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Kolumne Knapp überm BoulevardPathos der Verschlechterung

Isolde Charim
Kolumne
von Isolde Charim

Die linke Kritik hat sich in einem Dilemma verrannt: Entweder Hyperkritik oder Miserabilismus, lautet heute die Alternative.

Wenn Angela Merkel die Grenzen für Flüchtlinge öffnet, dann muss etwas Schlechtes dahinterstecken, sagen die Miserabilisten Foto: reuters

W enn Merkel die Grenzen für Flüchtlinge öffnet, dann kommt in linken Kreisen sofort die Frage auf: Warum? Warum macht sie das? Was steckt dahinter? Das ist keine wirkliche Frage, sondern ein Verdacht – ein Verdacht, der sich selbst begründet, noch ehe ihm ein Faktencheck nachgereicht wird. Die Grundhaltung lautet: Nichts ist, was es scheint. Es steckt immer etwas anderes dahinter. Und dieses andere ist immer negativ.

Was einmal die Edeldisziplin der Linken war, die Ideologiekritik, ist verkommen zu jenem miesepetrigen Generalverdacht, der stets das Schlechte sucht – und es auch findet. Überall. „Miserabilismus“ nennt Thomas Edlinger diese Geisteshaltung in seinem soeben erschienenen Buch: „Der wunde Punkt. Vom Unbehagen an der Kritik“.

Es ist dies eine heikle Gratwanderung, denn Kritik war und ist der Königsweg der Linken. Die Kritik kritisieren, das Unbehagen an ihr sammeln – und dennoch seine kritische Position nicht aufgeben, das ist so etwas wie die linke Quadratur des Kreises. Edlinger, österreichischer Radiomann, Festivalleiter und Autor, stellt sich diesem Unbehagen (das natürlich auch sein eigenes ist).

Woher rührt es, das Unbehagen? Etwas ist schiefgelaufen mit der Kritik. Diese hat ihren Impetus zur Weltverbesserung verloren: Sie ist zu einem leeren Ritual verkommen, einer „autoritären Besserwisserei“, einer selbstgerechten Feier der eigenen, allerkritischsten Position. Vor allem in jener Form, die Edlinger als „Hyperkritik“ bezeichnet.

Sensorium für Identitäten

Hyperkritik – das ist jene Sackgasse, in der eine überbordende Identitätspolitik gestrandet ist. Vor lauter Partikularismen, Minderheiten und Opfersucht (wer ist das größte Opfer?) sei Kritik in einen Strudel geraten, zu einem Fetischismus der Differenz geworden, einer Versteifung auf Unterschiede. Sie hat ihr Sensorium für Identitäten zwar bis zum Maximum verfeinert – aber sich damit als gesellschaftsverändernde Kraft völlig gelähmt.

Mehr noch: Diese Form der Kritik hat sich aus einem Einspruch in eine Position der Autorität verkehrt. Aus Kritikern wurden selbstgerechte „Autoritäten des Kritischen“ – eine Hegemonie des kritischen Geistes, der heute eher dazu dient, Karrieren zu befördern, als die Welt zu verbessern.

Was bleibt da für den Einspruch übrig? Für diesen ist dann eben nur noch der Miserabilismus zuständig. Ist Hyperkritik ein Heißlaufen der Kritikmaschine, so ist Miserabilismus die Schwundstufe der alten Gesellschaftskritik.

Unmöglichkeit jeglicher Verbesserung

Hier verschanzt sich der alte kritische Geist. Der Miserabilismus ist seine letzte Barrikade. Aber wie hat er sich verändert! Aus dem Pathos der Weltveränderung wurde das Pathos der Verschlechterung. Aus dem Glauben an die Möglichkeit eines gesellschaftlichen Fortschritts wurde der Glaube an die Unmöglichkeit jeglicher Verbesserung.

„Wer glaubt, es würde sich zur Abwechslung auch einmal etwas verbessern, ist ein Schaf“, beschreibt Edlinger den miserabilistischen Glauben. Der Generalverdacht ist sein Königsweg. Nichts darf gut sein. Alles, was nur den Anschein einer Wende zum Besseren hat, muss diskreditiert werden.

