Kolumne Pflanzen essen: Ananasleder und Auberginen-Aal
Schuhe von Hugo Boss, die Hot Dogs bei Ikea, Steaks von Tesco – alles wird tierfrei. Ein Überblick über aktuelle Entwicklungen des veganen Lifestyles.
V eni, vegan, vici! Heute gibt es an dieser Stelle mal wieder einen Überblick über Innovationen und gute Nachrichten bei der Integration des veganen Lifestyles in den Mainstream.
So sehe ich beispielsweise der Grillsaison entspannt entgegen: Dem neuestem Trend-Report von Amazon zufolge sind vegane Barbecue-Zutaten der Renner diesen Sommer. Pflanzliche Burger und Bratwürste landen nicht nur bei Veganern vermehrt auf dem Grill, sondern auch bei Fleischessern, die sich gesünder ernähren wollen.
Um die (vegane) Wurst geht es auch bei Ikea: Nachdem in einer Testrunde in Schweden 95 Prozent der Kunden einer veganen Hot-Dog-Variante zugestimmt haben, führt das Möbelhaus diese im August in Europa und Anfang 2019 sogar in den USA ein. In Anbetracht des Erfolgs von Ikeas veganen Köttbullar aus dem Jahr 2015 ist das auch einfach ein logischer Schritt.
Via Japan kommt bald außerdem veganer „Fisch“ in unser Sushi. Lebensmittelgroßhändler Nishimoto plant, die vegane Tunfisch-Alternative Ahimi in Asien, den USA und Europa zu vertreiben. Erfunden wurde Ahimi vom US-amerikanischen Start-up Ocean Hugger Foods. Die Nachfrage nach veganem Sushi ist dabei dermaßen gestiegen, dass Nishimoto auch an eigenen Produkten arbeitet – darunter Unami, einer Aal-Alternative aus Aubergine.
Wer jetzt denkt, veganer geht’s nimmer, irrt. Diesen Juni bringt Europas größte Supermarktkette Tesco veganes Steak in die Regale von über 400 britischen Filialen. Erfunden hat es das niederländische Unternehmen Vivera, laut Sprecher Gert Jan Gombert soll es sich um ein revolutionäres Produkt handeln: Geruch, Geschmack und Kauerlebnis seien kaum von einem echten Steak zu unterscheiden. In Deutschland, Frankreich und Italien kommt die kuhlose Kreation im vierten Quartal des Jahres auf den Markt.
Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.
Man sieht: Die Veganisierung des Mainstream läuft! Apropos laufen, von Hugo Boss gibt’s demnächst eine Kollektion veganer Schuhe. Die Sneakers bestehen aus Piñatex, einer Lederalternative aus Ananasblattfasern. Die Schuhe sind nicht nur tierfreundlich, sondern auch nachhaltig, da die Blätter ein Nebenprodukt schon bestehender Landwirtschaft sind.
Dass diese Entwicklungen nicht bloß auf Caritas basieren, sondern auf Kalkül, ist klar: Vegane Produkte bringen den Unternehmen Kohle. Ein Beweis dafür, dass unser Kaufverhalten Macht hat und dass das Verlangen nach pflanzlichen Alternativen – ob aus ethischen, gesundheitlichen oder nachhaltigen Gründen – die Welt verändern kann.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben