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Kommentar AdoptionsrechteEin Recht auf beide Elternteile

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Die Gegner der Gleichstellung von Homosexuellen bei der Adoption argumentieren mit einem „Wirrwarr an Elternrechten“. Doch wichtiger sind die Rechte der Kinder.

Diese beiden Frauen waren die Beschwerdeführerinnen in Karlsruhe. Bild: dpa

G egnerInnen der Zweitadoption – also der Adoption eines vom eingetragenen Lebenspartner adoptierten Kindes – begründen ihre Ablehnung vielfach mit dem Argument, dass ein „Wirrwarr an Elternrechten“ verhindert werden müsse. Damit meinen sie, dass es neben den sozialen Eltern noch die leiblichen Eltern gebe, die nicht übergangen werden dürften.

Das ist formal zwar richtig. Aber geht es bei Adoptionsfragen nicht weniger um Elternrechte, sondern vielmehr darum, was das Beste für die Kinder ist? Wenn Adoptivkinder in einer friedlichen Familie aufwachsen, wenn sie dort gewollt sind und wenn sie Eltern haben, die sich um sie kümmern, dann sollten die Kinder auch das Recht auf beide Elternteile haben – ganz gleich, ob die aus Mutter und Vater oder Mutter und Mutter beziehungsweise Vater und Vater bestehen.

Die ablehnende Haltung mancher „FamilienschützerInnen“ gegenüber homosexuellen Eltern verwundert umso mehr, da es vielfach die gleichen Leute sind, die beim Sorgerecht darauf drängen, dass Väter ohne jede Einschränkung den vollen „Zugriff“ auf ihre Kinder bekommen sollen. Dabei ist es egal, ob Mutter und Vater zusammen sind und ob sich beide gleichermaßen um das Kind kümmern.

Bild: privat
SIMONE SCHMOLLACK

ist Redakteurin im Inlands-Ressort der taz.

In nicht wenigen Sorgerechtsstreits werden Kinder benutzt, um Macht und Kontrolle über einen Elternteil auszuüben. Das bezwecken Homo-Eltern mit einer Zweitadoption wohl kaum. Und Kinder bekommen dadurch doppelte Sicherheit.

Bei Hetero- und Homosexuellen wird mit zweierlei Maß gemessen. Pflichten wie Unterhalt muss ein Partner nämlich selbstverständlich leisten, wenn der andere dazu nicht mehr in der Lage ist. Auch für die Kinder des anderen muss er in einem solchen Fall aufkommen. Hierbei spielt es keine Rolle, ob die Kinder adoptiert sind oder nicht. Diese Ungerechtigkeit haben die Experten, die am Dienstag vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe debattierten, deutlich erkannt.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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8 Kommentare

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  • S
    super

    von Rokeby:

    "Laut einiger Studien sind viele Kinder in der Regenbogenfamilie viel besser aufgehoben und intelligenter, toleranter und selbstbewusster als Kinder, die in einer klassischen Familie leben. "

     

    Dann sollte man Kinder am besten gleich aus den klassischen Familien rausnehmen und in Regenbogenfamilien stecken.

  • K
    Kulturmarxist

    Auch hippe Homosexuelle haben ein Recht

    auf das hippste aller Lifestyle-Accessoires –

    ein echtes, lebendiges Kind...!

  • M
    Mikado

    Ein kurzer Artikel für ein komplexes Thema. Kinder brauchen jedenfalls verschiedene Rollenvorbilder und liebevolle Eltern.

     

    Offen bleibt was passiert, wenn der (bisher unerwähnte) andere leibliche Elternteil sein Kind miterziehen möchte. Kriegt das Kind dann per Gesetz drei Elternteile, die das Sorgerecht haben?

     

    Wenn man schon das Geschlecht der Eltern als nicht so wichtig betrachtet, dann ist der nächste Schritt, dass auch die Anzahl der Elternteile keine so große Rolle spielen darf. "Zwei" (Mann/Frau) war bisher nur das biologisch vorgegebene Minimum.

     

    Konsequent weiter gedacht landet man bei Modellen, in denen Kinder vielleicht zum größten Teil in Kinderhäusern aufwachsen, mit welchen "Eltern" auch immer.

  • A
    Anita

    Mecker:

     

    Ich darf dir versichern, ich hatte eine Mutter und einen Vater und trotzdem war meine Kindheit scheiße.

    Das Geschlecht der Eltern ist scheissegal, solange es gute Eltern sind.

    Die allermeisten Kinder kommen uebrigens auch nicht damit zurecht, wenn die Eltern Idioten sind.

    Uebernimmst du die Verantwortung?

  • J
    Jörn

    Gerade das Recht auf beide Elternteile verbietet in vielen Fällen die Adoption durch den Lebenspartner (ob homo- oder heterosexuell). Bringt eine PartnerIn ein Kind mit in die Beziehung, so hat dieses Kind auch einen anderen Elternteil. Diesen Wegzuadoptieren greift in das Recht des Kindes auf beide Elternteile massiv ein - und ist leider immer noch allzu häufig Praxis in Deutschland.

    Daher sollte dieses Wegadoptieren aufhören.

    Das Kind braucht beide Elternteile - und nicht einen Ersatz durch den gerade aktuellen Lebensabschnittspartner seiner Mutter.

    Das "Recht auf beide Elternteile" als Argument für das Wegadoptieren eines Elternteils aufzuführen ist gelinde gesagt absurd!

  • R
    Rokeby

    @mecker:

     

    Ihre Aussage widerspiegelt total. Laut einiger Studien sind viele Kinder in der Regenbogenfamilie viel besser aufgehoben und intelligenter, toleranter und selbstbewusster als Kinder, die in einer klassischen Familie leben.

     

    Das zeigt, dass die ganze Aufregung um die Homo-Ehe und die Adoptionsrechte für Homosexuelle totaler Quatsch ist. Jeder hat das Recht auf die Gleichbehandlung und die Gleichstellung.

     

    Sie werden sowieso von zahlreichen deutschen Studien im Jahr 2030 erhalten, dass die Kinder in der REgenbogenfamilie genauso wie die Kinder in der klassischen Familie bestens aufgehoben sind.

     

    Sie übernehmen die Verantwortung für die Ungleichbehandlung. Schämen Sie sich!

  • L
    libertador

    @Mecker

     

    eine Angst, die Sie gerade dabei sind zu konstruieren.

     

    Wer sagt denn, dass nicht durch Beiträge Ihrer Art die strukturelle Gewalt und das Leiden erst entsteht und es nicht dazu gekommen wäre, wenn Sie diese Art der Familie als in Ordnung akzeptieren würde.

     

    Ihre Behauptung ist zumindest nicht besser gestützt als meine Alternative

     

    beste grüße

  • M
    Mecker

    Was ist, wenn in einigen Jahrzehnten einsichtig wird, dass die allermeisten Kinder solcher Eltern damit mit zunehmendem Alter nicht zurecht kommen. Übernehmen sie als Autorin dann dafür die Verantwortung?

     

    Solche strukturelle Gewalt an lebenden Objekten- nein danke. Ein Kind braucht seinen Vater und seine Mutter, und Söhne mehr den Töchter.