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Kolumne Wir retten die WeltRücksichtsvolle Algorithmen

Kolumne
von Svenja Bergt

Wieso gruseln sich eigentlich alle vor selbstfahrenden Autos? Die sind netter und respektvoller zu Radfahrern als manch lenkender Mensch.

Jetzt nur noch das selbstfahrende Fahrrad – und am Verkehr teilzunehmen wird ein entspannter Spaß Foto: dpa

H eute Morgen auf dem Weg zur Arbeit habe ich mir fünf Mal eines dieser selbstfahrenden Google-Autos gewünscht. Nicht für mich. Sondern für die Fahrer, die meinten, mich schneiden (ein Mal), beim Rechtssabbiegen übersehen (ein Mal) und mit zu geringem Abstand überholen zu müssen (drei Mal).

Hätten diese Fahrer Google-Autos, hätten sie mir heute fünf Schrecksituationen erspart.

Denn der US-Konzern erklärte diese Woche, wie er seine Pkws darauf programmiert, nett und rücksichtsvoll mit Radfahrern umzugehen. Also: mit ausreichend Abstand überholen. Ein Handzeichen erkennen und respektieren – sogar wenn es ein paar Meter vor der Einmündung gegeben wird, weil es sich mit nur einer Hand am Lenker nicht ganz so gut um die Kurve manövriert.

Erstaunlich, was Autos können

Und wenn ein Stück weiter vorne jemand eine Autotür öffnet, rücken die selbstfahrenden Autos schon mal ein Stück nach links, damit der Mensch auf dem Rad auch genügend Platz zum Ausweichen hat. Schon erstaunlich, was Autos so können, sobald kein Mensch mehr am Steuer sitzt.

Man stelle sich vor, was auf einmal alles Alltag wäre im Straßenverkehr: Autos, die vor Zebrastreifen langsamer werden und Fußgängern damit die Entscheidung abnehmen, ob sie noch einen Sprint riskieren oder doch besser warten. Autos, die nicht finden, ach, der Radstreifen ist so breit, da pass ich locker rauf. Autos, die vor dem Rechtsabbiegen warten, bis alle querenden Radfahrer, Fußgänger, Skateboarder und auch die ältere Dame mit der Gehhilfe an ihnen vorbeigezogen sind. Wie, entsprechende Abbiegeassistenten gibt es jetzt schon? Und wieso sind die nicht längst überall eingebaut, vor allem in Lkws? Zu teuer? Und ein toter Radfahrer? Kostet die Spedition nichts, verstehe.

Irgendetwas machen sie bei Google anders. Man habe ein paar begeisterte Fahrradfahrer im Entwicklerteam, heißt es in dem Bericht. Vielleicht könnten sie den Autoherstellern und Spediteuren ja mal ein paar ausleihen.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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3 Kommentare

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  • Angst vor selbstfahrenden Autos ist mehr eine Umschreibung. Die wirkliche und auch voll begründete Angst besteht wohl mehr aus der Angst vor profitmodifizierten Industriestandards und industriefreundlichem Vollversagen der Politik.

  • Mit dem fahrerlosen Autoauto ist es wie mit dem Grundeinkommen, beides kommt so sicher wie das Amen in der Kirche, und das ist auch gut so. Nur ist es noch ein weiter Weg dahin.

  • Mit dem fahrerlosen Autoauto ist es wie mit dem Grundeinkommen, beides kommt so sicher wie das Amen in der Kirche, und das ist auch gut so. Nur ist es noch ein weiter Weg dahin.