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Kommentar Afrikanische UnionEine Chance für den Kontinent

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Ruandas Präsident Paul Kagame übernimmt den Vorsitz der Afrikanischen Union (AU). Er kann das Bild Afrikas verändern.

Übernimmt den Vorsitz der Afrikanischen Union: Ruandas Präsident Paul Kagame Foto: ap

A frika brennt. Über zehn Millionen junge Menschen drängen jedes Jahr auf die Arbeitsmärkte, finden keine Jobs und machen ihre Länder unsicher. Die Megastädte von Kairo bis Kinshasa platzen aus allen Nähten, niemand investiert in vernünftige Infrastruktur für die Menschen. Weite Landstriche sind dem sozialen Zerfall und der schleichenden Klimakatastrophe schutzlos ausgesetzt. Und während einige Gegenden prosperieren, schlittern mehrere instabile Länder in immer größere Krisen, die neue Fluchtbewegungen hervorbringen.

„Afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme“ lautete lange Zeit die Abwehrhaltung afrikanischer Herrscher, wenn sie dazu gedrängt wurden, sich zu solchen Zuständen zu verhalten. Die Afrikanische Union (AU), Anfang des Jahrhunderts als größter internationaler Staatenbund neben den Vereinten Nationen entstanden, sollte diese Lösungen bringen. Sie konnte es nicht – mangels Führung, mangels Willen, mangels Einigkeit und mangels Geld.

Wird nun Paul Kagame die Wende schaffen, der autoritäre Erneuerer Ruandas, der sein Land zur Vitrine eines effizienten, modernen Afrika umgestaltet hat? Führung und Willen hat Kagame im Überfluss. Einigkeit und Geld müssen alle AU-Mitglieder beisteuern. Kagame hat bereits begriffen, dass er Afrika nicht im Alleingang umkrempeln kann wie Ruanda. Er arbeitet eng mit anderen Präsidenten zusammen, um wenigstens die AU handlungsfähig zu machen. Seine Amtskollegen scheinen die zupackende Art des Ruanders zu schätzen.

Für die Masse der Afrikaner würde eine besser funktionierende AU erst mal nichts verändern. Aber dem Rest der Welt würde sie zeigen, dass Afrika durchaus in der Lage ist, Probleme zu lösen. Eine positivere Sicht auf Afrika – das ist nach internationalem Konsens die Bedingung dafür, dass das Geld auf der Welt endlich dorthin fließt, wo es am dringendsten gebraucht wird. Wenn Kagame das schafft, hat er seine Ziele erreicht.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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1 Kommentar

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  • Ob er seine Diktatur so ohne weiteres auf das gesamte Afrika ausdehnen kann? Eine der ruandischen Lösungen für die immense Überbevölkerung ist es, die Menschen über die durchlässige Grenze in den Kongo "diffundieren" zu lassen. Und gleichzeitig Geld zu verdienen, indem man Menschen in Israe- ursprünglich aus Somalia oder Erithreia - einzukaufen - die dann im Land verhungern, wenn sie nicht rechtzeitig wieder nach Europa fliehen. Devisen verdient man, indem man sich an kongolesischen Ressourcen (s. durchlässige Grenzen) bedient. Politische Lösungen werden gefunden indem man Menschen anderer Meinung "beseitigt". Wie auch immer. Eine Lösung, die Europa entgegen kommt, solange die Ressourcen kostengünstig in Europa ankommen und die Afrikaner fernbleiben. Viel Erfolg