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Kommentar Antisemitismus in FrankreichDie Verteidigung der Republik

Kommentar von Klaus Hillenbrand

Der Schutz der Juden muss zur Sache aller republikanisch Denkenden werden. Erst dann können das Land und seine Traditionen gerettet werden.

Trauernde vor dem Supermarkt, in dem vier Juden erschossen wurden. Bild: dpa

Wir sind in einem Krieg“: Kurz und bündig hat Roger Cucierman vom jüdischen Dachverband Crif mit diesem Satz die Lage zusammengefasst. Juden können in Frankreich ihres Lebens nicht mehr sicher sein. Der Mord an vier Besuchern eines koscheren Supermarktes in Paris ist nur der grausige Höhepunkt einer Entwicklung, in der muslimische Fanatiker Jagd auf eine ganze Bevölkerungsgruppe machen, deren einziges Vergehen darin bestehen soll, einer bestimmte Religion anzugehören.

Antisemitismus zählt zu den konstitutiven Elementen dieser Islamisten. Die Politik des Staates Israel mag als neue Begründung für ihren Judenhass hinzugekommen sein, doch tatsächlich ist es ekelhafter alter Wein in neuen Schläuchen, der da als Hass-Ideologie verabreicht wird. Der Jude soll schuld sein am eigenen miserablen Leben, an undurchsichtigen Geschäften, an der Gewalt in Nahost. Der imaginierte Feind manifestiert sich in Ladenbesitzern, Wohnungsinhabern – und Supermarktkunden.

Es sind Franzosen, die danach trachten, andere Franzosen umzubringen. Wenn aber in einer Gesellschaft ein Bevölkerungsteil begründete Furcht vor einer Gruppe eines anderen Bevölkerungsteils haben muss, dann steht das zivile Zusammenleben der ganzen Gesellschaft auf dem Spiel. Präsident Hollande hat zugesichert, jüdische Schulen und Synagogen notfalls militärisch bewachen zu lassen.

Das ist ein wichtiges Signal, aber es wird nicht ausreichen. Erst wenn Katholiken, Protestanten, Muslime, die Angehörigen anderer religiöser Gruppen, aber auch die Nichtgläubigen begreifen, dass dies ein Angriff auf das ganze Land und seine Traditionen ist, wenn die Verteidigung des jüdischen Frankreich zur Angelegenheit aller republikanisch Denkenden geworden ist, werden die Täter keine Chance mehr haben.

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taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
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21 Kommentare

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  • Ironie an: Religionen verbieten, Banken und Versicherungen an die Stelle setzen und dementsprechend die Hirnleistung weiter reduzieren. Und wieder aus.

  • Das liest sich, als wären Sie vom Spaltpilz befallen, Herr Hillenbrand!

     

    Sie glauben ja wohl nicht im Ernst, dass ausgerechnet eine Religion (in dem Fall ist es halt die jüdische) den besseren Menschen macht? Niemand ist ausschließlich Opfer, nur weil er dazu gehört. Woanders, nämlich, ist er zugleich nicht dabei. Menschen sind niemals nur Gläubige. Sie sind immer auch Mieter und Vermieter, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Banker oder Sparer, Staatsanwälte oder Angeklagte, Autofahrer oder Fußgänger. Das Spannungsfeld, das man Gesellschaft nennt, und in dem es immer wieder zu Kurzschlüssen und Fehlfunktionen kommt, lässt sich nicht per (Lippen-)Bekenntnis entelektrisieren. Es gibt keine Gretchenfrage, mit der man den Leuten in die Hirne leuchten kann.

     

    Zugegeben, die Angriffe auf Juden haben so etwas wie eine böse Tradition. Nicht nur in Deutschland, sondern auch beim Nachbarn nebenan, der seine eigene Entnazifizierung bisher womöglich eher stellvertretend hat betreiben lassen. Doch nicht nur Katholiken, Protestanten, Muslime, oder Nichtgläubigen besitzen Macht, die sich missbrauchen lässt. Und Menschen sind auch deshalb Menschen, weil ihre Wut, die aus der Willkür resultiert, nicht unbedingt da sichtbar wird, wo sie tatsächlich "richtig" wäre. Sie taucht sehr oft woanders wieder auf.

     

    Deshalb ist jeder Angriff auf friedliche Menschen, welcher Überzeugung auch immer, ein Angriff auf die ganze Welt und ihre Traditionen, Herr Hillenbrand. Erst dann, wenn die Verteidigung des Frankreichs der jeweils Anderen zur Angelegenheit aller republikanisch Denkenden geworden ist, darf man tatsächlich so etwas wie eine Chance erkennen. Dass es jedoch nicht mehr zu Übergriffen kommt, wenn alles respektiert wird, was ein wenig anders ist, ist nicht gesagt. Verrückt sein kann der Mensch ja schließlich immer noch.

    • @mowgli:

      Wohl kaum ist Herr Hillenbrand vom Spaltpilz befallen.

      Aber man muß Ihrer Interpretation -wenn es sich nicht um eine Form des Analphabetismus handelt-bösen Willen unterstellen.

      Oder Sie haben den falschen Text gelesen.

  • Wenn in einem Land Anhänger einer Religion systematisch vor Übergriffen geschützt werden müssen, dann liegt das Kind längst im Brunnen. Aber wer in Frankreich das politische Geschehen verfolgt, wird sich an das Komplettversagen des Vorgängers von Hollande, Sarkozy in diesem Kontext erinnern.

