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Kommentar Biologischer LandbauNeue Strategien für Landwirtschaft

Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin

Das Modell Bio nutzt wenig, wenn nur ein kleiner Teil der Bauern mitmacht. Man muss Wege finden, die ganze Agrarwirtschaft zu ökologisieren.

Auch für den Biobauer muss sich der Anbau lohnen Foto: dpa

W ir brauchen eine neue Strategie, um die Landwirtschaft umwelt- und tierfreundlicher zu machen. Das muss die Konsequenz daraus sein, dass der Öko-Landbau seit Jahren nur noch vor sich hin dümpelt: Der Anteil der Äcker, Wiesen und Weiden, die nach den Regeln der Öko-Verordnung bewirtschaftet werden, stagniert bei 6 Prozent. Noch nie wuchs die Bio-Fläche in Deutschland so wenig wie 2014 – obwohl der Staat die Biolandwirtschaft nun schon seit Jahrzehnten subventioniert.

Gleichzeitig sterben aber immer mehr Pflanzen- und Tierarten aus, weil die konventionelle Landwirtschaft zu viel Pestizide und Dünger ausbringt. Wasser wird zusehends stärker mit Chemikalien von den Feldern belastet. Zudem hält die Branche ihre Tiere oft unter unwürdigen Umständen.

Biolandwirte sind im Schnitt in diesen Punkten besser. Sie beweisen tagtäglich, dass eine andere Landwirtschaft möglich ist. Deshalb sind sie als Modell für die gesamte Branche weiter nötig. Und aus diesem Grund sollte der Staat sie auch in Zukunft fördern.

Aber das Modell Öko nützt wenig, wenn es dauerhaft nur auf 6 Prozent der Fläche umgesetzt wird. Wir können nicht länger warten, bis der letzte Bauer auf Bio umgestellt hat. Dazu sind die Probleme, die die Landwirtschaft verursacht, einfach zu dringend.

Die neue Strategie muss deshalb sein, stärker als bisher die konventionelle Landwirtschaft zu verbessern. Die Düngeverordnung muss so verschärft werden, dass weniger überflüssige Nährstoffe in die Umwelt gelangen. Der Staat sollte es weiter erschweren, Pestizide zu benutzen. Und in der Tierhaltung lautet die Parole: Auslauf für alle, mehr Platz im Stall und Schluss mit Amputationen von Gliedmaßen, um die Tiere an üble Haltungsbedingungen anzupassen.

Langfristig würden solche Regeln auch den Biobauern nützen. Denn diese Maßnahmen könnten die konventionelle Erzeugung verteuern. Was nur gerecht wäre. Schließlich produzieren herkömmliche Bauern bislang billiger, indem sie beispielsweise Trinkwasser mit Agrarchemikalien verseuchen – die dann wieder auf Kosten der Allgemeinheit unschädlich gemacht werden müssen.

Wenn der Kostenabstand zwischen Bio und anderen Lebensmitteln abnimmt, würde es auch wieder attraktiver für Landwirte, auf den Öko-Landbau mit seinen aufwendigeren Produktionsmethoden umzustellen.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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20 Kommentare

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  • In "hohen Konzentrationen möglicherweise krebserregend" ist da so eine Standardformulierung in den Beipackzetteln. Das ist eine Beipackabsicherung der Hersteller welche der Gesetzgeber so verlangt.

     

    Die Möglichkeit betrifft aber wenn überhaupt den Anwender der mit den unverdünnten Substanzen hantiert, um diese theoretische Möglichkeit auszuschließen gibt es ja auch seit einigen Jahren die Anwenderschulungen.

     

    Ältere Landwirte neigen hier tatsächlich noch zu Lässigkeit der aber wie gesagt mit den Schulungen entgegengewirkt wird, außerdem treten diese Herrschaften eh nach und nach zurück. Die jüngeren BäuerenInnen habe passen schon sehr auf vor allem aber aus der viel konkreteren Angst vor Allergien (Allergieauslösung ist bei den meisten Mitteln nachgewiesen) und tragen beim Ansetzen also verdünnen der Spritzbrühe (meist wird je nach Mittel 1 Liter Konzentrat mit 200l Wasser für die Ausbringung auf einen ha also 10 000 Quadratmeter) Einmalhandschuhe, Mundschutz und Schutzbrille.

     

    Statistisch kann eine Erhöhung des Krebsrisikos durch Umgang mit Pestiziden (berufsgenossenschaftlich) nach meinem Kenntnisstand nicht nachgewiesen werden. Speziell beim Glyphosat könnte das anders sein aber da steht man noch mitten in den Untersuchungen.

