-Titten-Besitzerinnen stellt - 100 Jahre Emanzipation scheinen an der taz weitgehend spurlos vorbeigegangen sein.

     

    Ich habe übrigens keine Silikon-Titten, hätte aber nichts dagegen, sieht schon lustig aus. Auf die Idee, dass das gesundheitsfördernd sein könnte, würde ich allerdings nicht kommen.

  • I
    ion

    Sehr geehrte Frau Schmollack, wo leben Sie denn(?):

    "Als der Skandal um die miserablen Silikonimplantate bekannt wurde, blieb so manche Häme nicht aus: Wer sich so ein Ding einpflanzen lässt, um obenrum perfekt zu sein, der muss auch die Folgen dafür tragen. Unabhängig davon, dass eine solche Haltung zynisch ist – ganz so einfach ist das leider nicht.";

     

    Es gab seit Erfindung der Titten-pop-ups noch nie eine Phase, in der welcherart Quallen-Implantate auch immer als 'sicher' galten, geschweige denn von den grundsätzlichen Risiken jeder(!) OP.

    Und jede, die — wie Ihre Kollegin H. Haarhoff gleichentags vermutlich ungewollt selbstentlarvend und schon fast richtig zuordnend formuliert — sich derlei "suggerieren" lassen, resp. richtiger: sich selbst(!) "suggerieren" will(!), hat die Folgen auch zu tragen! Entsprechende (Leser-)Kommentare sind pauschal weder als "Häme" abzuqualifizieren, noch etwa: "zynisch"!

    Realitätsverlust u./o. Neurosen sind eben keine Symptomatiken, die vom Schlachter 'geholfen' werden könnten.

     

    Und die absolut überflüssigen Titten-pop-ups mit sonstigen, primär überlebenswichtigen medizinischen Implantanten gleichstellen zu wollen, ist strategisch nachvollziehbar, aber tendenziös und ausgesprochen unlauter; Denn zwischen den angebotenen Implantat-Produktgruppen werden ja wohl auch Sie noch nicht nur graduelle Unterschiede erkennen, oder?

    "Obenrum" noch alles "perfekt"?!