Kommentar Beraterverträge bei der Bahn: Wochen der Wahrheit
Wurden am Kontrollgremium vorbei Ex-Vorständen lukrative Aufträge zugeschoben? Die Bahn hat derzeit diverse Baustellen.
M anches wird erst schlecht, damit es gut werden kann. Bahnkunden kennen das. Diesmal werden die Reisenden zwischen Hannover und Göttingen von langen Bauarbeiten geplagt. Am Ende steht aber eine Hochgeschwindigkeitsstrecke, die eine Bahnfahrt für alle schneller und bequemer werden lässt.
Wenn nur alles so einfach wäre beim Staatskonzern, dem schwierige Wochen bevorstehen. Der nächste ernste Moment kommt voraussichtlich am kommenden Donnerstag. Auf einer Sondersitzung will der Aufsichtsrat die Berateraffäre aufklären. Wurden am Kontrollgremium vorbei Ex-Vorständen lukrative Aufträge zugeschoben? Darauf deutet alles hin.
Sollte sich dies bestätigen, könnten schnell personelle Konsequenzen gezogen werden. Denn Fahrlässigkeit im Umgang mit dem Aktiengesetz wäre eine unglaubwürdige Ausrede derer, die solche Verträge unterzeichnet haben. Folgt dieser Skandal den Mustern anderer Fälle in anderen Unternehmen, darf sich die Öffentlichkeit noch auf einiges gefasst machen.
Die zweite Wahrheit folgt in der Woche darauf. Der Bahnvorstand legt dem Aufsichtsrat seine neue Strategie der „Starke Schiene“ vor. Darin schildert der Bahn-Chef Richard Lutz die Zukunft in den schönsten Farben. Neue Züge, viel mehr Passagiere, endlich Güterverkehr auf den Trassen und vieles mehr.
Nur: Auf die Finanzierung der schönen Zukunft hat Lutz nur zum Teil Einfluss. Das ist überwiegend eine Aufgabe des Bundes. Und die Bundesregierung stellt zwar Anforderungen an den Konzern, etwa die Passagierzahl zu verdoppeln oder die Strecken zu digitalisieren. Doch ausreichende Mittel dafür will sie nicht herausrücken. So droht als zweite Wahrheit die Erkenntnis, dass alle großen Pläne nur Worthülsen sind und vieles noch sehr lange schlecht bleibt, bevor es einmal gut werden kann.
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