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Kommentar Bank der SchwellenländerEine fragwürdige Alternative

Andreas Behn
Kommentar von Andreas Behn

Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika gründen eine Alternative zu IWF und Weltbank. Wirklich weiter hilft ihnen das nicht.

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff beim Treffen der Brics-Staaten in ihrem Land. Bild: reuters

E ine Alternative zu IWF und Weltbank? Auf den ersten Blick ist es erfreulich, dass die Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (die „Brics-Staaten“) ihre eigene Entwicklungsbank und sogar einen Währungsfonds für den Fall von finanziellen Engpässen gegründet haben. Eine geopolitische Stärkung der Länder des Südens, bei Kreditvergabe keine Auflagen zu Sparmaßnahmen und demnächst vielleicht auch eine Abwendung von den Leitwährungen US-Dollar und Euro.

Der Beschluss ist ein deutliches Signal an die Industrieländer, dass die Weltfinanzordnung weder den wirtschaftlichen Gegebenheiten genügt noch Grundlage für die gern behauptete internationale Chancengleichheit ist.

Ausgangspunkt einer neuen Weltwirtschaftsordnung ist die Gründung der beiden Finanzinstitute freilich nicht. Die fünf Schwellenländer haben zwar große Märkte und hatten bis vor Kurzem eindrucksvolle Wachstumszahlen. Doch ökonomisch wie technologisch trennen sie Welten. China und Südafrika beispielsweise stehen vor ganz unterschiedlichen Herausforderungen. Und Brasilien, Indien und Russland konkurrieren miteinander als Exportnationen.

Vor allem das Entwicklungsmodell der Regionalmächte ist fragwürdig. Es setzt auf die Ausbeutung von Naturressourcen um jeden Preis. Es geht um Wachstum und hohe Exporterlöse, aber nicht um das Wohl der arbeitenden Menschen, die statt gerechter Löhne angesichts großer Infrastruktur-Projekte wie Staudämmen und Verkehrswegen oft um ihre Lebensgrundlagen fürchten müssen.

Am meisten werden transnationale Unternehmen von den neuen Krediten profitieren: das Agrarbusiness, die Bauindustrie, die Bergbaukonzerne. Eine alternative Wirtschaftspolitik oder nachhaltige Entwicklung ist von diesen Brics-Staaten nicht zu erwarten.

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Andreas Behn
Auslandskorrespondent Südamerika
Journalist und Soziologe, lebt seit neun Jahren in Rio de Janeiro und berichtet für Zeitungen, Agenturen und Radios aus der Region. Arbeitsschwerpunkt sind interkulturelle Medienprojekte wie der Nachrichtenpool Lateinamerika (Mexiko/Berlin) und Pulsar, die Presseagentur des Weltverbands Freier Radios (Amarc) in Lateinamerika.
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17 Kommentare

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  • Drei der "Länder des Südens" liegen komplett auf der Nordhalbkugel, ein weiteres liegt teilweise auf der Nordhalbkugel.

     

    Nur das kleinste liegt vollständig auf der Südhalbkugel.

  • Es ist ein symbolischer – pseudoemanzipatorischer – Sidestep auf der selben Strasse des Raubmenschkapitalismus. Um „die Menschen“ gings Politführern – nicht nur den momentanen – dieser Staaten noch nie. Sondern ausschliesslich um die Zementierung der Kontrolle über sie. Nebst obligatem Eigenmacht- und Haben-Ausbau.

    Und im Falle der Oligarchen Brasiliens ists vor allem die Hoffnung, endlich mal an der Seite (bzw. im Windschatten) der Welt-Super-Macht zu stehn. Die mittelfristig ziemlich unisono mit China identifiziert wird.

    Sätze wie „China und Südafrika beispielsweise stehen vor ganz unterschiedlichen Herausforderungen“ reissen Fragen auf. In mitdenkenden LeserInnen. Die freilich lässt Andreas leider unbehandelt.

  • Warum so pessimistisch?

    Erst einmal ist es ein politischer Erfolg gegen das Dominanzbestreben der USA und Europas.

