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Kommentar Blatter-SuspendierungWitzig, diese Fifa

Andreas Rüttenauer
Kommentar von Andreas Rüttenauer

Joseph Blatter hat es erwischt – endlich. Dass die Fifa korrupt ist, wissen wir schon lange. Mitzuerleben, wie sie sich zerlegt, ist eine wahre Freude.

Hoffentlich bald getrennt: Fifa (r.) und Blatter Foto: dpa

E s ist zum Kringeln. Sepp Blatter, der frisch suspendierte Fifa-Boss, braucht nur den Mund aufmachen, und alle Fußballwelt lacht. „Was für eine Krise?“, hat er mal gefragt, als wieder einmal Korruptionssummen kursierten, von denen ein Durchschnittsmillionär nur träumen kann. Was haben wir da gelacht über den drolligen Schweizer. Und als er ernsthaft versuchte, sich selbst ins Rennen um den Friedensnobelpreis zu schicken, da mussten sich Milliarden Fußballfans überall auf der Welt den Bauch halten.

Doch der Mann ist kein Komiker. Gut möglich, dass er ein Verbrecher ist, und ganz gewiss ist es, dass er über Jahre an der Spitze eines zutiefst korrupten Haufens stand. Der Mann, dessen Zeit an der Fifa-Spitze mit gekauften Wählerstimmen begonnen hat, der ein System von Leistung und Gegenleistung etabliert hat, bei dem so mancher Funktionär stinkreich geworden ist, unter dessen Regentschaft die großen Turniere ohne Bestechung nicht zu haben waren, ist nun von der Ethikkommission, die er selbst installiert hat, zu 90 Tagen Denkpause verdonnert worden.

Und schon wieder lachen wir lauthals los. Die Fifa ist wie die Mafia, das haben wir oft gehört. Aber was ist das für eine Mafia, deren Boss vom eigenen Familienrat für ein paar Tage vor die Tür geschickt wird. Witzig, diese Fifa.

Es ist eine wahre Freude mitansehen zu dürfen wie sich diese einst so verschworene Cosa Nostra selbst zerlegt. Aus vertraulichen Runden werden munter die irrsten Details ausgeplaudert. Der eine korrupte Funktionär schimpft den anderen einen Lügner. Man droht mit gegenseitigen Anzeigen, tritt gegen Gefallene nach und schwärzt Kollegen an. Alle hoffen, am Ende der eine Funktionär zu sein, der übrig ist, wenn sich die Fifa bei ihrem Wahlkongress am 26. Februar neu aufzustellen versucht.

Der Fußball rollt derweil weiter. Die Qualifikation für die WM in Russland läuft längst. Die EM-Qualifikation wird auch nicht abgeblasen, weil der Uefa-Chef Mist gebaut hat. Wozu haben wir die Fifa noch mal gebraucht? Und auch wenn weiter beschissen wird, eins ist sicher: Solange der Ball rollt, werden wir unseren Spaß haben.

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Andreas Rüttenauer
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3 Kommentare

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  • Was derzeitig in der Finalrunde auf den beiden internationalen Bühnen der Fußball-Hochburgen mit den jeweiligen Regisseuren gerade abgeht, Herr Rüttenauer, ist schon gewaltig! Besonders geht der „Sep“ als jahrelang nur vereinzelt, dann immer mehr kritisierter, aber fast als unangreifbarer Boss in diesen Stunden, scheinbar alleingelassen, auf einen ganz steinigen und in die Sackgasse führenden Weg, den ihm ausgerechnet seine eigenen Ethikleute ebneten.

    Es klingt zwar komisch, doch dieser „Sep“ dürfte nach den Tatverdachtsvermutungen erst juristisch angreifbar sein, wenn diese auch durch entsprechende Dokumente nachzuweisen sind! Die Verletzung der Unschuldsvermutung lässt das Schweizer Recht nicht zu. Hier sollten doch nur die Gerichte und nicht Lesermeinungen entscheiden, die einen näheren Zusammenhang z.B. mit Platinis unnormal gelaufenen Geldüberweisungen und deren Ursachen festzustellen haben und besonders den von DFB-Chef Niersbach unterstützten Franzosen noch sehr belasten könnten! Die Vorhänge dieser gemeinsamen FIFA/UEFA-Theater sollten dank der anfänglichen praktischen externen Untersuchungen der Justizbehörden hiermit endlich für immer gefallen und die Neubewerbungen für spätere Folgen für bisherige „Ensemblemitglieder“ einfach tabu sein! Der mit Größenwahn angereicherte Altersstarrsinn eines Einzelnen in Verbindung mit einem vermutlich die Hand aufgehaltenen „Unterstützer“ hat der Vergangenheit anzugehören!

     

    Interessant wird die noch undurchdachte Nachfolgerschaft in beiden Fällen. Die über 200 zählenden weltweiten Mitgliedsverbände müssten doch normalerweise in dieser schwierigen Situation untereinander eine andere Lösung für den Elite-Verband finden als den vorbelasteten und schwerkranken, bereits seit 1992 (!) amtierenden Kameruner Hayatou! Das Rennen um die Macht ist lediglich unterbrochen, da kurzfristig Behörden und Anwaltschaften ihre Säbel wetzen......

  • Wenn es nicht um Bayern geht, kann Rütternauer durchaus gute Artikel schreiben. Bitte diesmal nicht zensieren!

    • @RPH:

      Ich fand den letzten Artikel über die Bayern (eigentlich ging es um die Langeweile der BuLi, aber geschenkt) auch gut.

       

      Der Blatter ist echt ein Phänomen: Man glaubt ihm, er hält sich nicht nur für unschuldig, sondern auch noch für den Retter des Fußballs und der Welt.