     

    Akut Problematischer für die Gesundheit der Landwirte oder auch der ArbeitnehmerInnen in der Landwirtschaft sind die Stäube denen sie in der Tierhaltung ausgesetzt sind, vor allem der Kornstaub beim Mahlen und Mischen und bei der Strohbergung und beim Einstreuen der Ställe.

     

    Da ich selber das Futter mahle und mische und auch mit Stroh umgehe und mir dabei auch täglich einiges an Staub reinziehe (was auch schon in meinem leicht fortgeschrittenen Alter zu einem latenten Reizhusten geführt hat) ist das auch die Ursache warum man Nachts schon mal auffwacht und dann etwas Angst hat ob das alles so auf die Dauer gut gehen kann.

     

    Immerhin rauche ich nur noch ganz selten.

    • @Waage69:

      So ein Mist, das ist die Antwort auf @Fotohochladen gaanz weit unten!

  • Ob das Modell Bio das Ziel sein kann, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch das dieses Modell umsetzbare und plausible Standards etablieren konnte auch wenn noch vieles auf Kompromißlösungen beruht an denen die Glaubwürdigkeit der Bewerbung leidet. Und vor allem zwingt sie der konventionellen Landwirtschaft, der Politik und dem Konsumenten eine längst überfällige Diskussion über den Wert des Lebensmittels auf. Und im Übrigen hat der Geschäftssinn und der Pragmatismus in der Branche schon längst die "ideologische " Grundausrichtung verdrängt im täglichen Geschäftsleben. Ideologische Verhaltensweisen legen da eher die alten Kader des Landvolkes und ihr Gefolge an den Tag, im täglichen Bemühen, ihre alten Pfründe verbissen zu verteidigen und Fortschritte in Bezug auf Biodiversität und Rücksichtnahme auf Mensch- und Tierwohl zu verzögern.

  • @Produster

    Es ist weder fair noch hilfreich, hier nur die Agrarindustrie in die Täterrolle zu schieben. Auch und gerade die große Mehrzahl der Verbraucher denkt doch mehr wirtschaftlich als ökologisch, "will" keine Ökologisierung der Landwirtschaft, wenn das ihren Zugang zu lächerlich günstigen Lebensmitteln beschränkt, rennt hin und kommt sich mordsmäßig klever vor, wenn in der Nähe ein Aldi aufmacht. Von ihr kommt - Subventionen hin oder her - das Geld, das final darüber entscheidet, ob konventionell oder biologisch angebaut wird.

     

    Das sind keine Automatismen, deren Funktion nur davon abhängt, ob entsprechende Konsummöglichkeiten aggressiv in neue Märkte gedrückt werden. Es geht um völlig autonome Entscheidungen von Konsumenten. Die sparen lieber beim Essen, um mehr Geld für andere Dinge übrig zu haben, statt sich um die Umwelt zu scheren. Denn für deren Zerstörung sind ja Andere verantwortlich. Das erklärt uns die Presse und die Ökolobby: Der "Kleine Mann" als machtloses (und daher verantwortungsbefreites) Rädchen in der Maschine kann gar nichts tun, um die Welt zu retten, also lässt er es auch.

     

    So wird man auch nach hunderten neuen Verboten immer weiter und weiter - letztlich aussichtslos - gegen Anbieter zu kämpfen haben, die sich nach der unökologisch orientierten Kundschaft richten. Wer meint, das jetzt große Schritte dringend nötig wären und das nicht berücksichtigt, kann auch gleich die Lanze auf die nächste Windmühle richten.

  • Teil 1.

     

    Das Problem ist doch das die Bio Landwirtschaft vor einigen Jahren unvorsichtigerweise ihre mit den alten Anbauverbänden erfolgreich abgesteckte Nische verlassen hat und durch das EU Biosiegel die Standards verwässert und Preise gedrückt hat. Folge: was noch einigermaßen läuft sind die Milchviehbetriebe und der Gemüsebau. Reiner Bioackerbau für Brotgetreide findet fast gar nicht mehr statt da er sich gegen die nicht selten auf Bio umdeklarierte Ware aus konventionell - extensivem Anbau in Osteuropa schlichtweg nicht rechnet.

