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Kolumne Press-SchlagEigene Gesetze

Kolumne
von Markus Völker

Uli Hoeneß bleibt trotz Anklage Bayernboss. Das passt zum Rechtsverständnis des Sports. Und die Sponsoren? Die applaudieren noch kräftig.

Muss nicht um seinen Posten beim FC Bayern fürchten: Uli Hoeneß Bild: dpa

D ass Uli Hoeneß auch jetzt noch Präsident des FC Bayern und Aufsichtsratschef der angeschlossenen Aktiengesellschaft bleibt, ist nur logisch. Denn der Sport hat seine eigenen Gesetze. Hoeneß mag sich im März vorm Münchner Landgericht wegen Steuerhinterziehung rechtfertigen müssen, seiner Reputation schadet das kaum.

Die Spezifik des Sports besteht in seiner Autonomie und seinem Sonderstatus. Das Sportrecht ist so ein Beispiel, die feudalen Strukturen in Sportverbänden ein anderes. Halblegales Verhalten wurde über Jahre nicht wirklich reglementiert. Es durfte lange Zeit ungestraft gedopt werden, und gerade das Geschäft um Transfers von Fußballprofis hat seltsame Blüten getrieben. Hier hätten Staatsanwaltschaften viele schwarze Konten und unregelmäßige Bankbewegungen entdecken können – wenn sie nur gewollt hätten.

Unversteuertes Handgeld? Das galt lange Zeit als Lappalie. Bargeldschiebereien zum Erwerb von Toptalenten? War immer mal drin. Trickser, Mauschler und Bauernschlaue machten im Bereich des Sports Karriere. Das soll freilich nicht heißen, dass im Fußball oder Radsport noch immer alles möglich ist, nein, ganz langsam gibt es eine Annäherung der Standards.

Eigentlich müsste sich auch der Aufsichtsrat des FC Bayern an die strengen Compliance-Bestimmungen zur Unternehmensführung halten. Im Code of Conduct regeln Firmen interne Rechtsnormen. Es geht vor allem um die Verhinderung von Korruption, aber auch um persönliche Integrität.

In einem Rechtsgutachten hat sich der FC Bayern nun schwarz auf weiß bestätigen lassen, dass Hoeneß immer noch ein würdiger Chef ist. Weil er sich über 30 Jahre lang „hervorragende Verdienste“ um den FC Bayern München erworben habe. Weil er für den FC Bayern München eine „wichtige Führungspersönlichkeit“ sei. Und weil er laut Umfragen von einer „überwältigenden Mehrheit“ der Mitglieder des FC Bayern München unterstützt werde.

Sonderrechte des Sports

Die Lebensleistung des Uli Hoeneß wird also aufgewogen mit dem Tatbestand der Steuerhinterziehung. Ergebnis: Hoeneß’ Wohltaten in der Sphäre des Fußballs überstrahlen alles. Es ist nicht weiter von Belang, dass er seine Zockermillionen vom damaligen Adidas-Chef just nach einem lukrativen Sponsorendeal erhielt oder dass Hoeneß Sebastian Deisler mit einer anrüchigen 20-Millionen-Überweisung nach München locken wollte.

Der Bayern-Patron genießt die Sonderrechte des Sports – unter gnädiger Mithilfe der Bayern-Sponsoren Telekom, Audi und Adidas, die beim 4:0-Kantersieg des FC Bayern über die Moral kräftig applaudieren. Es muss für Firmenchefs von Audi oder Adidas befreiend sein, der normativen Enge des eigenen Unternehmens zu entkommen. Gut, dass es den Fußball gibt mit so feinen Familienbetrieben wie den des FC Bayern.

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Redakteur
Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
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4 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Der Uli hat halt einen Fehler gemacht Und dazu sagt mein Jogi-Tee von heute: „Fehler kosten Dich dieselbe Kraft wie Erfolge“. joah mei! Oastrengt hoad a si scho.

  • Der Text wirft zwei Dinge durcheinander:

     

    Steuerhinterziehung ist eine Straftat, der Umgang damit wird zurecht angeprangert.

     

    Aber Doping geht den Staat nichts an. Mir fällt kein Grund ein warum der Staat es verbieten müsste gedopt mit dem Fahrrad zu fahren.

     

    Das miteinander zu verquicken für die "Guck mal, die im Sport machen was sie wollen" ist nicht korrekt.

  • Genau! Und wenn das Geld nicht mehr reichen sollte, um auf freiem Fuß zu bleiben, begeht er eben einen Bankraub. Der Uli kann's halt!

  • J
    joHnny

    uli hoeneß: nicht trotz anklage sondern

    wg. anklage weiterhin präsidial...