piwik no script img

Kolumne PressschlagReformhaus Grindel

Wer in die Dritte Liga aufsteigt, wird per Losentscheid ermittelt. Und das bei einem Wettkampf. Auf so etwas kommt nur der DFB.

Heidewitzka: DFB-Präsident Reinhard Grindel beim außerordentlichen DFB-Bundestag Foto: dpa

Wir wollen wieder Weltmeister werden“, sagte Reinhard Grindel, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, als er den Bundestag des Verbands am Freitag eröffnet hat. Schön, dass das jetzt klar ist. Das Parlament des deutschen Fußballs beschloss dann noch dies und das, zum Beispiel die Einführung des Losverfahrens zum Zwecke der Herbeiführung sportlicher Entscheidungen.

Eigentlich hatte sich ja im Fußball die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein Losentscheid die schlechteste aller Möglichkeiten ist, einen Wettkampf zu entscheiden. Deshalb gibt es das Wettschießen vom Elfmeterpunkt oder die Auswärtstorregelung bei K.-o.-Spielen. Der DFB aber findet es ganz toll, dass demnächst das Los darüber entscheiden wird, wer direkt aus der Regionalliga in die Dritte Liga aufsteigen darf. Als „deutliche Verbesserungen der Ist-Situation“ bezeichnete DFB-Vizepräsident Rainer Koch das. Nun ja.

Bis jetzt werden in einer Relegationsrunde aus den fünf Regionalligen drei Aufsteiger gekürt. Die Meister der Regionalligen Südwest, West, Nord, Nordost und Bayern steigen also nicht direkt auf. Das kann bitter sein. Kein Wunder also, dass der Wunsch nach einer Neuregelung aufkam. Danach soll es ab der Saison 2018/19 vier Aufsteiger geben. Einer davon kommt aus der Regionalliga Südwest. Die hat bis jetzt die zwei bestplatzierten Mannschaften in die Aufstiegsrunde schicken dürfen, weil . . . ja warum eigentlich?

„Weil für die Aufstiegsrunde sechs Teams nötig sind“, wie es bei Wikipedia heißt, und weil die Südwest-Staffel von besonders vielen DFB-Landesverbänden mit besonders vielen darin organisierten Klubs beschickt wird. Nun darf also nur noch ein Klub aus Südwest die Möglichkeit zum Aufstieg erhalten, aber dafür ohne Playoffs und Losverfahren. Alles klar?

Dazu darf in der Saison 2018/18 der Beste aus der Staffel Nordost direkt aufsteigen. Warum eigentlich? Wahrscheinlich deshalb, weil sich der Nordostdeutsche Fußballverband NOFV ungerecht behandelt fühlte, als die Idee aufkam, die Ligen neu einzuteilen und einen Teil der Nordost-Staffel der Regionalliga Nord zuzuschlagen und den anderen einer neu zu bildenden Regionalliga Süd. Logisch.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

Ein dritter direkter Aufstiegsplatz wird dann ausgelost, damit zwei Mannschaften übrigbleiben, die dann in einer Relegation den vierten Aufsteiger ausspielen. Warum in der Folgesaison der NOFV das Privileg, einen direkten Aufsteiger stellen zu dürfen, wieder verliert? Hmm. Vielleicht waren sie einfach nicht gekränkt genug von dem Aufspaltungsvorschlag. In der Saison 2019/20 werden jedenfalls zwei direkte Aufsteiger ausgelost.

Dann ist wieder ein DFB-Bundestag. Der soll über eine erneute Regionalliga-Reform abstimmen. Die will man bis dahin ausgeheckt haben. Ein Teil der Lösung scheint ganz einfach. Die Regionalliga Bayern, eine Art Oberliga des Bayerischen Fußballbundes im Regionalligaformat, müsste zerschlagen werden. Das möchte der Bayerische Verbandspräsident aber nicht. Der heißt Rainer Koch und hat im DFB als Vizepräsident recht viel zu sagen. Womit dann klar sein dürfte, warum bei der Regionalligareform so wenig klar ist. Alles klar?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das
Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • An Herrn Grindel,

    Die marokkanische Gemeinschaft hier in Deutschland und auch das marokkanische Volk ist zu tiefst darüber entsetzt, dass Sie für die USA, Kanada und Mexiko Ihre Stimme, was die WM 2026- Austragung anbelangt, geben werden.

    Im Jahr 2010 hat Deutschland seine Stimme für Südafrika gegen Marokko gegeben. Wo sind eure Werte abgeblieben: Toleranz, Integration, Nächstenliebe...

    Handelt es sich hierbei um Christentum gegen den Islam oder gegen den schwächeren oder was. Oder geht es um die Interessen?

    Ich weiß, Ihr habt Angst vor den USA oder besser gesagt vor Trump trotz der EU...

    Ich finde es wirklich beschämend so eine stabile politisierte Haltung gegenüber Marokko zu haben.

    Macron hat hingegen keine Angst vor den USA. Das hat er auch öffentlich gesagt aber Eure Politik ist lieber die Unterordnung.

    Wie armselig.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...könnte man dann auch gleich in der 1. Bundesliga einführen, nach 34 Spieltagen wird der neue Deutsche Fußballmeister einfach ausgelost.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Damit stiege zumindest die Chance, dass mal jemand anderes Meister wird. Und die Schalker mal realistisch vom Titel träumen dürften. XD

      • @Der Epping:

        Bei so einem Losverfahren könnte der 1. FC Köln mit etwas Glück (ohne geht's da ja ohnehin nicht) endlich mal wieder Deutscher Meister werden.

        Allaf!

  • Lieber Herr Rüttenauer, Ihr Kommentar geht an den Problemen vollständig vorbei. Es ist völlig klar, dass bei vier Ligen die Regionalliga Bayern nicht bestehen bleiben kann. Das fordert in Bayern auch niemand, ich schon gar nicht. Bayern müsste mit Baden-Württemberg oder alternativ mit Thüringen und Sachsen zusammengelegt werden, dann wären in jedem Fall die Kriterien bezogen auf alle denkbarfn Parameter (Fläche, Mannschaftszahlen, Einwohner, Himmelsrichtung Süd bzw. Südost) erfüllt. Die bislang unlösbaren Probleme liegen an ganz anderen Orten! Rainer Koch, 1. DFB-Vizepräsident