Und wenn Merkel die Grenzen für Flüchtlinge öffnet, dann muss, muss, muss etwas Schlechtes dahinterstecken. Wirtschaftliche Interessen sind da noch das Gelindeste. Erst bei Vorstellungen wie: Es ginge darum, „die Bevölkerung auszutauschen“, ein „neues Sklavenheer zu schaffen“ (O-Töne aus linken Chatrooms) – erst da ist er bei sich, erst da feiert er seine Höhenflüge, der Miserabilismus.

Erst da fühlt er sich als reiner Linker, der Miserabilist – der sich von keiner Hoffnung anstecken lässt. Ein Purismus, der von einer Verschwörungstheorie kaum noch zu unterscheiden ist.

Wer zwischen der Skylla der Hyperkritik und der Charibdis des Miserabilismus hindurchwill, wer beiden Sackgassen entgehen möchte – wer also trotz allem kein Zyniker werden möchte, wer sich auch als Linker über die Grenzöffnung freut und dennoch versucht, eine kritische Position zu retten, der lese bei Edlinger nach, ob dieser einen Ausweg findet.

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25 Kommentare

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  • "Wer zwischen der Skylla der Hyperkritik und der Charibdis des Miserabilismus hindurchwill, wer beiden Sackgassen entgehen möchte – wer also trotz allem kein Zyniker werden möchte, wer sich ..."

    Ja , richtig , es ist eine riskante Gratwanderung der linken Kritik , bei ständiger Gefahr von Affirmation u/o Vergeblichkeit . Die Gefahr ist auszuhalten , wenn eine theoretische Ober-Leitlinie im Hinterkopf präsent bleibt :

    Capitalismum esse delendam !

  • Der Westen mit gerade einmal 10% der Weltbevölkerung, wird an seiner Voreingenommenen Ideologie "Sie seien die Guten" scheitern.

    • @heino Ewerth:

      Wer oder was soll denn dann "Die Guten" sein?

      Gibt es etwa gar keine?

      Und welche sind dann die besonders bösen?

  • Ich muss mich als deutscher Linker wirklich nicht damit auseinandersetzen, was irgendein alpenländischer Radiofuzzi von sich gibt. Der kann gerne hierhin kommen im Rahmen der Freizügigkeit und unter Merkel leben.

     

    Die Behauptungen sind substanzlos, was umso bedauerlicher ist, als dass das Thema insgesamt mal aufgearbeitet gehört. Anfang Januar dieses Jahres hat D.Yücel hier in der taz noch mal daran erinnert, wer 1980 Abschiebungen von Türken forderte: Es war die linke Szene. http://www.taz.de/!5023258/ .

    Es gab die trotzkistische niederländische SP, die mit dem Text „Gastarbeid en kapitaal“ einen Anschluss aller Migranten an die damals noch fortschrittlichen und liberalen Sichtweisen der niederländischen Bevölkerung forderte.

    Migration, so wie sie heute verstanden wird, ist nicht ein einheitliches Ziel gewesen in linken Kreisen. Es gab durchaus auch linke Vorstellungen, das der Kampf für eine gerechte Welt in den Herkunftsländern geführt werden sollte und das Migration keine Apartheid bedeuten sollte.

     

    Wie es dazu kam, dass Migration in die EU heute als unbedingt positiv angesehen wird, wäre mal eine Untersuchung wert.

    Stattdessen kommt hier ein Artikel von irgendwelchen Radiolaberern und wir dürfen uns wohl freuen, demnächst noch "Ideologiekritik" an Linken von Dieter Thomas Heck und Heribert Faßbender in der taz zu lesen.

  • 2G
    24636 (Profil gelöscht)

    Da hat sich aber wer ein wenig an der Ideologiekritik verhoben. Wer es miesepetrig findet, die neoliberale Ideologie als Agenda der Regierung zu betrachten und politische Strategien vor dem Hintergrund und Rahmen dieser Agenda zu kritisieren, der sollte sich Kunstwerke betrachten. Denn die darf man auch einfach nur schön finden. Tigerenten z.B. oder Wimmelbilder.

