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Kolumne Press-SchlagLiebe für einen Spieltag

Wer der TSG 1789 Hoffenheim Punkte klaut, dem fliegen die Herzen zu. Sogar der FC Augsburg ist kurz mal ganz beliebt.

Liebe in Zeiten des Hoffenheim-Hasses: zwei Ausgburger herzen sich Bild: dpa

W as für ein Tag für den FC Augsburg! Selten wurde der Klub der bayerischen Schwaben so sehr geliebt wie an diesem Spieltag. Alle Verächter des Oligarchenfußballs, alle Werksklubhasser, alle Traditionsklubtraditionalisten – und derer gibt es jede Menge in diesem Land – haben Liebesgrüße in den Süden Deutschlands geschickt, nachdem die Augsburger die TSG Hoffenheim auf einen Abstiegsplatz geschossen haben. Für sie scheint es, nachdem die Meisterschaft entschieden ist, nichts Wichtigeres in dieser Restsaison zu geben als die Eliminierung der verhassten Emporkömmlinge aus der Bundesliga.

In Augsburg wird man sich nicht schlecht gewundert haben über die plötzliche Zuneigung. Noch vor einem Jahr empfanden es nicht wenige als Frechheit, dass es der Klub, der mit dem Geld des Billigklamotten-Millionärs Walter Seinsch in die Bundesliga gehievt wurde, doch tatsächlich die Frechheit besaß, um den Klassenerhalt mitzuspielen.

Und nicht wenige Tränen flossen vor allem in Köln, Kaiserslautern und Berlin, nachdem das die Parvenüs aus der Fuggerstadt tatsächlich geschafft haben. Es wird nicht lange dauern, bis den Augsburgern die alte Abneigung der Kurvennostalgiker aus den schlecht geführten Klubs mit mehr oder weniger großer Vergangenheit wieder zuteil wird. Da hilft es dem Ansehen des Klubs auch gar nicht, dass es jetzt sogar schon Fans des FC Augsburg als Flaschenwerfer, Busentglaser und Hooligans in die Zeitung geschafft haben.

Hilferuf der Verkannten

Bild: taz
Andreas Rüttenauer

ist Redakteur im Leibesübungen-Ressort der taz.

Der Angriff der Augsburger Fans auf einen Bus mit Anhängern von Schalke 04 am vorvergangenen Wochenende wirkte beinahe wie ein Hilferuf von ewig Verkannten: Bitte, nehmt uns endlich ernst, wir können auch böse sein! Man wird die Bitten nicht erhören. Sollte Augsburg nach der Saison in der Relegation gegen den 1. FC Kaiserslautern um einen Platz im Oberhaus spielen, dann werden landauf, landab wieder die Hymnen auf den schlafenden Riesen aus der Pfalz gesungen werden, der es verdient hätte, endlich aufgeweckt zu werden.

Doch noch sind die Augsburger die Guten. Jetzt gilt es erst einmal, die Hoffenheimer auf dem Müllhaufen der Bundesligageschichte zu entsorgen, Orts- und Regionalbezeichnungen wie Sinsheim, Zuzenhausen oder Kraichgau aus dem Wortschatz zu streichen. Und wenn in der nächsten Saison wieder zum großen Werksklubjagen, an dem sich Borussia Dortmunds Boss Aki Watzke und Eintracht Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen ja gerne beteiligen, geblasen wird, kann es gut sein, dass neben dem VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen auch der FC Augsburg ins Visier gerät. Der Augsburger Fußballreligionsfrieden wird nur bis zum 34. Spieltag andauern.

Auch anderen Klubs, ganz anderen sogar, wird in diesen Tagen des ungebremsten Hoffenheim-Hasses Liebe für einen Spieltag zuteil. Unter denjenigen, die am nächsten Wochenende dem FC Bayern einen Sieg in Hoffenheim wünschen, werden gewiss etliche sein, die im Stadion schon mal „Tod und Hass dem FCB!“ gebrüllt haben.

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Andreas Rüttenauer
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2 Kommentare

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  • L
    Luciana01

    Selten so einen Blödsinn gelesen!

    Wenn man sonst nix zu schreiben hat...einfach mal auf den Zug aufspringen und in die Tasten hauen.

     

    Diese Vergleiche mit Retortenclubs kann ich nicht mehr hören. Wo bitte ist der FCA mit solchen finanziellen Mitteln ins Oberhaus gehoben worden wie Hoppelheim, Wolfsburg oder Leverkusen?

    Das ist über Jahre gewachsen und hat was mit sportlichen Leistungen zu tun.

     

    Wie Streich von Freiburg schon sagte...mal schauen wer absteigt...immer weiter, immer weiter...

  • H
    Hoppo

    Die TSG Hoffenheim ist deswegen so extrem unbeliebt, weil der Verein mittlerweile für gar nichts mehr steht. Als der Verein einst in der dritten Liga kickte, sah ich ein längeres Interview mit Ralf Rangnick(damaliger Trainer). Man konnte die Aufbruchststimmung und den Enthusiasmus förmlich spüren. Die Überzeugung Rangnicks Teil etwas Größeren zu sein war fast schon ansteckend. Gesprochen wurde von einem Trainingszentrum, einem Stdion, einer jungen aus Talenten aus aller Welt und v.a. aus der Region (Kraichgau) geformten Mannschaft, einem (Durchmarchs-)Masterplan. Natürlich war dafür das Geld eines Mäzens notwendig. Die Euphorie hielt eine zeitlang an (immerhin Herbstmeister der BL). Doch irgendwann (viel zu früh) entschied der große Chef (Hoppo) den Geldhahn zuzudrehen. Leistungsträger wurden verkauft (Luiz Gustavo, Damba Ba, Ibisevic Obasi, Carlos Eduardo!....). Die Devise lautete nun: Der Verein muss sich selbst tragen. Eigentlich wirtschaftlich sinnvoll. Das Problem an der Sache ist nur, dass Retortenvereine seine Zeit brauchen bis sie etabliert genug sind sich selbst zu tragen. Dem Verein wurde die Vision und damit Seele genommen. Konsequenterweise verließ der Trainer den Verein. Dies war der Anfang vom Untergang. Wie bereits erwähnt steht der Verein mittlerweile für gar nichts mehr. Nicht für Erfolg, nicht für Tradition, er ist kein sympathischer Underdog, keine nennenswerte Fankultur, keine eigenen (oder zugekaufte) talente die was taugen. Einfach nur nichts. Wird Zeit das der Startplatz in der Fußball-BL wieder frei gemacht wird für eine würdigeren Verein.