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Kolumne KonversationDas Wechselspiel der Liebe

Kolumne
von Natalie Tenberg

Eine Möglichkeit, bei Facebook seinen Beziehungsstatus anzugeben: "Es ist kompliziert".

V or ein paar Jahren bekam ich Post von Sylvia. Eine Karte mit dem Foto von ihr und ihrem Freund Richard. Die beiden umarmten sich im Licht des Sonnenuntergangs an einem langen Sandstrand. Ihre glücklichen Gesichter strahlten, leicht orange eingefärbt. Im Innern der Karte stand nur: "Sylvia und Richard, Goa 2005". Ich rätselte ein wenig, was mir das wohl sagen sollte, wie die üblichen Urlaubsgrüße mit Berichten von Wetter und Essen sah mir das nicht aus. Eine andere Freundin half mir auf die Sprünge. Die beiden hatten sich in den Ferien verlobt, die Karte war die dezente Benachrichtigung über den Wechsel im Beziehungsstatus.

Sylvia hatte ein Upgrade von Freundin zu Verlobter bekommen. Die Hochzeit im Sommer 2006 war lustig, die Braut schön, der Bräutigam gut gelaunt. Klar, dass auf der Dankeskarte der beiden, ein paar Wochen später in unseren Briefkasten geworfen, ein tolles Foto der beiden vor der Kirche klebte, auf denen sie glücklich, zufrieden und ja auch ein wenig erleichtert aussahen. Die Karte hob ich auf und legte sie zum Verlobungsgruß aus Asien. Ein wenig spekulierte ich darauf, dort bald auch die erste Geburtsanzeige der beiden zu bunkern. Aber so weit kam es nicht. Sylvia und Richard hatten anscheinend Probleme.

Welche genau, das wusste ich nicht, aber es war für uns alle leicht, den Verfall dieser Beziehung mitzuverfolgen. Denn inzwischen waren Sylvia und Richard bei Facebook. Die Hochzeitsfotos hatten sie, das ganze lag ja schon länger zurück, nicht mit ihren Freunden geteilt. Doch gibt es bei Facebook verschiedene vorgegebene Optionen, um seinen Beziehungsstatus anzugeben. Der reicht von verwitwet über "in einer offenen Beziehung" zu Single. Die meisten Mitglieder geben einfach gar nichts an. Sylvia und Richard hingegen hatten sich beide für "verheiratet" entschieden. Ein paar Monate später sah ich, dass Sylvia ihren Status geändert hatte. "Es ist kompliziert" stand dort nun.

Bild: taz

Natalie Tenberg ist Redakteurin im Ressort tazzwei.

Ich wollte mehr wissen und rief die gut informierte, gemeinsame Freundin an. Richard hatte, so sagte sie, Sylvia nicht nur mit einer Frau aus seinem Büro betrogen, sondern trug sich mit dem Gedanken, sie für wieder eine andere Frau zu verlassen. Er behauptete, schon eine ganze Weile unzufrieden gewesen zu sein. Es aber noch einmal versuchen zu wollen, dann aber wieder nicht. Richard hatte inzwischen den Beziehungsstatus ganz von seinem Profil gelöscht, genau wie die Fotos vom letzten Urlaub. Es war Zeit, mit Sylvia zu sprechen.

Es sei alles furchtbar, klagte sie am Telefon. Die Situation total verfahren, sie wisse nicht, ob sie nicht auch Fehler gemacht habe. Ich war versucht, ihr zu sagen, dass Richard ein fieser Typ sei, ein prätentiöser Arsch, entschied mich aber dagegen. Ab einem gewissen Zeitpunkt wollen Freundinnen das nicht mehr hören. Außerdem stehen die Chancen hoch, dass sie ihre Männer doch nie verlassen, dann gilt man während der nächsten zwanzig Jahre als die gemeine Freundin, die den Partner doof findet.

Also redete ich ihr eine Stunde lang ein, dass sich Richard, und hier liegt der feine Unterschied, wie ein Arsch verhalten hätte. Weitere Wochen vergingen, ohne dass ich etwas von Sylvia hörte. Bis ich sah, dass sie ihren Status wieder geändert hatte. "Single" stand dort nun. Ich schrieb ihr eine kurze Nachricht, dass sie mich immer anrufen könne und ich mit ihr fühle. Sie antwortete nicht. Doch bald änderte sich ihr Status wieder, diesmal klar zu "Verheiratet". "Alles wieder okay?", simste ich ihr. "Es ist kompliziert," antwortete sie. Per Statusänderung.

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