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Kolumne RambazambaZauberer wie Neymar

Doris Akrap
Kolumne
von Doris Akrap

Missgunst und Häme schlagen so manchem Fußballstar entgegen. Doch wer Ausnahmespieler als „überschätzt“ abtut, überschätzt sich selbst.

Göttliche Füße, göttliches Lächeln. Bild: ap

D er dümmste unter den dummen Kommentaren zu einem Ausnahme-Fußballspieler lautet: „Der wird sowieso überschätzt.“ Wer dies kaltschnäuzig nun auch über das dramatische Ausscheiden des brasilianischen Superstars Neymar sagt, ist nicht nur arg herzlos, sondern vollständig ahnungslos.

Denn ein Neymar, so wie auch ein Messi, ein Ronaldo, ein Özil, ein Robben, all die großen Talente, über die immer wieder mal behauptet wird, sie seien höher bewertet als verdient, sind Ausnahmen vom Durchschnitt. Sie können etwas, was nicht alle können.

Das so fußballkommentatorisch abgedroschene Wort „zaubern“ könnte dafür richtiger nicht sein. Es sind Künstler am Ball, die mit diesem etwas anstellen, was kaum in Worte zu fassen oder gar rational erklärbar ist. Es ist eben Zauberei, Magie, Göttliches.

Die Fußballspieler aber sind glücklicherweise keine Götter, sondern fehlbar, haben auch mal eine schlechten Tag oder spielen gar ein schlechtes Turnier (was im Fall von Neymar bei dieser WM allerdings nicht ansatzweise zutrifft). Aber sie sind der Grund, warum auf der ganzen Welt Fußball geguckt wird und nicht Handball oder Wasserball. Wer zu solchen Fußballspielern sagt, dass sie „überschätzt“ sind, überschätzt seine eigene Kompetenz.

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Doris Akrap
Redakteurin
Ressortleiterin | taz zwei + medien Seit 2008 Redakteurin, Autorin und Kolumnistin der taz. Publizistin, Jurorin, Moderatorin, Boardmitglied im Pen Berlin.
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5 Kommentare

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  • @Hans Meiser

     

    "Kann auf dieses dumme "ein" vielleicht auch mal verzichtet werden. …"

     

    "Kein Mensch muss müssen. Und

    ein Nathan müßte?…"

    kommt bei dem Herrn - zu spät;/)

     

    Einstein hat bekanntlich - abwehrend - darauf bestanden, lediglich neugieriger zu sein.

     

    Bleibt frauman und wie ich es sehe auch Doris Akrap beim Bewundern einer -

    nunja Grenzüberschreitung -

    so banal sie auch daherkommen kann -

    dann entgeht frauman via Freude dem Heldenkult -

     

    aber auch - und darum ging's ihr erkennbar - dem billigen Abmeiern;

    (letztlich weil frauman aus eigenem Egodefizit das nicht ertragen, sich nicht neidlos freuen kann.)

     

    Lester Bowie - heute so spielen wie

    Clifford Brown - ist keine Kunst -

    aber damals…;

  • Neymar ist wie Peleus`Sohn. Nur aus dem Hinterhalt kann er gefällt werden. Seine Achillesverse ist der Rücken.

     

    „..Nicht errettet den göttlichen Held die unsterbliche Mutter,

    Wann er, am skäischen Tor fallend, sein Schicksal erfüllt.

    Aber sie steigt aus dem Meer mit allen Töchtern des Nereus,

    Und die Klage hebt an um den verherrlichten Sohn.

    Siehe! Da weinen die Götter, es weinen die Göttinnen alle,

    Daß das Schöne vergeht, daß das Vollkommene stirbt.

    Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten ist herrlich;

    Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab.“

    (aus Nänie, F. Schiller)

    • @lichtgestalt:

      ich bin so frei:

       

      „..Nicht errettet den göttlichen Held die bestechliche FIFA,

      Wann er, im Stadion fallend, sein Schicksal erfüllt.

      Aber es steigt aus Presseheer mit allen Schwestern die Doris,

      Und die Klage hebt an um den verherrlichten Beau.

      Siehe! Da weinen Autoren, es weinen die CvDs alle,

      Das das Schöne vergeht, dass das Vollkommene stirbt.

      Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten ist herrlich;

      Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab.“

  • Kann auf dieses dumme "ein" vielleicht auch mal verzichtet werden. Plötzlich ist jeder Spieler ein "ein" und damit was Besonderes. Es sind immer noch normale Menschen und es spricht auch (hoffentlich) niemand von "einem Kohl" oder "einem Einstein" oder "einem Jobs" (ohne die Personen irgendwie miteinander vergleichen zu wollen, das war nur mal ein Beispiel für Politik, Wissenschaft und Wirtschaft).

  • wer von * irgendjemandem * so etwas sagt - vor allem dann, wenn er von dessen Metier bestenfalls Zuschauerahnung hat - überschätzt sich. Sich: Denn (Sozial)Kompetenz müsste schließlich wenigstens vorhanden sein, wollte man sie überschätzen.

     

    Und ja, 'irgendjemand' schließt auch die Kanzlerin ein.

    Ent oder weder!