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Kommentar 20 Jahre Pogrom in RostockDer Sommer des Hasses

Kommentar von Eberhard Seidel

Wer wissen möchte, warum die Morde des Zwickauer Terrortrios geschehen konnten, muss zurück in die Zeit von „Rostock-Lichtenhagen“.

Rostock-Lichtenhagen“ ist eine Chiffre. Sie steht für die neofaschistische Revolte der frühen neunziger Jahre. Ihre Bilanz: tausende von rassistischen Übergriffen, hunderte von Brand- und Sprengstoffanschlägen und dutzende von Toten.

„Rostock-Lichtenhagen“ steht für Demokratieverlust, für die Unlust, ja die Weigerung staatlicher Organe, das Gewaltmonopol gegen Rechtsextremisten und Neonazis durchzusetzen. „Rostock-Lichtenhagen“ ist ein Synonym für erfolgreiche ethnische Säuberung und die Errichtung von Zonen der Angst.

„Rostock-Lichtenhagen“ ist ein Skandal. Er besteht aus Brandsätzen deutscher Politiker und auch Journalisten und den Brandsätzen völkischer Terrorbanden. Eine tödliche Melange, ein deutscher Skandal, eine furchtbare deutsche Tradition. „Rostock-Lichtenhagen“ lehrt: Die Bekämpfung des Rechtsextremismus darf nicht allein dem Staat überlassen werden. Niemals. Viele Bürger in ganz Deutschland haben das begriffen.

Bild: Archiv
EBERHARD SEIDEL

ist Journalist und Geschäftsführer von "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage".

„Rostock-Lichtenhagen“ ist die Geburtsstunde der deutschen Zivilgesellschaft. Etwas, was es in dieser Form vorher nicht gegeben hat, ist seitdem entstanden. Ein dichtes Netz zivilgesellschaftlicher Organisationen, das aus Millionen von Schülerinnen und Schülern, Jugendlichen und aus Bürgerinnen und Bürgern aller Schichten besteht. Sie alle gemeinsam verteidigen und leben eine demokratische Alltagskultur, die den Neonazis das Wasser abgräbt. Das ist gelebter Republikschutz. Und das ist neu in diesem Land.

Zwanzig Jahre ist es her, das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen. Eine Ewigkeit. Ein Ereignis aus der Frühgeschichte des geeinten Deutschlands, über das Jugendliche allenfalls in den etwas besseren Geschichtsbüchern stolpern? Nein! Als im November 2011 die Terrormorde des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) bekannt wurden, fragten sich viele: Wie konnte das geschehen? Wer eine ehrliche Antwort will, der muss zurück in die Zeit von „Rostock-Lichtenhagen“. Im staatlichen (Nicht-)Handeln jener Jahre liegt der Schlüssel zum Verständnis.

Die Morde des Zwickauer Terrortrios werden nicht das letzte Echo von „Rostock-Lichtenhagen“ sein. Die Versäumnisse jener Jahre werden uns weiter beschäftigen. Nicht zuletzt aus diesem Grund sollte es im Interesse aller liegen, die Bedeutung der Geschehnisse neu zu diskutieren und zu bewerten.

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6 Kommentare

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  • M
    Mohammed

    Warum sollte ich Andersdenkende hassen?

     

    Verfolgungswahn?

  • MK
    Michael Klein

    @dreadnought!

    Was ist so verwerflich an dem Wort Progrom? Es waren immerhin überzeugte Nazis, die seinerzeit Asylantenheime angezündet haben, Menschen mit Migrationshintergrund aufgrund deren Herkunft angegriffen haben, der Brand der ZASTA Rostock-Lichtenhagen und des Sonnenblumenhauses kann man daher sehr wohl als Progrom bezeichnen, das ist auch keine RElativierung der Nazibarbarei!

    Ihr Kommentar ist lediglich eine RElativierung der fremdenfeindlichen und antisemitischen Übergriffe vor und nach der Wende, indem Sie OPfer zu Tätern machen.

  • D
    dreadnought

    Rostock-Lichtenhagen war ein schreckliches Beispiel dafür, wie Probleme eine Eigendynamik entwickeln.

     

    Der Autor mag sich dessen nicht erinnern, aber Ursache für diese Explosion der Gewalt war erstens das Fehlen eines demokratischen Bewusstseins bei großen Teilen der ehemaligen DDR-Bevölkerung. Die Staatsbevormundung hatte den Effekt, die Bürger nicht zu Jüngern von Karl Marx, sondern zu völliger politischer Abstinenz zu erziehen.

    Erste Lehre: Fördere politische Kultur, statt dumpfe Parolen zu verbreiten.

     

    Zweite Ursache für die Ausschreitungen (das Wort Pogrome ist eine absolute Frechheit im Angesicht der Nazi-Barbarei) ist das bewusste Ignorieren von Problemen. Überfrachtete Asylantenheime, eine Asylpolitik ohne jeden Verstand. Die Bürger haben die Probleme gesehen und es durfte -wie in der DDR- nur im privaten Raum offen darüber gesprochen werden. Daraus erwächst sozialer Sprengstoff.

    Zweite Lehre: Probleme benennen, nicht totschweigen.

     

    Drittens ist es schon reichlich beschämend, wie der Begriff Rassismus zum reinen Kampfbegriff der Linken verkommt. Jede urbane Schule kennt inzwischen einen ganz alltäglichen Rassismus- mit zumeist muslimischen Tätern und Christen, Konfessionslosen und Buddhisten als Opfern.

     

    Um Rostock-Lichtenhagen zu verhindern, gilt es also drei Dinge zu tun:

    1. Offene Diskussionskulturen fördern, ohne die üblichen linksrünen Phrasen. Mündige Bürger statt Parolenableser erziehen.

     

    2. Probleme ansprechen, und nicht politisch-korrekt verleugnen. Das politische Delirium ist wie der Suff - er löst keine Probleme.

     

    3.Ohne Scheuklappen den Hass auf Andersdenkende benennen, auch wenn es sich dabei um Ahmed und Mohammed handelt.

     

    WENN wir das beherzigen, sind wir auf dem Weg zu einer wirklich toleranten und harmonischen Gesellschaft.

  • E
    Exec

    Was hat der Artikel mit selbst belügen zu tun?

  • B
    bochum

    "neu zu diskutieren und zu bewerten"

     

    mutig mutig, alles Vergangenheitsbewältigung also. Und der "arme Staat", er soll nicht allein gelassen werden, also nochmal: Der arme Innenminister, der soll nicht allein gelassen werden bei seiner Aufhetzung via Bild&Blogger&Verfassungsschutz und weitere Stellen und Co....

     

    die armen Populisten im Kampf gegen das Nazi-Monster-Glatzen-Bomberjacken-Gespenst aus der Vergangenheit

     

    das ist die Leeere

  • RD
    Richard Detzer

    Hock dich einfach aufs Klo und geh dich selbst belügen. Dann brauchst du nicht solche Artikel schreiben, und ich nicht solche Kommentare.