     

    Für die politische Analyse aber bedarf es einer tieferen Begrifflichkeit, wie z.B. jener, die sich auf die Logik von (sozialen) Widersprüchen gründet oder auf materialistische Blickwinkel, also gesellschaftstrukturelle Vermittlungszusammenhänge. Daraus ergeben sich dann... nein, nicht unmittelbar Antworten, sondern erst einmal theoriegesättigte Fragestellungen. Was Sie hier als Abziehbild einer angeblich "linken Kritik" memorieren, das ist einfach nur schlechter Journalismus und bedient einen der zentralen Vorbehalte hinsichtlich der Oberflächlichkeit des gegenwärtigen Journalismus.

  • Erlösen wir uns aus dieser Heuchelei!

    Wir müssen Flüchtlingen in ihrer Not helfen, aber dies ist nur dann wahrhaftig, wenn wir gleichzeitig dazu beitragen, die kriegerische und menschenrechtswidrige Politik zu beenden, die Menschen aus ihren Ländern vertreibt, während des Krieges und nach dem Krieg.

    Ihre grenzenlose Naivität sei Ihnen liebe Frau Charim gegönnt, aber glauben Sie wirklich, dass jemand, „vom Saulus zum Paulus“ wird, nur weil jetzt ein paar positive Signale kommen? Für mich ist es eine Heuchelei sondergleichen.

    Denn wenn die Bundeskanzlerin, die Bild-Zeitung und die Arbeitgeberverbände unisono etwas gut finden, dann begründet dies schon, juristisch gesprochen, einen Anfangsverdacht. Da an reinen Altruismus zu glauben, bei den Erfahrungen die man in den letzten Jahren machen durfte

    Aber von Ihnen als Journalistin, sollte man jedoch ein wenig mehr erwarten. Immer wieder zeigt die taz, wie leicht man sie gefügig machen kann, wenn man „böse“ Politik nur mit vermeintlich „guten“ Argumenten begründet.

    Angriffskriege im Namen der Menschenrechte? Prima, sagt die taz! Und wenn dann die Menschen vor den Kriegen fliehen? Ihr Kinderlein kommet und solange die Politik dabei „Solidarität“ vorgaukelt, wird sie von der taz nie kritisiert werden. Darum ist die taz ja auch nicht links und stolz darauf. Frau Charim findet das prima, ich nicht. Erlösen wir uns aus dieser Heuchelei!

    Wir müssen Flüchtlingen in ihrer Not helfen, aber dies ist nur dann wahrhaftig, wenn wir gleichzeitig dazu beitragen, die kriegerische und menschenrechtswidrige Politik zu beenden, die Menschen aus ihren Ländern vertreibt, während des Krieges und nach dem Krieg.

    Quelle Nachdenkeiten.

    • 6G
      688 (Profil gelöscht)
      @heino Ewerth:

      NAIVITÄT? - Nein, das ist keine Naivität!

       

      "Stell Dir vor es ist Krieg und keiner geht hin" - Die URSACHE aller Probleme / aller konsum- und profitautistischen Bewußtseinsschwächen unseres "Zusammenlebens" wie ein wachtumwahnsinniges Krebsgeschwür, ist das "gesunde" Konkurrenzdenken / der Krieg des nun "freiheitlichen" WETTBEWERBs um "Wer soll das bezahlen?" und "Arbeit macht frei"!

  • Na kommen Sie, Frau Charim, ihr erster Gedanke war doch sicherlich auch nicht: "ach, diese gute, grundgute Frau, die hat bestimmte ganz reine christlichenmenschliche Motive!"...

    Die hat bestimmt das Buch vom Schröder auch nur vorgestellt, weil die ihn so dolle mag, nicht etwa wegen Ablenkungs- und Imageeffekten. Das wird immer lustiger hier in der "linken" Tageszeitung! Nur gut, dass ihr hier scheinbar kein Hyperkritikssyndrom habt :)!

