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Kommentar Aachener FriedenspreisRaus aus den Klassenräumen

Bernd Kramer
Kommentar von Bernd Kramer

Die Bundeswehr und ihre Jugendoffiziere marschieren noch viel zu selbstverständlich in deutsche Klassenzimmer. Dabei haben sie dort nichts zu suchen.

Lieber ein Panzer im Strickpullover als Bundeswehr an der Schule. Bild: dpa

D ie Bundeswehr hat an Schulen nichts zu suchen – das ist die richtige Botschaft des diesjährigen Aachener Friedenspreises. Leider geht in dem tolpatschigen Nominierungsverfahren unter, wie weitreichend diese Auszeichnung ist.

94 Jugendoffiziere sind Tag für Tag in Schulen und Lehrerseminaren unterwegs, vor 103.049 Schülerinnen und Schülern haben sie im vergangenen Jahr gesprochen. Der neueste Trend: Video-Live-Schalten in die Einsatzgebiete. Einige Bundesländer haben Kooperationsvereinbarungen mit der Bundeswehr geschlossen, die den Soldaten vereinfachten Zutritt zu den Klassenzimmern verschaffen.

Dagegen protestieren Friedensinitiativen ebenso wie die Bildungsgewerkschaft GEW schon lange – zuletzt scheinbar erfolgreich. In Nordrhein-Westfalen änderte die grüne Kultusministerin Sylvia Löhrmann die Kooperationsvereinbarung, so dass auch Friedensgruppen an den Schulen gehört werden müssen.

Liest man den neusten Jahresbericht der Jugendoffiziere, bekommt man aber Zweifel, wie ernst die Ministerin das meinte. Einige Lehrer seien zwar verunsichert gewesen, ob sie nun zu den Veranstaltungen mit der Bundeswehr einen Friedensaktivisten einladen müssten – das Ministerium habe die Bedenken schnell ausgeräumt, heißt es zufrieden in dem Bericht.

Und so kann die Bundeswehr bilanzieren: „Politisch motivierte Aktionen gegen Veranstaltungen der Jugendoffiziere an Schulen sowie die Diskussionen um die Kooperationsvereinbarungen haben keine nennenswerte negative Wirkung auf die praktische Tätigkeit der Jugendoffiziere gezeigt.“ Es bleibt zu hoffen, dass der Friedenspreis daran etwas ändert.

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Bernd Kramer
Inlandsredakteur
Jahrgang 1984, hat VWL, Politik und Soziologie studiert und die Kölner Journalistenschule besucht. Seit 2012 bei der taz im Inlandsressort und dort zuständig für Schul- und Hochschulthemen.
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14 Kommentare

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  • jaja, die boese boese Bundeswehr... die versaun unsre Jugend aber sowas von ;)

     

    Also mal ehrlich, es gibt soviel Dreck den man in Schulen verbieten müsste, da über die Bundeswehr-Besuche zu motzen grenzt schon sehr an Verdrängung

  • Soldaten sind Mörder. Anstatt PR-Events für diese uniformierte Mörderbande an Schulen zu veranstalten, sollten Schüler befähigt werden, Kritik an Militarismus und Obrigkeitshörigkeit zu üben. Aber es ist aus der Sicht der Obrigkeit, auch mit grünem Anstrich, natürlich nachvollziehbar, dass man Schulen eher als Reservoir für zukünftiges Kanonenfutter sieht denn als Chance, kritische Staatsbürger heranzubilden. Dass das deutsche Schulsystem eher autoritäre Charaktere und Militärfreaks heranzüchtet, das zeigen ja auch viele Postings hier im Forum.

  • H
    Hamsun

    Das ist schon unglaublich. Die Bundeswehr sollte als Organisation des deutschen Staates selbstverständlich an Schulen informieren dürfen. Sie ist auch ein neutralerer Partner für die Schulen als politische motivierte und ideologisch verblendete "Friedensinitiativen", was man u. a. auch an idiotischen Brandstiftungen und mutwilligen Zerstörungen an Bundeswehreinrichtungen sehen kann. Es ist richtig und wichtig, daß die Bundeswehr auch weiterhin an Schulen informieren kann. In keinem anderen Staat der Welt wird der eigenen Armee mit solch einer irrationalen Ablehnung begegnet. Vollkommen verrückt...

  • G
    Gastname

    Leider etwas dünn, der Artikel. Es wird in keinem Wort darauf eingegangen, warum die Soldaten in die Klassen gehen. Sie sollen Werbung machen. Gut kann man jetzt sagen, von Siemens oder BASF kommen bestimmt auch Leute in die Schulen und oder Hochschulen und präsentieren sich als Toparbeitgeber, aber die Bundeswehr hat ja dann doch eine andere Qualität als ein Industrieunternehmen. Es dürfte sehr problematisch werden, die BW komplett auszuschließen, denn dann müsste man konsequenterweise allen anderen Arbeitgebern auch den Zugang verwehren. Das kann nicht funktionieren, denn die sollen sich ja präsentieren. Ich bin dagegen, dass die BW in die Schulen kommt, aber ich weiß nicht, wie man das verhindern könnte.

