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Kommentar Alnatura & TariflohnBio ist doch besser

Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin

Der mediale Druck auf die Bio-Supermartkette war offenbar groß genug: Alnatura will seine Mitarbeiter künftig nach Tarif bezahlen. Ein weitere Beweis dafür, dass die Biobranche besser ist.

D ie Biobranche ist doch besser. Das zeigt die Entscheidung von Deutschlands größter Öko-Supermarktkette Alnatura, künftig allen Mitarbeitern mindestens Tariflöhne zu zahlen. Es hat kaum drei Tage gedauert nach den ersten kritischen Medienberichten, dass sich Alnatura-Chef Götz Rehn dazu durchrang. Dafür haben viele konventionelle Unternehmen Jahre gebraucht.

Rehns anfängliche Verteidigungslinie war auch denkbar schwach. Mag sein, dass vielen kleinen Bio-Händlern das Wasser bis zum Hals steht, und sie deshalb nicht nach Tarif bezahlen können. Aber der Marktführer, der seit Jahren rentabel ist, kann sich auf solche Ausflüchte nicht berufen. Vor allem, wenn sein Motto lautet: "Sinnvoll für Mensch und Erde". Nur der öffentliche Druck hat Rehn dazu gebracht, nachzugeben. Aber wenn er seine Ankündigung nun auch wirklich verwirklicht, stimmt das Ergebnis. Es zeigt: Die Ökobranche ist kritikfähig und veränderungsbereit.

Schon nach den großen Skandalen um Betrügereien mit dem Bio-Siegel haben die Kontrollstellen und Aufsichtsbehörden letztendlich richtig reagiert. Zum Beispiel vergangenes Jahr, als bekannt wurde, dass Deutschlands einst größter Öko-Geflügelhändler Berthold Fransander konventionelle Tiere als teures Bio-Fleisch verkauft hatte. Auch hier übten die Medien erheblichen Druck auf die Öko-Gemeinde aus. Aber schließlich sorgten einige private Bio-Kontrolleure und Aufsichtsbehörden doch dafür, dass große und damit oft besonders risikoträchtige Betriebe häufiger und auch öfter unangekündigt überprüft werden als bisher.

Jost Maurin

arbeitet im Wirtschaft&Umwelt-Ressort der taz.

Zu solch konsequenten Schritten kann sich Konventionell auch nach Vorfällen wie dem Handel mit Gammelfleisch selten durchringen. Bio reagiert auf Skandale besser. Deshalb ist und bleibt die Glaubwürdigkeit dieser vor allem aus Umweltsicht sinnvollen Branche hoch.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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5 Kommentare

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  • D
    dermax

    bio bei weitem kein allheilmittel

    ich frag mich immer mehr warum jemand überhaupt bio kaufen sollte - ich tue es bestimmt nicht und solche "positiven" veränderungen bestätigen mich nur noch mehr, also wenn eigentlich ein weiterer skandal aufgedeckt wird.

    bio hat nachweisslich keinen positiven effekt auf die gesundheit und auch nicht auf den geschmack, und wenn die menschen dabei auch nicht besser wegkommen, tja dann ist das ganze höchstens positiv für die sensible psyche einiger verbohrter die sonst keine probleme haben

  • G
    grünspan

    Veränderungsbereit? Mal nachgeprüft, was draus geworden ist? Soweit ich das weiß, nämlich bisher gar nichts.

  • JD
    Johann der Bauer

    Schon seit Jahren beobachte ich mit Vergnügen, wie die Taz einigen Ökopharisäern auf die Finger klopft und Misstände in der "heilen Bio-Traum-Welt" aufdeckt.

    Der rebellische Geist aus den Achtzigerjahren ist immer mehr der wirtschaftlichen Realität gewichen. Der wirtschaftliche Erfolg hängt immer mehr von der Bereitschaft der/des Verantwotlichen ab, die Grenzen des Zulässigen und technisch organisatorisch Machbarem, vom Anbau über die Verarbeitung und Vermarktung bis hin zu den Richtlinien, auszuloten, was letzlich unser aller " Hamsterrad " noch beschleunigt. Und das macht sich auch in der Qualität der Lebensmittel bemerkbar. Beim Sport nennt man das Doping bzw. unsportlichen Wettbewerb. Chancengleichheit, fairer Wettbewerb spielen inzwischen eine untergeordnete Rolle. Alles, was zählt, ist eine zielführende, ergebnisorientierte Außendarstellung.

    Die Wandlung vom Saulus zum Paulus ist dem Herrn Reen nicht ganz gelungen.

  • H
    hellacharlot

    Gut so, kann ich doch Alnatura-Produkte nun auf meiner Einkaufsliste belassen

  • C
    claudia

    >>Die Ökobranche ist kritikfähig und veränderungsbereit.>Rehns anfängliche Verteidigungslinie war auch denkbar schwach. Mag sein, dass vielen kleinen Bio-Händlern das Wasser bis zum Hals steht, und sie deshalb nicht nach Tarif bezahlen können.