  • Fast traue ich mich nicht zu fragen, aber: Was ist links an Leuten, die glauben, dass "Merkel die Grenzen für Flüchtlinge öffnet", weil "etwas anderes dahinter [steckt]"?

     

    Verwechseln diese Leute das Bundeskanzleramt tatsächlich mit dem heimischen Wohnzimmer, in dem Mutti oder Vati den Hut auf bzw. die Hosen an hatten und für bzw. gegen ihre Kinder einsame Entscheidungen treffen, deren Hintergründe diese entweder nicht erkennen oder aber nicht begreifen?

     

    Ich meine: Das Kanzleramt hat 6 Abteilungen, 620 Mitarbeiter und ein Jahresbudget in Höhe von 1,85 Mrd. Euro. Es arbeitet mit sämtlichen Bundesministerien und "über Bande" auch mit den Bundesländern, dem Bundestag, der EU, den UN, mehr oder weniger befreundeten Einzelstaaten sowie wichtigen Medienvertretern zusammen. Was die Kanzlerin an Informationen erhält, entscheidet nicht sie, sondern der Chef des Bundeskanzleramtes. Und ob man Altmaier nun für unfähig hält oder nicht – der Mann hat Macht und nutzt sie auch.

     

    Die Frage "Warum macht sie das?" ist also vermutlich einfach zu beantworten: Sie wurde gut/schlecht/falsch/richtig informier von Leuten, die für Einzelthemen zuständig sind und nicht die Angewohnheit haben, über der eigenen Tellerrand hinauszusehen – von gewissen Macken mal ganz abzusehen. Aufgrund dieser Infos entscheiden Kanzler. Nach bestem (oder schlechtestem) Wissen und Gewissen, genau wie jeder andere.

     

    Im Übrigen sind nicht alle Entscheidungen, die in diesem Land getroffen werden, Merkel-Entscheidungen. So wenig, wie alle Entscheidungen, die Mama oder Papa (vermeintlich) getroffen haben, Mama- oder Papa-Entscheidungen waren.

     

    Die Linke ist kritikunfähig? Kein Wunder! Sie hat sich offenbar in ihr altes Kinderzimmer zurückgezogen und trauert guten alten Zeiten nach. Zeiten, in denen ihre Erzieher noch nicht ganz so autoritär aufgetreten sind wie heute, und in denen sie selber auch etwas zu sagen hatten.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @mowgli:

      Drei Möglichkeiten als Beweggründe für die Entscheidung bzgl. Flüchtlingsaufnahme:

       

      1. Altruismus (Mitleid, Mitgefühl)

      2. Altruismus *und* gesellschaftlicher Nutzen (Demographie, Arbeitskräfte etc)

      3. Gesellschaftlicher Nutzen

       

      Ich persönlich tendiere zu 2., wobei der "gesellschaftlicher Nutzen" nur einem Teil dieser Gesellschaft zugute kommen wird. Die unteren 20-30% werden's schwerer haben (Löhne, Wohnungsmarkt).

       

      Meine Lösung: Integration von x Mio. Flüchtlingen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe -> Lastenausgleich mit Vermögensabgabe, Verbreitung der Basis der Sozialversicherungen (Beamte, Beitragsbemessungsgrenzen abschaffen), gleichmäßige Verteilung der Flüchtlinge (auch auf bessere Wohngegenden) etc.