     

    Es könnte daher sinnvoll sein den Biomarkt sogar wieder zu verkleinern um zu konsequenteren Standards zu kommen die von einkommensstarken Verbrauchern dann auch wieder deutlich preislich honoriert werden. Die Bioleute müssen sich eben auf ihre alten Tugenden als Avantgarde besinnen, die breite Masse kann sie nicht im Blick haben.

    • @Waage69:

      Teil 2

       

      Daher hat Herr Maurin richtig erkannt, dass es zielführender sei, am konventionellen Landbau/Tierhaltung anzusetzen.

       

      Mißstände in der konventionellen Landwirtschaft müssen erkannt, analysiert und abgestellt werden aber nicht um vorsätzlich die Produktion zu verteuern, was ja auch gegenüber den Bauern und einkommensschwachen VerbraucherInnen reine Schikane wäre sondern eben um diese Missstände abzustellen.

       

      Beim Erkennen der Missstände muss aber Ideologiefrei vorgegangen werden und es darf nicht "über Bande" gespielt werden:

      Mehr Licht, Luft, Platz und darüber hinaus Auslauf für die Nutztiere sind immer ein lohnendes Ziel und sollten auft direktem Weg angegangen werden und nicht über den Umweg von wissenschaftlich fragwürdigen generellem Kupierverboten z.B. der Schwanzspitzen von Schweinen oder der Schnabelspitzen von Hühnern welche in der Summe zu mehr Tierleid in allen Haltungsformen führen können als das sie nutzen.

       

      Das gleich gilt für das Verbot von Pestiziden, man kann sie ja je nach Sicht auch Pflanzenschutzmittel nennen: Werden Giftigkeit und Rückstände bei bestimmten Insektiziden, Fungiziden und Herbiziden nachgewiesen, müssen sie vom Markt genommen oder in der Anwendung streng reglementiert werden. Kann der Nachweis einer Schädlichkeit nicht erbracht werden müssen sie auch weiter zugelassen werden.

      • @Waage69:

        Stimmt die Haltung können Schnäbel und Schwänze unversehrt bleiben. Gibt es Probleme, muß sich der Landwirt um eine artgerechte Haltung kümmern und die Fehler abstellen. Warum sollen eigentlich Wir nachweisen, das ein Bestimmtes Pestizid schädlich ist - Sollen doch die Anwender den Beweiß der langfristigen Unbedenklichkeit erbringen und die vollständige Haftung übernehmen, anstatt die Gewinne zu privatisieren und die Schäden zu sozialisieren. Das Ganze hat mit Ideologie nichts zu tun .

        • @Jandebuur:

          Beim Thema Pestizide haben Sie eine andere Meinung als ich, ich finde die Zulassungsbestimmungen in Deutschland streng genug. Aber o.K. es muss ja auch unterschiedliche Sichtweisen geben.

           

          Beim anderen Thema bewegen Sie sich wissenschaftlich aber schlicht auf dünnem Eis:

           

          "Stimmt die Haltung können Schnäbel und Schwänze unversehrt bleiben"

           

          Tja - immer wieder das alte Thema...

          ... träfe Ihre These in vollem Umfang zu, dürfte Schwanzverbiss und Federpicken bei den oftmals vorbildlichen Haltungsbedingungen der Biohaltung (alte Verbände!) kein Thema sein - ist es aber. Fragen sie mal bei der Ökoscheinehaltung (Bioland Standards) auf dem Lehr- und Versuchsgut Haus Düsse nach.

          • @Waage69:

            Pestizide auf einer banalen Ebene von "unterschiedlicher Sichtweise "zu verniedlichen , wird dem Potential dieser tödlichen Wirkstoffe nicht gerecht und spiegelt die Sorglosigkeit und Verantwortungsbereitschaft der Anwender sehr gut . Zur Tierhaltung : Falls Sie von einem Hof kommen , fragen Sie doch einfach mal Ihren Vater oder Großvater wie es funktioniert. Damals hat es jedenfalls ohne das Kupieren geklappt und Schweine gab es auch damals schon genug.Richtig ist aber auch, daß ein Rückblick so manchem Biobauern gut täte und die Bio -verordnungen nicht automatisch zielführend sind.

            • @Jandebuur:

              Ich bewirtschafte einen Betrieb mit Ackerbau (Weizen, Gerste, Mais Raps (Food für Margarine und nonfood für Biodiesel) und Ackerbohnen um in den Eigenmischungen das Sojaschrot zu strecken.

