Kolumne Leipziger Vielerlei: Hokuspokus in der Uni
Durch die Woche in Leipzig mit einem Magiehistoriker, uralten Zaubersprüchen und einer Bibliothek, die zum Leben erweckt wurde.
A m Mittwochabend verwandelte sich die Universität Leipzig in einen Ort dunkler Magie. Was war geschehen? Auf einem Vortrag in der Bibliotheca Albertina bekam man einen Einblick in die hauseigene Magica-Zauberspruchsammlung aus der Frühen Neuzeit. Sie gehört zu den weltweit größten Sammlungen ihrer Art. Althergebrachtes Wissen über Alchemie, Astrologie und Zauberkunde liefern die Manuskripte – allesamt wichtige Fähigkeiten für Studenten, die sich den Uni-Alltag erleichtern wollen.
Allerdings muss man beim Zaubern strenge Regeln befolgen, erklärte Magiehistoriker Dr. Bernd-Christian Otto, während er mit einem Säbel einen Ritualkreis in den Boden ritzte. Wichtiges Zubehör dabei seien ein Messer und ein Ritualgürtel, wenn man sich etwa den „Geist des Barons“ mit den Worten „Komm zu mir, wo und wann ich dich anrufe“ beschwört. Anschließend müsse der Adlige einem als Knecht dienen.
„Und nehme er ein Blättchen Blei und lege es in seine Stiefel, und sie werden schnell sein wie der Wind“, lautet ein weiterer Zauberspruch für Siebenmeilenstiefel. Andere Manuskripte erklären, wie man Stürme vertreibt, unsichtbar wird, Zauberspiegel errichtet, Zauberringe schmiedet oder einen fliegenden Mantel beschwört: „Damit er sich nicht verkühle, vergesse er seinen Schal nicht“, heißt es dankenswerterweise in der Quelle.
Noch während des Vortrags geschah etwas Seltsames in der Bibliotheca Albertina: Die Marmortreppen im Eingangsbereich hatten ein Eigenleben entwickelt. Mal führten sie in den Westsaal, mal ins Archiv und mal in den verbotenen Korridor. Die Porträts in den Lesesälen waren ebenfalls lebendig geworden und diskutierten eifrig mit Studenten darüber, wie lange der beschworene Baron einem eigentlich dienen müsse. Enzyklopädien flogen kreuz und quer durch den Lesesaal und Buchlinge sortierten sie ins Regal ein. Wunschpunschkessel brodelten an allen Ecken und Enden. Und mit Ende des Vortrags löste sich der Magiehistoriker mit einem lauten „Paff“ in Luft auf.
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