Kolumne So nicht: Es wird Zeit, Bundesregierung!

Was in der Serie „Erdoğans Geiseln“ alles unbedingt sehr bald passieren müsste. Genauer gesagt: bis zum 24. September!

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Made in Germany: konsequent für die Freilassung der Gefangenen in der Türkei, klar!? Foto: dpa

Die Bundesregierung macht einen auf Cliffhanger und lässt alle gebannt darauf warten, was in der Serie „Erdoğans Geiseln“ als Nächstes passiert. Die Bundesregierung hat nur noch 26 Tage Zeit, in die Geschichte der Bundesregierungen als diejenige Bundesregierung einzugehen, die es geschafft hat, sich genauso vehement für die Freiheit ihrer Bürger wie für die Freiheit der Wirtschaft einzusetzen.

Wenn deutsche Unternehmen in die Geschichte deutscher Unternehmen eingehen wollen, die es geschafft haben, sich genauso vehement für gute Geschäfte wie für Menschenrechte einzusetzen, sollten sie nicht darauf warten, bis der türkische Präsident ihnen ihr Image vermasselt. Sie sollten die Gelegenheit für eine sexy Imagekampagne nutzen. Hier ein paar Vorschläge für die PR-Abteilungen der deutschen Bigshots in der Türkei:

Siemens: „Wir machen in der Türkei solange keinen Wind mehr, bis Deniz, Mesale, Peter und die anderen politischen Geiseln in der Türkei frei sind.“ (Podolski anfragen, ob der im Werbeclip vor Siemens-Windkraftanlagen den Text einspricht)

Bosch: „Wir bohren in der Türkei solange keine dicken Bretter mehr, bis der türkische Präsident aufhört, ein Dünnbrettbohrer zu sein.“ (Plakat mit Bosch-Bohrmaschine auf dickem Brett, auf dem ein Graffito steht: „Freeturkey“)

Henkel: „Mit uns wird in der Türkei solange keine Wäsche mehr strahlend weiß gewaschen, bis der Präsident aufhört, seine Hände in Unschuld zu waschen.“ (Persil-Kartons mit dem Spruch bekleben: „Beim Kauf von 1 Packung Persil geht 1 Euro an den Rechtshilfefonds des Kulturforums Türkei-Deutschland“)

Mercedes-Benz: „S-Klasse steht nicht für Schurken-Klasse.“ (Werbeclip, in dem der Benz-Boss dem türkischen Präsidenten die Schlüssel zu seiner Limousine abnimmt)

Rheinmetall: „Wir schicken solange keine Panzer mehr in die Türkei, bis der Krieg gegen die Kurden beendet ist.“ (Werbeplakat mit dem Spruch und Bild mit Panzer und Friedenstaube)

Steigenberger: „Wir machen solange keine Betten mehr in der Türkei, bis die politischen Geiseln dort wieder in ihren eigenen Betten schlafen können!“ (Werbeplakat mit dem Spruch auf der Fassade am Airport-Hotel in Istanbul)

MAN: „Unsere Busse rollen in der Türkei solange nicht mehr vom Band, bis die Sache mit der Pressefreiheit hier endlich wieder rollt!“ (Werbeclip, in dem eine Kolonne MAN-Busse vor das Gefängnistor von Silivri rollt. Aus dem Bus steigen die Angehörigen der Inhaftierten aus und bedanken sich beim Busfahrer für den kostenlosen Shuttle aus Istanbul)

HeidelbergCement: „Wir betonieren keine türkischen Straßen mehr, bis die politischen Geiseln sich dort wieder frei bewegen können.“ (Alle Silo-Lkws von HeidelbergCement mit dem Spruch bekleben)

Berentzen: „Wir verkaufen in der Türkei solange keinen Korn mehr, bis Deniz, Mesale, Peter und die anderen politischen Geiseln in der Türkei wieder an der Theke sitzen.“ (Alle Apfelkornflaschen mit Aufkleber bekleben: „Trinken für die Freiheit“)

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Seit 2012 Redakteurin | taz am Wochenende. Seit 2008 bei der taz als Meinungs, - Kultur-, Schwerpunkt- und Online-Redakteurin, Veranstaltungskuratorin, Kolumnistin, WM-Korrespondentin, Messenreporterin, Rezensentin und Autorin. Ansonsten ist ihr Typ vor allem als Moderatorin von Literatur-, Gesellschafts- und Politikpodien gefragt. Manche meinen, sie kann einfach moderieren. Sie meint: "Meinungen hab ich selbst genug." Sie hat Religions- und Kulturwissenschaften sowie Südosteuropäische Geschichte zu Ende studiert, ist Herausgeberin der „Jungle World“, war Redakteurin der „Sport-BZ“, Mitgründerin der Hate Poetry und Mitinitiatorin von #FreeDeniz. Sie hat diverse Petitionen unterschrieben, aber noch nie eine Lebensversicherung.

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