  • versteh ich das richtig?

    man soll in fronkroisch jetzt immer erst noch fragen, ob schutzbedürtige der richtigen religion (und was sonst noch immer) angehören?

    ich hoffe, ich habe das falsch verstanden!

    • @christine rölke-sommer:

      Sie haben das nicht nur nicht richtig verstanden, sondern Sie pervertieren Hillebrands Aussage, indem Sie ihm unterstellen, dass Schutzwürdigkeit (von dem Hillebrand gar nicht spricht, sondern Sie) rassistisch motiviert sein könnte.

    • @christine rölke-sommer:

      Ja, Sie haben das falsch verstanden. Der Autor fordert, dass sich alle Franzosen mit den Franzosen jüdischen Glaubens solidarisieren.

       

      Das wertet weder Christen noch Muslime noch Atheisten ab. Sie haben da eine falsche Dichotomie aufgestellt. Oder einfacher: wenn ich sage, dass ich gerne Bananen esse, heißt das nicht, dass ich Kirschen nicht mag.

      • @Megestos:

        Wie wäre es, wenn man ganz grundsätzlich Menschen schützt? Und zwar alle gleich?

      • @Megestos:

        ich oder herr Hillenbrand?

        schließlich führt er die idee der schutzwürdigkeit ein.

        während ich auf schutzbedürftigkeit abstelle.

  • Der eigentliche Skandal besteht darin, dass in Frankreich, Deutschland und den meisten westlichen Ländern das jüdische Leben (Schulen, Synagogen, Museen, Geschäfte, etc.) vor Anschlägen geschützt werden muss.

  • Encore, ihr Republikaner! Noch eine Anstrengung, wenn ihr Zeit und Kräfte übrig habt. Schützt die Juden, das ist das Gebot der Stunde.

    Egal, dass die Vorgänge in Frankreich stattgefunden haben. Jetzt ist weltweiter Philo-Semitismus angesagt. Selbst wenn alle Werte-Stricke reißen, und Kontroversen unser Bündnis blaß aussehen lassen. Es gibt einen Konsens, der ewig währt.

    • @die kalte Sophie:

      Sie schreiben, als ob die Forderung nach dem Schutz von Juden irgendwie aus dem Nichts käme. Menschen, die besonders verfolgt und bedroht werden, brauchen auch besonderen Schutz!

       

      Der Grund, weshalb niemand auf der Welt fordert, man müsse die Deutschen oder die Dänen schützen, ist, dass diese nicht systematisch und Generationenübergreifend bedroht und angegriffen werden.

       

      In der westlichen Welt müssen immer noch, oder schon wieder, Juden um ihr Leben fürchten, weil sie Juden sind. Das ist eine Schande.

      • @Megestos:

        Wenn alle denselben Schutz hätten, würden nicht bestimmte mehr verfolgt werden.

        • @Dudel Karl:

          Provokation schön und gut, aber muss es immer bullshit sein?

          - schutzwürdig sind alle gleichermaßen

          - einen schutz nötig hat aber nur der, der angriffen ausgesetzt ist

  • Wär nicht schlecht, wenn man sich neben dem Schutz der Juden auch um den Schutz der Muslime in Frankreich kümmern würde.

    • @Dudel Karl:

      Vor wem müssen denn Muslime in Frankreich beschützt werden?

      • @Wad Wore:

        Wie wär´s mit Muslimhassern?

        • @Dudel Karl:

          ein wenig Nachhilfe: im Jahr 2013 richteten sich 40% aller rassistischen Angriffe in Frankreich gegen Juden oder jüdische Einrichtungen. 2014 dürfte sich die Zahl antisemitischer Übergriffe gegenüber dem Vorjahr noch einmal verdoppelt haben. Während der letzten drei Jahre wurden in Frankreich mindestens acht Juden bei antisemitischen Angriffen ermordet. Auch der Angriff auf das jüdische Museum in Brüssel (bei dem weitere vier Menschen ermordet wurden) wurde von einem französischen Muslim verübt.

          Gezielt gegen Muslime gerichtete Gewalttaten sind hingegen (mindestens in Frankreich) äußerst selten.

          Genau, die französischen Juden brauchen besonderen Schutz und auch wenn es der Dudel Karl nicht wissen will: Sie müssen vor allem vor französischen Muslimen beschützt werden.

          • @dr.no:

            und noch ein wenig nachhilfe: rassismus ist ein herrschaftsinstrument - und nicht schon, wenn's Dovidl vom Ahmedle oder auch umgekehrt gehauen wird.

            zu fragen wäre also, wie's kommt, dass die republik zwar ihre kolonien, nicht aber ihren rassismus losgeworden ist.

            • @christine rölke-sommer:

              Frau RA Rölke-Sommer, unterstützen Sie mich bei einem Verständnisproblem: Rassismus ohne einen Staat bzw. Klassengesellschaft gibt es nicht? Haben wir da dann den Zustand vor der Vertreibung aus dem Paradies?

              Ich dachte, Rassismus ist eine Ideenlehre und Ideen sind an keine Herrschaft gebunden.

              • @Ron Jeremy:

                wollen Sie ernsthaft diskutieren oder nur ein bißchen rumspielen?

                 

                in nationalstaat/klassengesellschaft ist rassismus ein herrschaftsinstrument, damit zuallererst eine praxis der herrschenden..

                in fronkroisch wird dies instrument etwas anders gehandhabt als in 'schland. und da wir hier über fronkroisch sprechen, sollten wir uns klarmachen, dass rassismus in fronkroisch nicht von dessen kolonialer vergangenheit zu trennen ist - und fragen, wie+wo+gegen wenn dieser rassismus weiterlebt.