      Dann wären aber wohl BILD und die Arbeitgeberverbände wohl nicht unbedingt so begeistert.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Die Kritik selbst hat sich nicht verändert, sondern lediglich deren Wahrnehmung und Rezeption. Die Affirmation des Faktischen, an welcher der Autor selbst durch seine Merkellobhudelei teilhat, lässt nichts wirklich Kritisches mehr durch. Diese Affirmation braucht in ihrer unverbrüchlichen Naivität genau die Kritik, die zu ihr passt. Ihre Dogmen, allen voran jenes der Alternativlosigkeit, spiegeln und ergänzen sich in ähnlich dogmatischen Gegenpositionen wie etwa der Verschwörung. Diese Extreme, die sich zum Selbstschutz nicht für extrem, sondern für rational halten, bilden den Rahmen, in dem Kritik noch geduldet und von den Beteiligten rezipiert wird. Wirkliche Kritik, die es sehr wohl noch gibt, wird ignoriert oder derart marginalisiert, das sie in der öffentlichrechtlichmedialen Öffentlichkeit nicht mehr wahrgenommen wird.

    • @849 (Profil gelöscht):

      Sehr schön beschrieben, so ähnlich sehe ich das auch. Kritik wird quasi kanalisiert und auch abgeschwächt, da wir sie mit ins System einbeziehen. Da sind dann Sendungen wie die Anstalt sowas wie das Ventil im Druckkochtopf, anstatt das ernst zu nehmen und nach den Lachern auch die Themen mitnehmen und seine Haltung und Handeln danach selbstkritisch betrachten und gegebenfalls anpassen. Und wenn es nur die Wahl einer anderen Partei als die letzten 20 Jahre ist.

       

      Die Autorin fokussiert sich in meinen Augen zudem auf das falsche. Der sog. "Miserabilismus" ist eher Realismus. Wenn man die Erfahrungen mit Merkel und Co. der letzten Jahre einfach ausblendet, dann ist das nicht nur naiv, sondern ignorant. Es ist als würde man eine heisse Herdplatte anlangen und beim zweiten Mal ein anderes, ja gar positives Resultat erwarten. Der Grat ist schmal und man kann schnell zum Hardcore Zyniker werden oder Verschwörungen an jeder Ecke sehen, aber mir ist ein kritischer und wacher Geist alle mal lieber, als Lemminge mit rosaroter Brille.

       

      Ja, es ist korrekt, dass wir, ich nenne es mal "Kritiker am Bestehenden", so auseinander dividieren lassen haben. Nur weil ein Linker und ein Rechter eine gemeinsame Position haben, müssen sie es beide nicht aus Prinzip verneinen um ja nicht in den Verdacht zu kommen jeweils der anderen "Clique" anzugehören. Damit schwächen sie nur ihre Position, weil keine kritische Masse erreicht wird. Man muss halt eher wieder nach den kleinsten gemeinsamen Nennern suchen, aber diese Linie dann auch strikt einhalten und nicht plötzlich aus Opportunität ins Gegenteil verdrehen oder aus Machtgier an sich reißen.

  • Volker Pispers hat seit Jahren im Programm: "Laut einer Umfrage finden 70% der Befragten die Regierung scheiße. Und 70% finden Merkel gut. Das sind wahrscheinlich auch dieselben 70%. Die bringen Merkel mit der Regierung gar nicht in Verbindung!"

    An diesen Sketch muss ich immer in den letzten Tagen denken, wenn ich den nächsten Lobhudelkommentar, egal auf welchem Portal, egal in welchem Medium, ertragen muss.

    Die bringen Merkel mit der Regierung gar nicht in Verbindung!

    Erstens reagiert sie viel zu spät, eigentlich wie immer. Dann macht sie etwas was keiner, auch aus gutem Grund, erwartet, eigentlich wie immer.

    Und warum? Weil diese Dame keine Idee hat. Sie regiert in den Tag hinein. Kein Programm, kein langfristiges Ziel, immer nur das Bearbeiten und Wegschieben, was direkt vor der Nase ist und nicht mehr ignoriert werden kann.

    De Maiziére, ja der de Maiziére, der schon das G36 und die Drohnenpleite zu verantworten hat, sondert praktisch die ganze Zeit verfassungsrechtlich gewagte Vorschläge aus; um nicht zu sagen, wie die gesamte CSU und Sachsen-CDU, er zündelt am rechten Rand des Erträglichen. Wenigstens hat er den zornigen, alten Mann aus den Schlagzeilen vertrieben, der Europa gerade zerstört. Hauptsache in Europa wird wieder Deutsch gesprochen, nicht wahr Herr Kauder? Ach da ich sie gerade vor der Flinte habe (oh wie clever), H&K ruft, die brauchen Hilfe in Mexiko.