    Und für die zukünftigen Kreditnehmer hat es auch große Vorteile: denn die Brics-Kredite werden nicht wie die IWF-Kredite mit Forderungen nach Sozialabbau und Privatisierungen öffentlichen Eigentums begleitet.

    Es geht um eigenständige Entwicklung unabhängig vom alten Norden, und da ist dieser Schritt ein Teil des richtigen Weges.

    Und das es "nicht um das Wohl der arbeitenden Menschen geht"?

    In den Schwellenländern sind in den letzten Jahrzehnten Millionen von Menschen aus der Armut herausgekommen, durch Entwicklung eigener Industrie. Und anders geht es nicht. Die Basis weiterer Anhebungen des Lebensstandards kann nur durch wirtschaftliche Entwicklung erfolgen, und dazu braucht man auch Energie,

    auch Staudämme und gute Verkehrswege.

    Es gibt in den Schwellenländern durchaus so etwas wie sozialen Fortschritt, das Entstehen eines Mittelstandes. Im Gegensatz zum sozialen Rückschritt in Europa und den USA übrigens.

    • @Bernado:

      "denn die Brics-Kredite werden nicht wie die IWF-Kredite mit Forderungen nach Sozialabbau und Privatisierungen öffentlichen Eigentums begleitet.

      Es geht um eigenständige Entwicklung unabhängig vom alten Norden"

       

      Sicher? Der Dicke Kater der BRICS - China ist an Exportchancen = einseitigen Freihandel für Industriegüter und Investitionschancen = Privatisierung genauso interessiert wie das was Sie in 80er Jahre Sprech als "alter Norden" bezeichnen.

      • @Tim Leuther:

        Je öfter ein Nutzmärchen (vulgo Lüge) wiederholt wird, desto mehr Berieselte beginnen daran „als Fakt“ zu glauben. Besonders leicht ist diese Gehirnwäsche im Fall von Nicht-Vor-Ort-Lebenden. Oder von (teil-) blind Vor-Ort-Lebenden. Wie sogenannten KorrespondentInnen, die in ihrem Monosurfen im urbanen Mittelklasseghetto nichts vom vielfachen hetergogänen soziokulturellen „Rest“ eines Landes mitkriegen.

        Und Märchen bzw. Lügen „in Wahrheit“ zu verwandeln, ist ja auch die Aufgabe von sogenannten Regierungs-SprecherInnen. Auch den inoffiziellen Regierungs-Trollen.

        Es ist, als Mensch der im Hinterland des Nordostens lebt und seit Jahrzehnten in ebendieser und auch der N-Region Brasiliens kulturen- und flächendeckend mit den Opfermassen dieses Staats und seiner Momentan-VerwalterInnen arbeitet, keine leichte Aufgabe angesichts solcher Falschfuzzger-Mantras wie wie jenes (Singular, denn er wiederholt artikelein, artikelaus, immer wieder das selbe Märchen) des Madonna-Bernado, da nicht die Zurückhaltung zu verlieren.

        Bernado-„Neu“ ist hier lediglich, dass nun nicht mehr pro (derzeitiger) Brasilo-Raub-Oligarchie erfundene Gemeinplätzchen gebetsmühlt werden, sondern gleich für Putin, Zuma & Co. mit.

        Frag mich bloss noch für wieviele (von mir zwangsmitbezahlte) Gehälter solche Maulwurfarbeit pro Monsanto-Odebrecht-PT steht...

        • @Ardaga:

          Manchmal soll ein Urlaub ganz gut sein.

  • Es geht nicht um nachhaltigere Politik, sondern dass die Profite der nicht nachhaltigen Politik nicht an die USA fliessen sowie auch um dem politischen Druck der Weltbank nicht mehr ausgeliefert zu sein.

    Kurz - es geht um Macht - und da ist der Bruch eines Monopols so lange eine gute Nachricht, so lange das Monopol nicht durch ein anderes Monopol ersetzt wird.

