piwik no script img

Kolumne Pflanzen essenFeiern ohne Soße

Kolumne
von Ariane Sommer

Wenn zur Geburstagsfeier im veganen Restaurant eingeladen wird, ist die Sorge der Freunde groß: Was soll man da denn bitte bestellen?

Ach, wir sollen die Rechnung teilen? Bild: Imago/Westend61

W enn fleischessende Freunde mich zu ihrem Geburtstag ins Steakhaus bitten, beschwere ich mich nicht. Nudeln ohne Soße, schlappgekochten Brokkoli, Ofenkartoffel, „ohne Crème fraîche bitte“, esse ich, ohne die Miene zu verziehen. Ja, total lecker, danke der Nachfrage. Ach, wir sollen die Rechnung teilen? Klar, total fair. Mir gegenüber und der Kuh, die in 50-Dollar-Portionen verkauft wird.

Wenn ich jene Freunde an meinem Geburtstag ins Gracias Madre einlade, ein angesagter veganer Mexikaner in Los Angeles, entsetzen sie sich: „Was soll ich da denn bestellen?“ Die Sorge ist groß, vom Fleisch zu fallen, sollten sie Besagtes mal nicht essen.

Generell ist es in Los Angeles leicht, sich pflanzlich zu ernähren, Steakhäuser ausgenommen. Viele Restaurants bieten inzwischen vegetarische und vegane Optionen an. Die hippe Wurstküche in Downtown hat drei fleischfreie Würste im Angebot. Im Beverly Hills Hotel gibt es sogar eine gesonderte vegane Speisekarte, „Käse“-Kuchen inklusive. Auch auf Hollywood-Partys ist es inzwischen schick, pflanzliche Gerichte zu servieren: Starkoch Wolfgang Puck kredenzte neulich während der Oscar-Afterparty etliche vegane Gerichte.

Und im Steakhaus? Obwohl das ethische Argument genügen sollte, gehe ich dort trotzdem gern auf Nummer sicher: „Aber Sie haken noch mal nach, dass ganz bestimmt keine Rinderbouillon im Gemüse ist?“, frage ich den Kellner und flunkere: „Ich bin nämlich Allergikerin, bekomme sonst Atemnot.“ Worauf der entsetzt in die Küche rennt. Eine mögliche Klage kann sich selbst ein überteuertes Steakhaus nicht leisten.

Die Rechnung für mein Geburtstagsessen im Gracias Madre zahle übrigens ich. Auch wenn meine Freunde drei Mal so viel wie ich vertilgt haben. Muss wirklich schlimm geschmeckt haben, oder?

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Dem geschenkten Gaul, Frau Sommer, na, Sie wissen schon. Aber Glückwunsch! Sie haben was entscheidendes verstanden. Leute, die sich von der vermeintlichen Macht einer vermeintlichen Mehrheit zwingen lassen, Dinge, die sie nie probiert haben, für unprobierbar zu halten, kriegt man nur auf diese Art. Die Gier ist schließlich meist ein ganz klein wenig größer als jede Angst, die nicht die eigne ist. Und wenn sie es erst mal "gefressen" haben, dass sie nicht sterben, wenn sie mal was Neues ausprobieren, dann kommt zur Gier auch bald der Spaß am Neuen mit dazu. Gut für die Kühe, die nicht mehr geschlachtet werden braucht – und vielleicht gar nicht erst geboren werden, um irgendwo im Billig-Masse-Stall unglücklich vor sich hin zu vegetieren bis dass der Metzger kommt. Vielleicht auch irgendwann mal gut fürs Portemonnaie. Wer überzeugt ist, dass er etwas will, der teilt die Rechnung schließlich sehr viel lieber als einer, der sich nicht so richtig sicher ist. Und immerhin: Wer sein Steak nicht alleine finanzieren mag, der ist vielleicht gar kein ganz überzeugter Fleisch(fr)esser...

    • @mowgli:

      "überzeugter Fleisch(fr)esser" ein Fall für's Museum und, der Spruch mit dem Gaul, naja, was soll ich sagen, gibt es da nicht auch diese Spruch 'fürchte die blablabla, auch wenn sie Geschenke bringen'?!

  • Als guter Gastgeber lade ich nicht in ein veganes Restaurant wenn meine Freunde nicht-veganer sind. Das ist wie Hundefutter für die Familie kochen, nur weils mir schmeckt - total asozial.

    • @Kleopatros:

      "total asozial." ist wenn jemand nicht kopromissbereit mit seinen Freunden ist. Echte Freude gehen mit zum Veganer.

       

      Hundefutter mit veganem Essen zu vergleichen ist pervers. Und das sage ich als Feischesser.