               

              Der Umgang mit Insektiziden, Herbiziden und Fungiziden erfolgt nicht sorglos, die nötige Sachkunde habe ich in der Lehre, der Landbauschule und der höheren Landbauschule erworben und nehme regelmäßig an den verpflichtenden Fortbildungen zum Erhalt des für alle Anwender verpflichtenden Pflanzenschutzsachkundenachweises teil.

               

              In der Tierhaltung haben wir uns auf Schweinemast (bis in die 80er waren wir ein Gemischtbetrieb mit Kühen und allem ZiP ZaP Zoo) mit Umtrieb in getrennten Vor- und Endmaststallgebäuden spezialisiert. Der Betrieb ist seit über 10 Jahren QS (Qualtät und Sicherheit) zertifiziert und hat neuerdings auch eine Tierwohlzertifikation da ich die Ställe in der Vor und Endmast 20% dünner belege und auch alle anderen Kriterien einhalte (Notstromaggregat, separater Krankenstall...)

              Die Verlustrate liegt bei unter einem Prozent je Durchgang (to toi toi), Schwanzverbiss kommt dank guter Haltungsbedingungen, intensiver Betreuung UND kupierter Schwanzspitzen praktisch nicht vor.

               

              Das Tierwohl hat in unserem Betrieb traditionell einen hohen Stellenwert, als wir noch Sauen hatten hatten diese auch Weidegang als dies in der konventionellen Landwirtschaft nicht mehr üblich war. Die Schwanzspitzen haben auch mein Vater (Jg. 1937) und Großvater (Jg. 1896) schon regelmäßig kupiert wobei es nach unserer Erfahrung ausreicht nur den letzten, kaum noch mit Nerven besetzte cm zu entfernen. Die Tiere bilden dann immer noch einen Ringelschwanz aus (1 Ringel!) haben aber keine gefühllose quastige Schwanzspitze mehr welche die SchweinekollegInnen so reizt unbemerkt etwas dranrumzuknabbern egal wie viel Ablenkung si ansonsten haben.

              • @Waage69:

                Alle Landwirte haben die theoretische Sachkunde, aber alle arbeiten unter extrem validen und schnell wechselnden Begleitumständen wie z.B. Witterung und optimalem Zeitfenster. Und alle Maislandwirte haben in der Vergangenheit sorglos Pestizide wie z. B. Atrazin intensiv genutzt, ohne auch nur den leisesten Schimmer davon zu haben.Das ist heute nicht anders. Die Wissenschafltler - pro und contra Pestizide - bieten ein vööllig diffusses Szenario, begründet durch angepasste Beweisführung. Da kommen dann die Landwirte daher und bescheinigen diesem und jenem Pestizid völlige Unbedenklichkeit in Foren, Veranstaltungen etc. Bitte mal die Warnungen in den Fachzeitschriften beachten. Es gibt keine Düsen ohne Abdrift. Die Spritztermine finden in der Regel in Grenzbereichen statt, z.B in Bezug auf Wind und Temperatur. Die Windböen sind dabei noch gar nicht berücksichtigt. Über gebeiztes Saatgut , dessen Wirkstoffe monatelang extrem giftig sind, gelangen regelmäßig Stoffe in die Umwelt. Ich beobachte regelmäßig Berufskollegen beim Pflanzenschutzeinsatz, mache regelmäßig Fotos und vergleiche mit der BASF Wetterprognose des betreffenden Ortes. Ich komme beruflich viel im Oldenburger Münsterland herum. Anscheinend wohnen wir in verschiedenen Ländern und andere auf der Insel der Glückseligen. Ich kenne auch keinen Landwirt, der absichtlich Tiere quält und heutzutage gibt es viele Audits und PR-Standarts , die im Grunde aber wenig aussagekräftig sind. Ich finde es bedauerlich, daß Sie nicht auf Ihrem Elternhof die unversehrte Schweinehaltung kennenlernen durften.

      • @Waage69:

        "ideologiefrei" ist das Stichwort! Bio ist nicht per se besser: Kupferhaltige Pflanzenschutzmittel, zu denen es im Ökolandbau zum Beispiel bei Kartoffeln keine Alternative gibt, schädigen nachhaltig das Bodenleben. Gegen Kartoffelkäfer werden auch bei Bio Insektizide gespritzt, die Bienen schädigen. Die Mortalität in der Öko-Nutztierhaltung ist in einigen Bereichen höher als bei den konventionellen. Und: Auch Gülle aus Bio-Haltung enthält Stickstoff, belastet also bei nicht fachgerechter Ausbringung Gewässer und Grundwasser. Eine pauschale Abqualifizierung der konventionellen Landwirtschaft halte ich für unangebracht. Wenn der Biobauer viermal mit Harke durchs seinen Mais fährt, anstatt einmal zu spritzen, ist das für Kleinnager und Bodenbrüter bestimmt nicht die beste Option. Es muss für jeden Produktionszweig stets um die beste Methode gerungen werden, und zwar die beste für Mensch, Tier und Umwelt. Politisch motivierte Grabenkämpfe bringen niemanden weiter.