  • IN
    Ihr neuer Pappsi

    Bei meinem Vortrag im Auftrag des Chefs der Jugendoffizierbildung stieß mein Hinweis auf die Freilassung der politischen Gefangenen in Südamerika durch die Initiative des US-Präsidenten Carter auf harsche autoritäte Ablehnung: Erstens wäre das nicht wahr, zweitens eh egal !!

    Das erinnerte mich stark an meinen Deutschlehrer, der den Aufsatz (komisches Wort) dh. Phantasieaufsatz mit der Mondrakete in meinem Vorgarten als völlig überzogen und mit einer 5 (= Mangelhaft) quittierte. Mit Amtsautoritäten hab ich wohl Schwierigkeiten - oder eher umgedreht?

    • @Ihr neuer Pappsi:

      Eventuell hätten Sie ja den Vortrag etwas besser ausarbeiten sollen: Mit dem historischen Wirken US-amerikanischer Streitkräfte in südamerikanischen Staaten zu werben, ist keine gute Idee. Da stolpert man dann darüber, dass die USA immer mal wieder Diktaturen vor Ort unterstützte, die mit Folter und Mord funktionierten.

  • S
    Starost

    Es bleibt in dem Kommentar völlig unbegründet, was doch die Kernaussage zu sein scheint, dass nämlich Jugendoffiziere im Rahmen des gesellschaftskundlichen Unterrichts an Schulen nicht hinzugezogen werden sollen. Zu einem Kommentar gehört auch eine belastbare Argumentation. Die fehlt hier (was nicht wundert, denn sie ist auch schwerlich zu leisten).

  • S
    solle

    Wieviele Menschen kennen den Unterschied zwischen Wehrdienstberatern und Jugendoffizieren?. Der Autor offensichtlich nicht

  • PL
    Pax Levanticus

    Unbedingt Mitschnitt per Deutscher Welle nach Syrien ausstrahlen. Damit die sehen, warum Deutschland zu jedweder in Frage kommender Hilfe in alle Ewigkeit entschuldigt ist.

  • Die Bundeswehr ist Teil der Bevölkerung und gehört in einem demokratischen Land sehr wohl in die Schulen, Berufsschulen und Hochschulen. Die TAZ sollte mithelfen ein Band des Herzens zwischen Armee und Bevölkerung zu schmieden, schließlich ist die Bundeswehr eine Armee des Volkes die jederzeit auf das herzlichste Willkommen ist!

  • K
    Kartoffelkäfer

    Schulen sind Institutionen des Grundgesetzes, ebenso die Bundeswehr. Es kann doch nicht der Ernst dieser Redaktion sein, eine Institution der Verfassung derart zu diskreditieren oder deren Diskreditierung zu unterstützen. Hier findet eine regelrechte Diskriminierung eines Verfassungsorganes statt, getragen von einer halbseidenen privaten Organisation deren Preis nachweislich kein Iota zum Frieden irgendwo betrug. Sollte es der Bundeswehr unsinniger Weise verboten werden in Schulen und Universitäten zu sprechen, so müsste dies gleichwohl auch für "Friedensaktivisten" gelten, in gleichem zuge sollte den Schulen und Universiäten dann aber auch jedwege staatliche Förderung versagt werden. Im Übrigen: Wie friedlich Friedensaktivisten sind, war kürzlich bei einem Brandanschlag im Havelland zu bewundern, aber eine derartige kritische Reflexion ist hier ja kaum zu erwarten...

  • L
    Leser

    "Die Bundeswehr hat an Schulen nichts zu suchen." Es wäre schön, wenn so eine steile These, die man teilen oder nicht teilen kann, auch eine inhaltliche Begründung erfahren würde. Etwas mehr als eine hingestellte Meinung kann man von einem Kommentar schon erwarten. Aber vielleicht hat der Autor ja gar keine Argumente ...

  • J
    JOHNSON!!

    Und wer soll's Land verteidigen, wenn es keine jungen Soldaten gibt?

  • P
    Piefke

    "In Nordrhein-Westfalen änderte die grüne Kultusministerin Sylvia Löhrmann die Kooperationsvereinbarung, so dass auch Friedensgruppen an den Schulen gehört werden müssen. "

     

    In den neun Jahre, die ich eine nordrhein-westfälische Schule besuchte, habe ich ein einziges mal, für einen einzigen Tag der Bundeswehr bei einem Schulbesuch zuhören können. Dafür wurde mir neun Jahre lang jeden Tag Frieden, Freude, Eierkuchen, Multi-Kulti, Klimaschutz und Mülltrennung vorgebetet, vorgetanzt und in Kuchenform gebacken und an Eltern verkauft. Die Friedensgruppen, die Löhrmann als "Ausgleich" fordert, waren die Lehrer selbst. Und das über neun Jahre gehirnwäschemäßig. Der eine Tag an dem die Bundeswehr zu Besuch war, war die reinste Erholung.