Kolumne Leipziger Vielerlei: Strohpuppen zur Warnung
Durch die Woche in Leipzig mit Fußballfans, amputierten Gehirnen jenseits der USA und den treuesten Männern der Republik.

D ieses Mal geht es also vor allem um Fußball. Das ist ja eigentlich etwas Schönes. Blöd nur: die mit Tradition (Lok und BSG) hassen sich gegenseitig, die ohne Tradition (RB) hassen alle anderen. Bedeutet viel, viel Arbeit für die ohnehin schon chronisch überforderte Polizei, die natürlich auch in dieser Woche nicht fehlen darf.
Da zeigt sich auch ein Polizeisprecher verärgert: „Meine Güte, es geht darum, welche Mannschaft mehr Tore schießt, da sollte man doch eigentlich keine Polizei brauchen.“ Ähm, ja.
Übrigens: An einem Tag werden drei Grünen-Politiker in einem Regionalzug von zum Teil einschlägig bekannten Lok-Fans angepöbelt und bedroht. In der Nacht zu Donnerstag dann werden, unter anderem an Autobahnen, Dutzende Strohpuppen aufgehängt. Sie sollen Einweg-Maleranzüge getragen haben und grün-weiß angemalt worden sein – eine Warnung an BSG Chemie-Anhänger.
Doch weil wir ja seit Trump versuchen, selbst einer offensichtlichen Hirnamputation noch etwas Positives abzugewinnen: Da hat sich eben mal jemand die Mühe gemacht, sich etwas anderes als Gruselclowns einfallen zu lassen und dafür sogar auf Schlaf verzichtet.
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Leipzigs Männer sind also nicht nur besonders kreativ, sondern laut einer Studie auch die treuesten der Republik. Dafür sind die Daten von mehr als 50.000 eDarling-Mitgliedern untersucht worden. Entscheidend war die Bewertung der Aussage: „Ich bin der Meinung, dass absolute Treue in einer ernsthaften Beziehung unerlässlich ist.“
Qualitativ hochwertiger arbeitet da nur noch die Leipziger Volkszeitung, die in dem Zusammenhang von „männlichen Messestädtern“ schreibt. Und es auf ihrer Internetseite besonders erwähnenswert findet, dass Universitätsrektorin Beate Schücking in „rockigen Lederhosen“ zur US-Wahlnacht im Marriott Hotel erschienen war. Den Leipzigern kann man also nur noch die Wahl zwischen wenigstens zwei Lokalzeitungen wünschen.
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