Kolumne Wutbürger: Düdel-dü-di, düdeldüdidü
Die Telefonie im öffentlichen Raum ruft nach Notwehrmaßnahmen. Nach drastischen Notwehrmaßnahmen. Und ich antworte.
M anchmal träume ich davon, das Handy wäre nie erfunden worden. Dieses Gerät und seine Nutzer haben sich inzwischen zu einer echten Plage entwickelt. Es gibt keinen Ort mehr, nicht einmal das Kino, an dem die Leute nicht in ihr Handy quatschen.
Obwohl es die Mehrzahl aller von mir Befragten als störend empfindet, schreiten die wenigsten ein. Diese Duldsamkeit geht mir ab, daher bilde ich eine individuelle kämpferische Einheit.
Ich habe verschiedene Strategien entwickelt, um die „Ins-Handy-Schreier“ zu stoppen. Den gestressten Jungunternehmer, der glaubt, seine Anweisungen ans Personal in der Straßenbahn geben zu müssen, frage ich voller Mitleid, warum er sich kein Büro leisten könne. Der legt dann meistens ziemlich hastig auf, denn so will er auf keinen Fall wirken.
Jahrgang 1962, ist seit 2003 Fotoredakteurin der taz. Mit ihren KollegInnen aus der Fotoredaktion ist sie für die Bebilderung der Zeitung verantwortlich. Am Layouttisch prallen dann Wunsch und Wirklichkeit aufeinander. Als gute Wutbürgerin hat sie das Wort „bisschen“ aus ihrem Wortschatz gestrichen.
Manche Unterhaltungen unterbreche ich auch gern und frage, ob sie das Problem mit ihrer Einkommensteuer wiederholen könnten, das hätte ich jetzt nicht richtig kapiert. Gut funktioniert auch die Frage, ob sie das Gespräch auf laut stellen könnten, damit ich hören kann, was die Gegenseite dazu meint. Danach ist meistens Ruhe.
Eine Methode, von der ich gehört habe, soll absolut effizient sein. Einfach „Komm ins Bett, Schatz, mir ist kalt“ in das fremde Handy zu rufen. So weit bin ich aber noch nicht. Ich muss auch zugeben, dass ich Kampfhundbesitzer und solche Mitbürger, die ausstrahlen, Konflikte vorwiegend nonverbal zu lösen, aus Feigheit ignoriere.
Trotzdem bin ich weit davon entfernt, mich zu ergeben, obwohl der aktuelle TV-Spot eines Mobilfunkanbieters doch ziemlich ernüchternd ist. Der Film zeigt tanzende junge Menschen, dann klingelt das Smartphone einer jungen Frau, die natürlich sofort rangeht und beteuert, der Anrufer störe nicht. Sie verlässt die Tanzfläche und dreht dem DJ ganz cool die Musik ab. Die Stimme im Off säuselt: „Fühl dich wie zu Hause“. Und zu Hause ist, wo dein Smartphone klingelt.
In meinem Spot würde der DJ ihr das Teil abnehmen und in die Tonne treten.
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