    Dazu Teppich Dirk als Entwicklungsminister und Guido vor der Uno. Und all die schönen Gesetze scheitern vor dem Verfassungsgericht.

    Aber mit alle dem wird Merkel gar nicht Verbindung gebracht. Aber all das hat zu verantworten, als Bundeskanzlerin, als Bundesvorsitzende der CDU.

    So wie Merkel der Plan fehlt, fehlt der Journaille anscheinend der Durch- bzw. Weitblick bei Merkel. Das kann ich erwarten bei Maik Maurer, aber nicht bei studierten Menschen.

    Bringen Sie Merkel endlich mit der Regierung in Verbindung!

  • "Angela öffnet die Grenzen für Flüchtling" ja genau, das ist es was Frau Merkel macht, sie öffnet die Grenzen für Flüchtling....

     

    Is das wirklich ihr Ernst, Frau Merkel hat sich diesem Thema erst zugewandt als es gar nicht mehr anders ging und es schon längst in öffentlich diskutiert wurde. Jetzt wird so getan als wäre Frau Merkel der Menschenfreund schlecht hin. Die Politik die seit Jahren gemacht wird ist doch eine ganz andere, als das was jetzt öffentlich kommuniziert wird. Wieviel Geld wurde schon auf Frontex geworfen?

     

    Merkel hat selber gesagt "Multi Kulti is gescheitert" (das war schon vor 5 Jahren ) und jetzt wird so getan, als würde sich Frau Merkel für Zuwanderung stark machen???

     

    Die Politik hat doch auf ganzer Linie versagt bei dem Thema, ich weiss nicht was es da noch schön zureden gibt.

     

    Warum übt man hier Kritik an der Linken anstatt Kritik an der Politik der letzten Jahre zu üben?

     

    Aussagen wie "(O-Töne aus linken Chatrooms)" sind mehr als fragwürdig, was soll das denn bitte für eine Quelle sein?! Genau so gut kann ich sagen " O-töne von rechten Stammtischen" das ist populistisch und fern von jedem Inhalt. Wollen sie Inhaltliche Kritik äußern, oder suchen sie einfach nur Aussagen in irgendwelchen Chat rooms um miserabilism ins deutsche übersetzt zu bekommen und es dann gleich auf eine ganze Partei zu münzen? Alle in einen Topf werfen war schon immer ein Zeichen für gute Kritik...

  • Tatsächlich herrscht in unserer Linken schon eher eine tendenzielle Miesepetrigkeit vor. Wie über so vieles anderes gibt es auch darüber sozial-psychologische Studien. Ausgeprägtere Lebensfreude ist leider eher in anderen politischen Milieus zu Hause. Und übrigens: Der Grund, warum sich langfristig nicht alles zum Besseren wendet, ist, dass das, was der/die Linke als Verbesserung empfindet, für die 'Mehrheitsgesellschaft' keine erstrebenswerte Verbesserung darstellt. Das sollten wir als Linke verstehen und ohne Gram akzeptieren.

    • @DorianXck:

      Die angebliche Miesepetrigkeit der „Linken“ ist eine Erfindung der „Rechten“, womit sie berechtigte Kritik desavouieren wollen. Enttäuschung, Wut, Zorn und Trauer sind im linken Lager natürlich häufiger, da dort der Wunsch nach allgemeiner Gerechtigkeit etwas ausgeprägter ist als in anderen Milieus. Das mindert aber nicht die ausgeprägte Lebensfreude.

       

      Dass es gelungen ist, die „Mehrheitsgesellschaft“ mit Konsum und Entertainment („Brot und Spiele“) bei Laune zu halten und vom Denken abzuhalten, das sollten „wir als Linke“ nicht akzeptieren.