  • Auch die Brics-Weltbank wird darauf angewiesen sein, dass Kredite zurückgezahlt werden. Ob es da wirklich ohne Sparauflagen geht, wird sich erst noch zeigen müssen.

  • 9G
    9076 (Profil gelöscht)

    Das ist doch eine Kriegserklärung an den Westen.

     

    Unterschätzen würde ich das Potential dieser fünf Länder keinesfalls.

     

    China hat doch die USA bereits eingeholt was wirtschaftliche Stärke angeht.

    • @9076 (Profil gelöscht):

      Mag sein das es das ist. Und Konkurrenz ist gut (für den um den Konkurriert wird, hier Länder in Geldnot). Aber das nicht weil die BRICS Staaten in irgend einer weise "besser", "netter", "einfühlsamer", oder blub sind; sondern einfach weil das als zusätzliches Angebot kommt. China wird kein Deut besser sein als die USA, wenn es darum geht seine Interessen auf kosten anderer durchzusetzen.

    • @9076 (Profil gelöscht):

      BIP USA 2013: 16,8 Billionen US-Dollar

      BIP China 2013: 9,1 Billionen US-Dollar

      Und das bei der 5-fachen Einwohnerzahl in China.

      Keines der 5 Staaten ist in der Lage innovative Produkte herzustellen. Die BRICS-Gruppe mag in der Masse wirtschaftlich etwas aufgeholt haben, ist aber in Klasse dem Westen (plus Japan + Südkorea) wirtschaftlich hoffnungslos unterlegen. Und daran wird sich auch in den nächsten Jahrzehnten vermutlich nichts dran ändern.

      • @Sebastian Lehmann:

        Keine innovativen Produkte in den Schwellenländern?

        Wer stellt denn die schönen I Pads und Smartphones her? China vielleicht?Wer baut denn die modernen Kampfjets und Weltraumraketen? War das nicht Russland? Brasilien hat eine eigene Flugzeugindustrie, stellt Computer selbst her und enegiemäßig völlig unabhängig.

        In den Schwellenländern gibt es Milliarden von intelligenten und gut ausgebildeten Menschen, und: man muss sich einmal die Entwicklung der letzten 20 Jahre anschauen. Was war vor 20 Jahren, was ist heute?

        .

        Übrigens: wenn man die BIP's schon vergleicht, dann muss man gleichzeitig auch die Staatsverschuldungen vergleichen ;-).

        Einfach mal die Zahlen dafür anschauen.

        • @Bernado:

          Er hat schon recht, von da kommen vor allem Mee-Too Copyprodukte.

           

          Das I-Pad ist japanische und US-Hardware Hardware, Deutsches Design (Bauhaus), US-Software; Zusammengesezt in China.

    • 9G
      9076 (Profil gelöscht)
      @9076 (Profil gelöscht):

      China hält außerdem 1,3 Billionen Dollar Devisenreserven bereit, angelegt in amerikanische Staatspapiere.

      China ist Gläubiger der USA.

       

      Es bleibt spannend......

  • Der große Wurf ist es bestimmt nicht. Aber wenn eine Alternative da ist, sind Staaten nicht so leicht erpressbar. Offenbar beunruhigt diese Entwicklung unsere Führungskader. Es wurden ja auch gleich neue Strafen gegen einen der "Haupttäter" verhängt.

  • "Vor allem das Entwicklungsmodell der Regionalmächte ist fragwürdig. Es setzt auf die Ausbeutung von Naturressourcen um jeden Preis. Es geht um Wachstum und hohe Exporterlöse, aber nicht um das Wohl der arbeitenden Menschen, die statt gerechter Löhne angesichts großer Infrastruktur-Projekte wie Staudämmen und Verkehrswegen oft um ihre Lebensgrundlagen fürchten müssen."

     

    Also wie bei IWF und Weltbank, nur ohne € und $

     

    Wir haben es schliesslich "erfolgreich" vorgemacht

    • @Stinkstiefel:

      Neben den Chinesischen Staatskapitalisten sind die US-Republikaner wie ein Ortsverein der Linkspartei.