Kommentar Bilanz der IGA in Marzahn: Zu wenig Flower-Power
Zur Gartenschau kamen viel weniger Menschen als erwartet, 10 Millionen Euro Einnahmen fehlen. Der Grund: Der Eintritt war viel zu teuer.
Während sich die meisten Berliner über den verregneten Sommer ärgerten, ist er für die Macher der Internationalen Gartenausstellung (IGA) in Marzahn ein Segen: Das schlechte Wetter liefert die passende Ausrede für die erwartungsgemäß schlechte Bilanz. Nur 1,6 Millionen statt der erwarteten 2 Millionen Besucher wollten für die weitgehend vom Land finanzierte Blumenshow bezahlen; statt wie erhofft 30 wurden so nur 20 Millionen Euro eingenommen. Dies gab die Geschäftsführung am Donnerstag bekannt, zehn Tage vor dem IGA-Ende. Schuld an der Misere sei der niederschlagsreichste Sommer seit Jahrzehnten.
Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn die Ausstellung ist schlicht zu teuer für das, was sie bietet. 20 Euro Eintritt zahlt ein Erwachsener, um ein paar Rabatten umrunden und pausenlos Seilbahn fahren zu können. Die Bobbahn kostet ordentlich extra; auch die Essenspreise liegen auf dem Niveau der Touristenfallen in Mitte. Für einen Tag mit der Familie kann man locker 120 bis 150 Euro hinlegen.
Die meisten Medien lieferten nur blumige Texte
Nicht nur für zahlreiche Menschen im finanziell nicht so blühenden Bezirk Marzahn-Hellersdorf ist das zu viel Geld: Die Zahl der Besucher aus Berlin insgesamt blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück. Den Organisatoren ist das Problem bekannt, wie man an den vielen Preisrabattaktionen gegen Ende der Ausstellung sieht. Eine Debatte darüber fand trotzdem nur am Rande statt: Alle großen Zeitungsverlage sowie der RBB sind sogenannte Medienpartner der Ausstellung und überboten sich mit rosig-blumiger Berichterstattung.
Vor dem völligen Fiasko gerettet haben die Show die jungen Besucher: 250.000 Kinder und Jugendliche sind gekommen. Für sie wird viel geboten, und sie färben nun den Altersdurchschnitt auf 50 Jahre schön. Doch es fehlt die Flower-Power: Die IGA ist was für Junge und für Alte – aber nichts für all jene zwischen 15 und 65. Von einer Ausstellung dieser Art in Berlin, jener Stadt, die von den Touristenwerbern des Landes als jung, hip, locker-lässig etc. dargestellt wird, hätte man mehr für diese Zielgruppe erwarten können, ja müssen.