        • @Susanne Günther:

          ...ich kenne keinen Bio-Bauern, der Mais anbaut. Der Einsatz von kupferhaltigen Pflanzenschutzmittel äusserst gering, da stark reglementiert. Wo ist die "Mortalität in der Öko-Nutztierhaltung" höher, etwa in der Schweinezucht? Normalerweise bringt ein Bio-Bauer keine 'Gülle' auf's Feld. Bei konventionell wirtschaftenden Bauern stehen die Tiere ihr Leben lang im Stall, werden verstümmelt, gequält und bekommen Antibiotika bis zum Abwinken, dass wiederum bei uns im Trinkwasser landet. Die meisten der bei uns eingesetzten Pestizide sind krebserregend, oder schädigen sogar das Kind im Mutterleib, von den Auswirkungen auf die Flora und Fauna mal abgesehen. Wie war das mit "pauschale Abqualifizierung der konventionellen Landwirtschaft" noch mal?

          • @Fotohochladen:

            Von der Kupferproblematik habe ich keine Ahnung, dazu müsste mal ein Biobauer hier direkt Stellung beziehen. Das im Biolandbau aber kein Mais angebaut wird ist mir neu, meinen Sie Biokühe mögen kein Maissilo?

             

            Googeln Sie mal unter Sorten für den Biomaisanbau oder ähnliches.

             

            Der Rest Ihres Beitrags kommentiere ich nicht mehr, sinnlos - oder doch:

            man kann ja einfach mal irgend etwas behaupten...

            • @Waage69:

              ich habe geschrieben, "ich kenne keinen Bio-Bauern, der Mais anbaut", nicht, dass es keine Bio-Bauer geben würde, die Mais anbauen. Mais wird zum Großteil von konventionell wirtschaftenden Bauern angebaut. Für meine Behauptungen habe ich Beweise, wenn Sie wollen, kann ich Ihnen gerne die 'Beipackzettel' einiger, in Deutschland zugelassener und oft eingesetzten, Pestizide zuschicken. Für die Tierquälerei in der Massentierhaltung, oder der Verunreinigung des Trinkwassers, finden Sie genügend Beispiele im Internet. Laut Trinkwasserverordnung ist jede Gemeinde verpflichtet, das Trinkwasser 1 x pro Jahr u.a. auf Pestizidrückstände zu prüfen. Viele dieser Prüfberichte finden sich ebenfalls im Internet.

              • @Fotohochladen:

                Ok, da haben Sie sich ja diesesmal richtig Mühe mit der Formulierung gemacht, den Beitrag kann man tatsächlich im ganzen so stehen lassen, was soll man auch abstreiten, dass es Fälle von Tierquälerei in der "Massentierhaltung" gibt und das auch minimalste Pestizidrückstände sehr genau im Grundwasser nachgewiesen werden können und man noch viel zu oft fündig wird.

                 

                Meist kommt der Rückstand nicht über die Ausbringung sondern durch das unsachgemäße Auswaschen der Feldspritze nach dem Gebrauch und ablaufen lassen des Spülwassers über Hofkanalisation in die Vorfluter und dann in Bäche und Flüsse (Punkteintrag).

                 

                Es wäre möglich durch Vermeidung von Anwenderfehlern (hier liegt auch der Fokus bei den Schulungen) zu einer weitgehenden Reduktion zu kommen. Über die Ausbringung gibt es bei Einhaltung der vorgeschriebenen Mindestabstände zu Gewässern und mit modernen abdriftfreien Düsen wie gesagt schon heute nach meinem Kenntnisstand kaum noch Eintrag.

                 

                Rückstände gehören nicht ins Wasser das ist klar aber Ihre Beipackzettel belegen nicht, dass die MEISTEN Pestizide als Rückstand krebserregend sind. Im Moment steht nur das Herbizid Gyphosat im Verdacht Krebs beim Anwender auslösen zu können.

