Kommentar Bayerns Triple: So sehen nun mal Sieger aus
So viel Kollektivierung gab es noch nie beim FC Bayern. Dennoch gilt bei diesem Verein: Einigkeit und Unrecht und Freiheit.
![](https://taz.de/picture/158340/14/bayern-triple-dpa.jpg)
F raglos hat der FC Bayern München einen extraordinären Kader für diese Saison zusammengestellt. Jupp Heynckes unterstrich dies, als er nach dem Triple-Erfolg der fehlenden Spieler beim Pokalfinale gedachte: Holger Badstuber, Toni Kroos, Dante und Luiz Gustavo.
Zwei deutsche und zwei brasilianische Nationalspieler, deren Fehlen ohne große Auswirkung blieb. Und zweifellos hat der Trainer am Pressing- und Umschaltspiel seines Teams gefeilt, bis es höchsten Champions-League-Ansprüchen genügte.
All das können aber auch ein halbes Dutzend anderer Spitzenvereine in Europa leisten. Triple-tauglich hat den FC Bayern etwas anderes gemacht. Beispielhaft stand dafür am Samstagabend Mario Mandzukic, der überraschend auf die Ersatzbank beordert wurde, weil Mario Gomez den Vorzug erhielt und prompt zwei Tore schoss.
Es klang fast wie 11-Freunde-Kitsch, als Heynckes von dessen Reaktion berichtete: „Trainer, für den Mannschaftserfolg mache ich alles, dann stehe ich gerne auch mal zurück“, zitierte der Trainer den kroatischen Angreifer. Selbst wenn Mandzukic nur halb so viel Süßholz geraspelt haben sollte, lässt sich festhalten: So viel Kollektivierung gab es noch nie beim FC Bayern, einem Verein, der bis in die jüngste Vergangenheit am Prinzip Führungsspieler in der Tradition von Matthäus, Effenberg und Ballack festgehalten hatte.
Doch nun wurde auch beim FC Bayern Schritt für Schritt das kommunitäre Denken salonfähig gemacht. Dass dies Jupp Heynckes allein als Verdienst zugeschrieben wird, ist Unfug. Es ist ein Erfordernis des modernen Fußballs, das mit van Gaal in München Einzug hielt. Heynckes hat nur dessen repressive Methoden abgemildert und die Spieler mit mehr Freiheiten auf dem Platz ausgestattet.
Sein Nachfolger, Pep Guardiola, ist ebenfalls ein ausgewiesener Fußball-Kommunitarist. Möglicherweise wird der Spanier, dem ein gewisser Kontrollzwang nachgesagt wird, die Zügel wieder etwas straffen. Seine Verpflichtung ist jedenfalls nur die logische Konsequenz eines neuen Denkens beim FC Bayern München. Einzelinteressen stehen hinter dem Mannschaftserfolg zurück. Das gilt in diesem Klub mittlerweile selbst für Einzelvergehen.
„Uli Hoeneß, Uli Hoeneß, Uli Hoeneß du bist der beste Mann“, skandierten die rot-weiß gewandeten Fans lautstark in der Ostkurve des Berliner Olympiastadions. Beim FC Bayern passt derzeit alles bestens zusammen: Einigkeit und Unrecht und Freiheit. So sehen vermutlich Sieger aus.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören