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Kommentar AfD-ParteitagTotale Demontage

Sabine am Orde
Kommentar von Sabine am Orde

Wie Frauke Petry in Köln abgestraft wurde, sagt viel über die selbstzerstörerische Kraft der AfD aus – aber wenig über ihre politische Ausrichtung.

Inhaltlich nicht so weit auseinander: Frauke Petry und ihr parteiinterner Widersacher Jörg Meuthen Foto: ap

D ie AfD hat ihre Parteichefin demontiert. Frauke Petry konnte sich auf dem Kölner Parteitag mit ihrem zentralen Antrag, der die Partei auf eine realpolitische Strategie festlegen sollte, nicht durchsetzen. In anderen Parteien würde das schon für einen Rücktritt reichen. Wer eine Partei nicht führen kann, kann nicht an ihrer Spitze bleiben. Die AfD – oder besser: Petrys Kochef Jörg Meuthen – aber setzte noch einen drauf. In seiner Rede nach Petrys Niederlage trat er kräftig nach – und die Partei applaudierte ihm stehend dafür.

Nun kann es sein, dass ein Teil der Delegierten schlicht auf die einfachen populistischen Reize, die Meuthen aussandte, reagierte: ein bisschen Merkel- und Schulz-Hass, etwas Islambashing, dazu eine Prise Überfremdungsangst, der Aufruf nach Geschlossenheit in der Partei und die Zuversicht, allein die AfD könne das deutsche Vaterland retten – das funktioniert bei den Rechtspopulisten immer.

Vielleicht hat ein Teil der Delegierten auch nicht überblickt, was da gerade mit ihrer Vorsitzenden passiert. Meuthen und die anderen Mitglieder der Parteispitze aber wussten es – und niemand sprang Petry bei. Keiner ist unersetzbar, dieser Spruch war in Anschluss auf den Gängen häufig zu hören.

Das Bild von Meuthen, der sich im Applaus sonnt, und der hochschwangeren Petry, die ganz am Rand des Vorstandstisches währenddessen einsam auf ihr Handy starrt, das wird von diesem Parteitag bleiben. Es weckt Erinnerungen an den Parteitag vor zwei Jahren in Essen, wo die AfD unter Petrys Führung ihren damaligen Vorsitzenden Bernd Lucke demütigte. Lucke verließ kurz darauf die Partei.

Das sagt eine Menge über die selbstzerstörerische Kraft der AfD aus – politisch aber bedeutet es zunächst nicht viel. Zum einen geht es in dem Konflikt, anders als oft behauptet wird, nicht um eine Richtungsentscheidung. Inhaltlich sind Petry und ihre parteiinternen Gegner nicht weit voneinander entfernt, auch wenn die einen für und die anderen gegen einen Ausschluss von AfD-Rechtsaußen Björn Höcke kämpfen. Andere, die ähnliche Positionen wie Höcke vertreten, bleiben auch vom Petry-Lager unbehelligt.

Es geht um Rhetorik

Es geht in dem Konflikt viel mehr um die Frage, wie man manche Positionen rhetorisch vorträgt, damit man das bürgerliche Klientel nicht verschreckt. Nationalismus und Islamfeindlichkeit aber bleiben Nationalismus und Islamfeindlichkeit, auch wenn man sie freundlich verpackt.

Sollte Petry ihre Ansage wirklich wahr machen, zwar Parteichefin zu bleiben, aber beim Wahlkampf dennoch zur Seite zu treten und anderen die Verantwortung zu überlassen, würde das bekannteste Gesicht der AfD auf eine Nebenrolle reduziert. Das könnte der Partei bei den anstehenden Wahlen schaden, aber vermutlich nicht stark. Die AfD, das zeigen zahlreiche Untersuchungen, wird nicht wegen ihrer Personen gewählt, sondern weil die WählerInnen entweder wirklich eine radikal andere Politik wollen – oder aus Protest.

Die Zustimmung für die AfD hängt also weniger von ihren Spitzenkandidaten ab. Und weit mehr von der Frage, ob durch möglicherweise erneut steigende Flüchtlingszahlen, von Migranten verübte Gewaltverbrechen oder einen erneuten islamistischen Anschlag die Konjunktur der AfD-Themen wieder steigt.

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Sabine am Orde
Innenpolitik
Jahrgang 1966, Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Seit 1998 bei der taz - in der Berlin-Redaktion, im Inland, in der Chefredaktion, jetzt als innenpolitische Korrespondentin. Inhaltliche Schwerpunkte: Union und Kanzleramt, Rechtspopulismus und die AfD, Islamismus, Terrorismus und Innere Sicherheit, Migration und Flüchtlingspolitik.
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4 Kommentare

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  • Bei Parteien wie im richtigen Leben auch schaffen es nur "Politiker" nach oben. Menschen, die eine möglichst breite Anhängerschaft durch Überzeugung, Schleimerei oder Korruption hinter sich bringen. Sind Politiker schlau, sammeln sie eine fähige Mannschaft um sich, um den Rückhalt nicht wegen Erfolglosigkeit zu verlieren. Im Optimum geht es der Allgemeinheit durch begabte Politiker in Führungspositionen besser. Die AFD besteht aus Querulanten und Personen, die es in anderen Parteien nicht nach ganz oben geschafft haben. Das kratzt am Ego. Erfolgreichere Politiker sind AFDlern deshalb verdächtig und verhasst. Ebenso widerspricht das Konzept eines demokratischen Ausgleichs dem Egoismus der Mitglieder. Man will nicht teilen und sich nicht arrangieren. Man will 100%, basta. JEDER Parteichef der AFD wird scheitern, solange er interne Konkurrenten nicht a la Stalin beseitigt und eine Schreckensherrschaft unter den Mitgliedern errichtet.

  • Ja,und diese Frustration,die Petry gerade spürt wird zu einer neuen Parteiverdrossenheit führen.Nun bei den Rechten,was einen freuen könnte,aber das Problem ist in allen Parteien vorhanden und zersetzt sie.Es entkräftet die,die einmal wütend und engagiert waren und zur Erenuerung angetreten waren.Bei den frühen Grünen,bei der Linken nach dem Zusammenschluß von PDS und WASG.

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    "aber wenig über ihre politische Ausrichtung."

     

    Die ist mit oder ohne Petry völlig klar. Die AfD-Parteibonzen mögen untereinander zerstritten sein, weil halt jeder das Alphatierchen sein will, aber am Ende des Tages sind es alle stramm rechs-nataional, rassistsich und faschistisch.

    • @4845 (Profil gelöscht):

      also ich hab mir den afd Parteitag i Phönx angesehen, war eigentlich recht unterhaltsam-top auf jeden Fall jede Sitzung im deutschen bundestag