                 

                Zum Schluss, nicht das es da zu Missverständnissen kommt: ich gehöre nicht zur Agrobuiss Betonlobby und bin der Letzte der nicht meinen würde, dass im konventionellen Lanbau noch viel im Argen läge und der dem alternativen Landbau keine gedeihliche Entwicklung wünschte, aber pauschale und undifferenzierte Schuldzuweisungen, egal bei welchem Thema, regen mich einfach auf.

                • @Waage69:

                  ...na, dann werd' ich mal öffentlich machen, was sowieso öffentlich ist.

                  Arelon

                  Aviator

                  Butisan Gold

                  Camposan extra

                  Fandango

                  Fenikan

                  schauen Sie und staunen Sie

                  Sollten Sie irgendwann an Krebs erkranken, irgend eines dieser Mittel könnte die Ursache sein... ; )

                  • @Fotohochladen:

                    In diesem Zusammenhang gibt es in der neuen Land&Forst Nr. 30 (weitverbreitete Fachzeitschrift für Landwirte in Niedersachsen) diesen Jahres auf Seite 16 den Artikel "Herbizideinsatz wird immer komplizierter". Es wird unter anderem vor der Anwendung von Butisan Gold im Zusammenhang des Grundwasserschutzes gewarnt. Im Übrigen kann man in den letzten Jahren in den Fachzeitschriften eine verstärkte Tendenz dahingehend feststellen, dass die entsprechenden Experten und Berater nicht der Meinung sind, dass Landwirte mit Pestiziden verantwortungsvoll umgehen und dieser Umstand sich langsam zu einer riesigen Gefahr für den Pestizideinsatz im Allgemeinen entwickeln könnte.

                  • @Fotohochladen:

                    In "hohen Konzentrationen möglicherweise krebserregend" ist da so eine Standardformulierung in den Beipackzetteln. Das ist eine Beipackabsicherung der Hersteller welche der Gesetzgeber so verlangt.

                     

                    Die Möglichkeit betrifft aber wenn überhaupt den Anwender der mit den unverdünnten Substanzen hantiert, um diese theoretische Möglichkeit auszuschließen gibt es ja auch seit einigen Jahren die Anwenderschulungen.

                     

                    Ältere Landwirte neigen hier tatsächlich noch zu Lässigkeit der aber wie gesagt mit den Schulungen entgegengewirkt wird, außerdem treten diese Herrschaften eh nach und nach zurück. Die jüngeren BäuerenInnen habe passen schon sehr auf vor allem aber aus der viel konkreteren Angst vor Allergien (Allergieauslösung ist bei den meisten Mitteln nachgewiesen) und tragen beim Ansetzen also verdünnen der Spritzbrühe (meist wird je nach Mittel 1 Liter Konzentrat mit 200l Wasser für die Ausbringung auf einen ha also 10 000 Quadratmeter) Einmalhandschuhe, Mundschutz und Schutzbrille.

                     

                    Statistisch kann eine Erhöhung des Krebsrisikos durch Umgang mit Pestiziden (berufsgenossenschaftlich) nach meinem Kenntnisstand nicht nachgewiesen werden. Speziell beim Glyphosat könnte das anders sein aber da steht man noch mitten in den Untersuchungen.

                     

                    Akut Problematischer für die Gesundheit der Landwirte oder auch der ArbeitnehmerInnen in der Landwirtschaft sind die Stäube denen sie in der Tierhaltung ausgesetzt sind, vor allem der Kornstaub beim Mahlen und Mischen und bei der Strohbergung und beim Einstreuen der Ställe.

                     

                    Da ich selber das Futter mahle und mische und auch mit Stroh umgehe und mir dabei auch täglich einiges an Staub reinziehe (was auch schon in meinem leicht fortgeschrittenen Alter zu einem latenten Reizhusten geführt hat) ist das auch die Ursache warum man Nachts schon mal auffwacht und dann etwas Angst hat ob das alles so auf die Dauer gut gehen kann.

                     

                    Immerhin rauche ich nur noch ganz selten...;)

  • Die Ökologisierung der Landwirtschaft ist nicht gewollt. Wäre sie das, dann könnte Europa längst auf dem richtigen Weg sein. Aber die Landwirtschaft ist eines der Themen, die echten Veränderungswillen fordern. Der ist in einer von rein wirtschaftlichen Interessen dominierten EU nicht zu sehen. Gefördert wird das Prinzip Aldi, und dieses Prinzip braucht die permanente EU-Erweiterung, die Öffnung neuer Märkte für die komplett industrialisierte Landwirtschaft. Die Biobauern werden bewußt und im Sinne dieser Industrie klein gehalten.