Kolumne Pflanzen essen: Im Zweifel ein entschlossenes Jein
Wer vegan leben will, kann jede Menge Fehler machen. Das schreckt ab, manche Leute versuchen es erst gar nicht. Ein Plädoyer gegen den Perfektionismus.
W er nur Pflanzen futtert, bleibt ewig jung. Und hat dabei noch eine Superfigur. Und niemals Schnupfen.
So mancher verspricht sich wundersame Dinge von veganer Ernährung. Hat große Erwartungen, manchmal auch zu große: an den Lifestyle, an andere und an sich selbst. Stellt sich dann heraus, dass positive Effekte nicht sofort und nicht für jeden eintreten, verlieren viele den Glauben – und springen ganz ab.
Viele Veggie-Veteranen haben aber auch zu große Erwartungen an Neuveganer. Haben vergessen, dass aller Anfang schwer ist und dass eine Totalumstellung der Ernährung den wenigsten ohne Probleme gelingt. Dass es bei Neulingen halt manchmal hakt und sie doch mal Hack essen.
Anstatt alle, die bewusst oder unbewusst mal „Fehler“ machen, durch den verbalen Fleischwolf zu jagen, wäre es hilfreicher, ihre Bemühungen anzuerkennen. Der Weg ist das Ziel. Absolute Perfektion in der Sache ist für fast ausnahmslos alle unerreichbar.
Kürzlich schrieb der von mir geschätzte Micky Beisenherz über Bär Läskers Kritik an Frank Zanders Weihnachtsgänseessen für Obdachlose: „Wer immer gut sein will, sollte sich besser mit dem Scheitern vertraut machen – es wird sein ständiger Begleiter sein. Smartphones zum Beispiel enthalten Kupfer. Dessen Herstellung wiederum benötigt tierischen Knochenleim als Hemmstoff.“ So sieht’s aus.
Apropos Perfektionismus: Die Angst, einem Ideal nicht entsprechen zu können, hält viele davon ab, es mit dem Veganismus überhaupt zu versuchen. Weshalb ich in der Sache für ein entschlossenes Jein plädiere, basierend auf meiner Philosophie: Go AVAP (as vegan as possible).
Sprich: Wer ab und zu mal Ausnahmen macht oder Ausrutscher hat, muss nicht gleich vom veganen Wagen springen. Einfach wieder rauf auf das Ding und weitermachen.
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