      • @lichtgestalt:

        Schöner frommer Wunsch. Doch was können wir vlt. 12-18 % linksdenkende Menschen gegen den gesellschaftlichen Mainstream ausrichten ? Leider zu wenig. Und das kann auf Dauer frustrieren, wenn man es nicht akzeptiert (coping).

        • @DorianXck:

          "Doch was können wir vlt. 12-18 % linksdenkende Menschen gegen den gesellschaftlichen Mainstream ausrichten ?.."

           

          Links handeln? Das wäre ein Wunsch.

  • „Wo bleibt das Positive, Herr Kästner?“

    „Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es.“

    (Kästner) Ich liebe diesen Lakoniker.

     

    Wenn Eine wie Frau Merkel den „Linken“ immer die Ideen klaut, muss Mensch doch verstehen, dass die unleidlich werden… Zehn Jahre Kanzlerschaft dieser Dame führen bei „linken“ kritischen Geistern zwangsweise zu Miserabilismus. Wenn M. im Samaritergewand auftritt, ist das so wie „Bild hilft“.

    • @lichtgestalt:

      Alles Rudimente aus Merkels FDJ- Vergangenheit.

    • @lichtgestalt:

      "Man kann die Welt nicht verändern,

      Aber die ein oder andere Schweinerei abstellen."

      Georg Simmel

       

      Wenn Angie das täte - würds mich freuen - nur seh ichs nicht.

      (im übrigen - "Arthur ärgert alle Leute";)

      wurde Erich Kästner nach WK II gern gefragt - "Wo bleibt das Negative - Herr Kästner?;)

      Ansonsten hat schon ming Mouder selig solchenfalls angemerkt: " Isolde wisch mal Lohengrins Pische auf!"

    • @lichtgestalt:

      Jetzt ist Merkel sogar schon linker als die Linken?

       

      Bewundernswerte Frau. Hoffentlich bleibt sie uns noch vierzig Jahre lang Kanzlerin, dann werden alle Probleme des Neoliberalismus gelöst sein.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    "Das ist keine wirkliche Frage, sondern ein Verdacht – ein Verdacht, der sich selbst begründet, noch ehe ihm ein Faktencheck nachgereicht wird."

     

    Wenn Angela Merkel, die Bild-Zeitung und die Arbeitgeberverbände unisono etwas gut finden, dann begründet dies schon, juristisch gesprochen, einen Anfangsverdacht. Da an reinen Altruismus zu glauben, grenzt beinahe an Naivität.

  • Sehr schöner Beitrag!

    Hoffentlich wird darüber auch in den gemeinten Kreisen auch diskutiert.

     

    Zitat: Was bleibt da für Einspruch übrig?

    Die Frage ist: Warum immer Einspruch?

    Ich denke das Grundproblem ist, genau dies zu fokussieren. Den Einspruch.

     

    Faktencheck sollte ganz anderes zu Tage fördern: So gerecht, so gut, so frei, so unabhängig..... wie heute konnte sich noch keine Generation vor uns entwickeln. Diese Akzeptanz fehlt bzw. wird nicht als Errungenschaft gesehen; sondern es wird fokussiert was denn alles noch nicht stimmt... der Einspruch eben!

     

    Das behindert aber oft die Gestaltung, das Konstruktive, das Optimistische.

    • @Tom Farmer:

      Faktencheck? Haben Sie die Faktencheck-Blaupause "Schlichtung S21" mitverfolgt? Dann dürfte Ihnen klar sein, daß "Fakten" völlig subjektiv sind und daher niemals eine programmatische Sichtweise ersetzen können. "Fakten" kauft man sich bei irgendwelchen wohlgesonnenen Instituten.

       

      Nein, eine Diskussion dieses Themas erübrigt sich vollkommen.

       

      "So gerecht, so gut, so frei, so unabhängig..... wie heute konnte sich noch keine Generation vor uns entwickeln."

      >>> Da frage ich mich, warum dann ausgerechnet jetzt die Gesellschaft so ungerecht, so schlecht, so unfrei und so abhängig wie seit 50 Jahren nicht mehr ist.